Samstag, Dezember 21, 2024

Angesichts des wirtschaftlichen Gegenwinds zögern Unternehmen derzeit, Investitionen zu tätigen. Risikofaktor Nummer eins sind unsichere Lieferketten, noch vor steigenden Rohstoffpreisen und der Energiekrise.

So lauten zumindest die Ergebnisse einer neuen Studie des Capgemini Research Institutes. 43 Prozent der dabei befragten Unternehmen machen die Resilienz ihrer Lieferkette zur Priorität und planen, Investitionen in speziell diesen Bereich zu erhöhen. 39 Prozent beabsichtigen hingegen, verstärkt in Technologie zu investieren, um Kosten zu senken und die Transformation ihres Business voranzutreiben. Und, überraschend: Nachhaltigkeit hat für Unternehmen in den USA und China einen höheren Stellenwert als in Europa.

Im Rahmen der Studie „Advancing Through Headwinds: Where are Organizations investing?“ befragte das Capgemini Research Institute im November und Dezember 2022 in 15 Ländern insgesamt 2.000 Teilnehmer*innen aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde US-Dollar. Das Forschungsteam hat ihre Investitionsstrategien für die nächsten 12 bis 18 Monate in Bereichen wie digitale Transformation, Lieferkette, Talente und Fähigkeiten sowie Nachhaltigkeit analysiert.

„Weltweit konzentrieren Entscheider*innen in Unternehmen ihre Investitionen auf die Transformation ihres Geschäfts. Dabei sollten sie die Chancen nutzen, die Technologie bietet – nicht nur, um ihr Unternehmen effizienter, nachhaltiger und resilienter zu machen, sondern insbesondere, um langfristige Wachstumsmöglichkeiten zu schaffen. Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, in die Mitarbeitenden zu investieren, damit sie diese Transformationen des Geschäftsmodells und der Wertschöpfungskette umsetzen können,“ sagt Aiman Ezzat, CEO von Capgemini.
 
Investitionen in Diversifizierung haben Priorität

Unterbrechungen der Lieferkette halten 89 Prozent der Unternehmen weltweit für das größte Risiko für das Wirtschaftswachstum in den nächsten 18 Monaten, noch vor den steigenden Rohstoffpreisen (67 Prozent) und der Energiekrise (64 Prozent). Um dieses Risiko zu minimieren, plant mehr als ein Drittel der Entscheidungsträger*innen, die Investitionen in ihre Lieferkette im nächsten Jahr und darüber hinaus zu erhöhen – um durchschnittlich 10,4 Prozent im Vergleich zum derzeitigen Niveau. Sie sehen Investitionen in Technologien für die Lieferkette vor, um die Agilität, Transparenz und Übersichtlichkeit der Lieferketten zu optimieren, sowie Investitionen in die Diversifizierung der Zulieferer, der Produktion und der Transportpartner. 
 
Zu den vorrangigen Maßnahmen zur Diversifizierung der Lieferkette gehören Onshoring oder Nearshoring, um Produktionsstätten in größerer Nähe zu den Absatzmärkten zu schaffen, die Lieferantenbasis zu regionalisieren und die Abhängigkeit von einer einzigen geografischen Region zu verringern. Die westeuropäischen Länder planen, stärker in die Diversifizierung der Lieferkette zu investieren, während die APAC-Länder größere Investitionen in Lieferkettentechnologien vorsehen.

Technologieinvestitionen: Mittel zur Kostensenkung und Business-Transformation

Um dem ungünstigen Wirtschaftsklima zu trotzen, suchen die Unternehmen nach Technologien, die dazu beitragen, schnell wirtschaftlichen Wert zu generieren. Den Studienergebnissen nach wollen rund 39 Prozent ihre Investitionen in Technologie zumindest auf demselben Niveau halten (44 Prozent in Deutschland), ebenfalls 39 Prozent beabsichtigen, sie in den nächsten 12-18 Monaten zu steigern. Die Führungskräfte wollen Technologie in erster Linie nutzen, um Kosten zu senken und schnellere Entscheidungen zu treffen, indem sie Cloud, Data und Analytics einsetzen. Um ihre Unternehmen im kommenden Jahr noch besser zu schützen, plant fast die Hälfte der Führungskräfte, die Ausgaben für Cybersicherheit erhöhen.

Nachhaltigkeitsinvestitionen: Anstieg in den USA und China

Der Studie zufolge haben mehr als die Hälfte der Unternehmen in den letzten 12 bis 18 Monaten aufgrund der ungünstigen Marktbedingungen ihre Ausgaben für ökologische Nachhaltigkeit bereits reduziert, und nur 33 Prozent planen, diese zu erhöhen, obwohl sie nur einen geringen Anteil ihrer Gesamtinvestitionen ausmachen. So gibt weniger als ein Drittel der Unternehmen an, auf einem guten Weg zu sein, ihre gesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Ganz anders Unternehmen in den USA (41 Prozent) und China (53 Prozent), die ihre Nachhaltigkeitsinvestitionen in den nächsten 18 Monaten erhöhen wollen. Dadurch soll aber auch der im letzten Jahr zu beobachtende Rückgang zum Teil ausgeglichen werden. Die Anteile der europäischen Unternehmen, die dies planen, liegen deutlich darunter.

Der erhöhte Druck auf Nachhaltigkeitsinvestitionen könnte zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass die meisten Manager in ökologischer Nachhaltigkeit eher eine kostspielige Verpflichtung als eine Investition in die Zukunft sehen, so die Studienautor*innen. Darüber hinaus geben 74 Prozent der Entscheidungsträger an, dass die Kund*innennachfrage nach nachhaltigen Produkten und Services zurückgegangen ist. Viele Kund*innen scheinen nicht bereit, in der aktuellen Situation einen Aufpreis für grünere Produkte zu zahlen.

Ausgaben für Personal vorwiegend für Strategien zur Hybrid- und Remote-Arbeit

Für die kommenden 12 bis 18 Monate planen die Unternehmen jedoch, ihre Investitionen in wichtigen Bereichen wie Mitarbeiter*innenerlebnis, Qualifizierung/Weiterbildung und Diversität zu reduzieren. Das Team