Laut Berechnungen des Kreditversicherers Acredia und der Allianz Trade könnte die heimische Industrie mit Investitionen von 10,2 Milliarden Euro bis 2050 nahezu klimaneutral werden.
Die Industrie ist für etwa ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Fast drei Viertel davon entfallen auf die Eisen- und Stahlindustrie, die Chemiebranche sowie auf die Produktion von Zement und anderen nicht-metallischen Mineralien. Mit Investitionen von 2,7 Billionen Euro könnte die Industrie bis zum Jahr 2050 deutlich über 90 Prozent der Emissionen vermeiden. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie des Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade.
„Statt Kohle, Öl und Gas müssten Wasserstoff und Biomasse als Brennstoff verwendet werden und die Erzeugung von Wärme muss elektrisch erfolgen, beispielsweise über industrielle Wärmepumpen“, sagt Michael Kolb, Vorstand bei Acredia. Zusätzlich wären
Technologien zur CO2-Abscheidung und dauerhaften Lagerung erforderlich. Dafür brauche es weitere Investitionen von etwa 2,8 Billionen Euro.
Grüne Industrie-Revolution
„Wenn Industrie und Politik die Energiekrise als Chance sehen und jetzt entsprechende Maßnahmen einleiten, stehen die Aussichten für eine grüne Industrie-Revolution sehr gut“, sagt Kolb. Die CO2-Emissionen des gesamten Sektors können bis 2050 mit verbesserten
Prozessen, nachhaltigen Brennstoffen und Elektrifizierung auf nahezu Null reduziert werden. Von den weltweit benötigten Investitionen entfallen auf die Europäische Union etwa acht Prozent, das sind rund 210 Millarden Euro. Allein die Hälfte davon sind für die Elektrifizierung notwendig. Der Rest verteilt sich zu fast gleichen Teilen auf die Nutzung von Wasserstoff, innovative Produktionsverfahren und neue Technologien.
„Die Industrie ist in Österreich eine wichtige Stellschraube für eine erfolgreiche Energiewende und die Einhaltung der Klimaziele“, sagt Michael Kolb, Vorstand bei Acredia.
„Die Dekarbonisierung hat zwar ihren Preis, könnte der heimischen Industrie aber zu einer deutlich verbesserten Planungssicherheit verhelfen und den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnen“, so Kolb weiter. In Österreich wären dafür bis 2050 kumulierte Investitionen von 10,2 Millarden Euro notwendig – der Löwenanteil davon in der Zellstoff- und Papierindustrie (4,5 Mrd. Euro), in der Eisen- und Stahlindustrie (3,7 Mrd. Euro) sowie in der Zementindustrie (1 Mrd. Euro).
Für die Industrie könnten sich diese Investitionen durchaus lohnen. „Durch die Investitionen würden die industriellen CO2-Emissionen in der EU um 265 Mega-Tonnen gesenkt, das entspricht 92 Prozent der aktuellen Emissionen“, rechnet Kolb vor: „Um jährlich eine Tonne CO2 zu vermeiden, sind Investitionen von rund 790 Euro notwendig.“ Beim aktuellen CO2-Preis würde sich die Investitionssumme nach acht Jahren
amortisieren.