Mittwoch, November 20, 2024

Nach starken Rückgängen infolge der Pandemie zog die Zahl der Geschäftsreisen zuletzt wieder deutlich an. Das Vorkrisen-Niveau wurde laut dem aktuellen Report der Austrian Business Travel Association (ABTA) früher als erwartet erreicht.

Die Trendwende ist geschafft: Nach dem bitteren Corona-Jahr 2021 stieg das Volumen der Geschäftsreisen laut Statistik Austria im zweiten Quartal 2022 um 91 Prozent, im dritten Quartal nochmals um 49 Prozent, jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Basierend auf Daten führender Travel Management Companys stiegen die durchschnittlichen Flugticketpreise in Österreich im ersten Halbjahr 2022 um 18,5 Prozent. ABTA-Präsident Roman Neumeister, im Hauptberuf Travel Officer bei der OSCE in Wien, erwartet trotz sich abschwächender Konjunktur eine Fortsetzung des Wachstumstrends im Jahr 2023: »Es gibt immer noch einen Nachholeffekt. Nach den Corona-Jahren hat sich ein großer Bedarf an physischen Meetings aufgebaut.«

Die Reisebranche zählt zu jenen Wirtschaftssektoren, die besonders hart von den Auswirkungen der Pandemie getroffen wurden. Die auf Unternehmen entfallenden Reisekosten halbierten sich auf 1,7 Milliarden Euro. Bedingt durch die Reisebeschränkungen sank die Zahl der Flugreisen um 63 Prozent. Die Airlines litten doppelt unter der geringen Nachfrage: Nicht nur die Zahl der Reisen ging zurück, sondern auch der durchschnittliche Ticket­erlös. Wegen des höheren Infektionsrisikos verzeichnete auch die Bahn Rückgänge um 40 Prozent, während die Zahl der geschäftlich bedingten Autofahrten sich nur um 23 Prozent verminderte.

Von den insgesamt knapp 7,8 Millionen Nächtigungen entfielen knapp fünf Millionen auf Hotels, das entspricht einem Rückgang von 37 Prozent gegenüber 2019. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,7 Nächten zeigt einen generellen Trend: weniger Reisen, aber längere Aufenthaltsdauer. Vor allem Privatunterkünfte vom Typ Airbnb sind die Krisengewinner und inzwischen auch für Geschäftsreisende zu einer Hotel-Alternative geworden. 

ABTA-Präsident Roman Neumeister: »Es gibt noch einen Nachholeffekt.« (Bild: ABTA)

Ausblick 2023

Die von der Austrian Business Travel Association (ABTA) befragten Branchen­expert*innen erwarten überwiegend, dass die Zahl der Geschäftsreisen zwar weiter steigt, aber weniger stark als im Jahr 2022. Besonders die Airlines dürften von der entspannten Lage profitieren: Eine kluge Kapazitätssteuerung in Verbindung mit einem Nachholbedarf seitens der Kunden sollte die Profitabilität der Airlines verbessern und den Flugbetrieb stabilisieren. Eine ähnliche Entwicklung wird auch für die Flughäfen erwartet. Bei den für Geschäftsreisen relevanten Hotels ist die Auslastung noch unbefriedigend. »Die Gäste kommen zurück, aber ihre Zahl bleibt noch unter dem Niveau von 2019«, heißt es im ABTA-Report. Vor allem für Hotels im Vier- und Fünf-Stern-Bereich wären bessere Belegungsraten und steigende Zimmerpreise wünschenswert.

Die Corona-Jahre haben bei vielen Geschäftsreisenden zu einer sogenannten »Zoom-Fatigue« geführt – ein Überdruss, der sich nach unzähligen ermüdenden Onlinemeetings eingestellt hat. Während interne Meetings wohl dauerhaft online oder hybrid stattfinden werden, möchten viele Geschäftsleute wieder persönlich mit Kund*innen und Kooperationspartner*innen zusammentreffen. Klimaschutzaspekte bremsen diese Erwartungen ebenso wie höhere Preise für Tickets und Hotelübernachtungen. In einigen Unternehmen gilt bereits der Grundsatz »Nachhaltigkeit vor Wirtschaftlichkeit«.

(Titelbild: iStock)

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