Eine Analyse der Unternehmensberatung EFS Consulting zeigt eine enorme Konzentration bei öffentlichen Ausschreibungen. In einigen Branchen decken nur zehn Auftragnehmer 80 Prozent des Auftragsvolumens ab.
Bis zu 25.000 öffentliche Aufträge mit einem Volumen von insgesamt 61 Milliarden Euro werden jährlich in Österreich vergeben. Auftragnehmer sind in vielen Branchen aber nur einige wenige Unternehmen, zeigt eine aktuelle Studie. Die Expert:innen von EFS haben dafür 98 000 gemeldete Datensätze seit 2019 analysiert.
Das jährliche Auftragsvolumen bei öffentlichen Ausschreibungen entspricht mit etwa 61 Milliarden Euro rund 18 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - Tendenz steigend. Die Top-drei-Branchen mit dem größten Vergabevolumen sind Baubranche, Transport- und Beförderungsdienstleistungen sowie Transportmittel und Erzeugnisse für Verkehrsmittel.
Die höchste Konzentration von Auftragnehmern (Daten aus 2021) ist bei der Auftragsvergabe in folgenden Bereichen zu beobachten:
- Dienstleistungen für Gesundheits- und Sozialwesen: 94 Prozent von 4,1 Milliarden Euro gingen an zehn Auftragnehmer
- Transportmittel und Erzeugnisse für Verkehrszwecke: 85 Prozent von 3,6 Milliarden Euro gingen an zehn Auftragnehmer
- IT-Dienste (Beratung, Software-Entwicklung): 53 Prozent von 1,4 Milliarden gingen an zehn Auftragnehmer
- Softwarepakete und Informationssysteme: 87 Prozent von 1,5 Milliarden Euro gingen an zehn Auftragnehmer
Von rund 47.000 potenziellen Auftragnehmern in Österreich haben 2021 allerdings nur etwa 5000 Unternehmen tatsächlich Ausschreibungen für sich entscheiden können. Zu den Top-Auftragnehmern zählen hauptsächlich Konzerne wie ÖBB, Strabag und Siemens. Besonders für KMU stellen die ausgeschriebenen Auftragsvolumina jedoch eine große Chance dar, die laut EFS Consulting von jenen Unternehmen noch nicht wahrgenommen wird.
Top-10-Auftragnehmer Vergabevolumen Gesamt 2020 - 2022
12,6 Milliarden Euro: ÖBB-Personenverkehr AG (Erbringung von Verkehrsdienstleistungen für Bund, Länder und Gemeinden)
3,3 Milliarden Euro: Stadler Rheintal AG
2 Milliarden Euro: Synalab Logistic Austria GmbH
1,4 Milliarden Euro: lifebrain COVID Labor GmbH
1,3 Milliarden Euro: Strabag AG
1 Milliarde Euro: Siemens Mobility Austria GmbH, Rolling Stock
800 Millionen Euro: Plasser & Theurer, Export von Bahnbaumaschinen, Gesellschaft m.b.H Verkaufsabteilung
770 Millionen Euro: Trading & Consulting ‘H.P.C.‘ GmbH
750 Millionen Euro: Dia-Chrom Handelsges.mbH
650 Millionen Euro: Implenia Österreich GmbH
Die genannten Vergabevolumen beziehen sich auf das Volumen als „Hauptlieferant“, unter Berücksichtigung der weiteren Aufträge im Zuge einer Bietergemeinschaft als „Nebenlieferant“, erhöht sich das Volumen einzelner Unternehmen nochmals deutlich.
Aus der Analyse des Ausschreibungsmarktes durch EFS Consulting ging zudem hervor: Nur ein geringer Anteil der Auftraggeber verfügt über eine hohe Vergaberoutine. Von rund 4 500 potenziellen Auftraggebern (öffentlichen Institutionen) vergeben 87 Prozent weniger als fünf Aufträge pro Jahr.
„Bei öffentlichen Vergaben geht es um Steuergeld. Da müssen auch KMU die Chance haben mitzumachen“, sag Wolfgang Buschan, Partner bei EFS Consulting (Bild oben, Foto: Marc-Antonio Manuguerra). „Wir sind überzeugt: Mehr Wettbewerb bei Ausschreibungen führt zu mehr Innovation. Oft sind es gerade kleinere Unternehmen, die mit tollen Ideen, Konzepten und Projekten neue Wege gehen. Gerade KMU wollen wir daher fit machen für öffentliche Ausschreibungen. Davon profitiert letztlich der gesamte Wirtschaftsstandort Österreich.“
EFS Consulting biete in Kooperation mit Breitenfeld Rechtsanwälte umfassende Prozess,- und Projekt-Beratung als auch juristische Begleitung bei öffentlichen Vergabeverfahren an. „Unternehmen sollen ermutigt werden, das Potenzial zu nutzen und an Ausschreibungen teilzunehmen. In Begleitung der Expert:innen soll Effizienz beim Vergabeverfahren vermittelt sowie ein reibungs- und fehlerloser Ablauf garantiert werden“, erklärt Buschan. „Das übergeordnete Ziel ist, dass Win-Win-Situationen sowie gehaltvolle Partnerschaften entstehen und der Wettbewerb gestärkt wird.“