2022 war ein turbulentes Jahr - auch für Wirtschaft und Forschung. Während viele Unternehmen den Wandel mit neuen Köpfen an der Spitze vorantreiben, können Österreichs Wissenschaftler*innen - wie Anton Zeilinger - endlich auch wieder auf internationalen Bühnen glänzen.
Titelbild: Anton Zeilinger, Hartwig Löger und Ingrid Felipe (Credit: Jaqueline Godany/ÖAW, Georg Wilke, Gerry Berge)
Anton Zeilinger
Er mache das nur aus Neugier, gestand Anton Zeilinger, nachdem ihm im Oktober 2022 der Nobelpreis für Physik zugesprochen worden war – als erstem Österreicher seit 1945. Auch an Zeilingers Institut an der Universität Wien war lange nicht klar, »wofür das eigentlich gut sein soll«. Inzwischen kommen die Erkenntnisse der Quantenphysik in einer Vielzahl von Anwendungen zum Einsatz – etwa in Smartphones, in der Magnetresonanztomografie oder bei Laserdruckern. Die größte Aufmerksamkeit kommt jedoch der Entwicklung von Quantencomputern zu, die deutlich leistungsstärker und sicherer arbeiten könnten als klassische Computer. Ein riesiger Markt entsteht bereits – bis 2028 soll sich das Volumen von derzeit zehn auf 44 Milliarden Euro vervielfachen.
Hartwig Löger
In der Vienna Insurance Group (VIG) werden heuer die Weichen neu gestellt. Ab 1. Juli 2023 löst Ex-Finanzminister Hartwig Löger die langjährige Vorstandsvorsitzende Elisabeth Stadler ab. Sie hatte im Vorjahr angekündigt, ihr Mandat wegen Erreichung des Pensionsalters nicht mehr zu verlängern. Löger ist seit Jänner 2021 Mitglied des VIG-Vorstands. Von 2011 bis 2017 war er CEO der Uniqa Österreich, davor war er für Allianz, Grazer Wechselseitige und Donau Versicherung tätig. Sein Ausflug in die Politik endete nach der Abberufung der Kurz-Regierung als einwöchiger Zwischenkanzler bis zur Angelobung der Regierung Bierlein.
Ingrid Felipe
Bis vor kurzem Landeshauptmann-Stellvertreterin in Tirol trat Ingrid Felipe mit Jahresbeginn ihren neuen Job als Vorständin der DB Netz, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, an. Die 44-jährige Betriebswirtin, als grüne Landesrätin viele Jahre für das Verkehrsressort zuständig, wird dort für große Infrastrukturprojekte verantwortlich zeichnen. In ihren Aufgabenbereich fällt etwa der Ausbau der Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel auf deutscher Seite. Im Zuge eines internen Streits hatte die Ex-Parteichefin sämtliche Funktionen in der Landespartei zurückgelegt und im März 2022 den vollständigen Rückzug vollzogen.
Carmen Possnig
Ein Jahr in eisiger Kälte und monatelanger Dunkelheit – für die Medizinerin Carmen Possnig ging damit 2017 ein Traum in Erfüllung. Sie verbrachte 13 Monate auf einer Forschungsstation in der Antarktis, wo sie die Auswirkungen von Isolation und geringem Sauerstoffgehalt auf die Crew erforschte. In einem aufwendigen Auswahlverfahren der Europäischen Weltraumorganisation setzte sich die 34-Jährige nun gegen mehr als 22.500 Bewerber*innen durch und sicherte sich einen Platz in der 17-köpfigen ESA-Astronautenklasse 2022. Im Falle eines Einsatzes wäre sie die erste Österreicherin im Weltall.
Leonhard Schitter
Seine zehnjährige Ära bei der Salzburg AG endete mit einem Paukenschlag. Erst 2020 war sein Vertrag als Vorstandschef vorzeitig bis 2026 verlängert worden, letzten Juli gab Leonhard Schitter bekannt, mit 1. Jänner 2023 zur Energie AG Oberösterreich zu wechseln. Er ist aber weiterhin als Aktionärsvertreter der Energie AG im Aufsichtsrat der Salzburg AG vertreten. Bei den Salzburgern wurde umgehend Michael Baminger als neuer Generaldirektor bestellt; der 38-jährige Betriebswirt wird künftig neben Brigitte Bach das Energieunternehmen leiten.
Heidi Adelwöhrer
Für die Industriellenvereinigung ist es ein kleines Wunder, für Heidi Adelwöhrer nur ein Detail am Rande: Die 52-jährige Managerin, CEO von Neudoerfler Büromöbel, wurde einstimmig zur neuen Präsidentin der IV Burgenland gewählt und ist damit die erste Frau an der Spitze der Interessenvertretung. Adelwöhrer bekleidete Führungspositionen in den Industrieunternehmen Rehau, Austria Haustechnik sowie Unilever. Als CFO der Domoferm Gruppe zeichnete sie für die Bereiche Finanzen, Einkauf und Personal von 15 Gesellschaften in acht Ländern verantwortlich und begleitete die Integration in den US-Konzern Jeld-Wen.
Klemens Haselsteiner
Das »Bau-Gen« hat er geerbt: Klemens Haselsteiner, einer der drei Söhne von Hans Peter Haselsteiner, leitet seit 1. Jänner 2023 offiziell den Baukonzern Strabag SE. Der bisherige CEO Thomas Birtel schied altersbedingt aus dem Vorstand aus. Haselsteiner, Jahrgang 1980, ist seit 2011 in verschiedenen Führungspositionen im Konzern, u. a. in Russland, tätig. In den vergangenen beiden Jahren baute er das Ressort Digitalisierung, Unternehmensentwicklung und Innovation auf und verantwortet die neue Nachhaltigkeitsstrategie.
Monika Haselbacher
Das heimische Technologieunternehmen Frequentis bekam mit Jahresbeginn 2023 einen weiteren COO. Monika Haselbacher erweitert den Vorstand auf vier Personen und soll die Agenden rund um die Kundenprojekte und den Bereich Operational Excellence fokussiert steuern. Die 53-Jährige TU-Absolventin ist seit 1998 im Unternehmen tätig, seit 2018 als Geschäftsleiterin der Frequentis-Tochter PDTS. Frequentis ist in den vergangenen Jahren durch Zukäufe deutlich gewachsen und will die M&A-Strategie weiter fortsetzen.
Holger Bonin
Der deutsche Wirtschaftswissenschafter Holger Bonin, derzeit Forschungsdirektor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn sowie Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Kassel, soll neuer Chef des Wiener Instituts für Höhere Studien (IHS) werden. Der Chefposten ist seit zwei Jahren, als Martin Kocher ÖVP-Arbeitsminister wurde, vakant. Seither leitet Klaus Neusser das Institut interimistisch. Nachdem zwei Kandidaten kurzfristig abgesagt hatten, entschied sich das IHS-Kuratorium für eine Neuausschreibung.
Sabine Pfeffer
Mit 1. April 2023 wird Sabine Pfeffer neues Vorstandsmitglied der Uniqa und übernimmt die Leitung des Ressorts Kunde & Markt Bank Österreich. Sie folgt Klaus Pekarek, der in den Ruhestand tritt. Die Diplombetriebswirtin, die auch einen Master in Legal Studies sowie den Universitätslehrgang Versicherungswirtschaft an der WU Executive Academy abgeschlossen hat, besitzt mehr als 20 Jahre Führungserfahrung in der Versicherungsbranche. Zuletzt leitete sie den Verwaltungsbereich Personenversicherung bei der Wiener Städtischen Versicherung AG.
Hannes Cizek
Per 1. April 2023 wird Hannes Cizek die Geschäftsführung der Raiffeisen KAG übernehmen. Der ausgewiesene Finanzexperte folgt damit auf Rainer Schnabl, der zum Jahreswechsel als CEO zur Raiffeisen Bank Bosnien-Herzegowina wechselte. Cizek ist seit 2009 in unterschiedlichen Positionen innerhalb der Raiffeisen-Bankengruppe tätig. Zuletzt leitete er den Bereich Group Strategy, davor Group Digital Banking in der Raiffeisen Bank International.
Stefan Bachmann
Der Schweizer Regisseur Stefan Bachmann löst 2024 Martin Kusej als Burgtheater-Direktor ab. Kusej hatte seine Bewerbung zurückgezogen – seine glücklose Ära war von Corona, Kritik an seinem Führungsstil und zuletzt der Kinderporno-Affäre um Florian Teichtmeister überschattet. Bachmann, seit 2013 Intendant des Schauspielhaus Köln, machte sich in Wien durch einprägsame Inszenierungen einen Namen. Auch gegen ihn wurde 2018 der Vorwurf eines »toxischen Arbeitsklimas« erhoben, seither übt sich der 56-Jährige in Selbstreflexion und steht für Teamarbeit.
(Bilder: ESA/P.Sebirot, APA/Helmut Fohringer, Neudoerfler, Raiffeisen/Roland Rudolph, Frequentis AG, EFI, Franz Pflügl, APA)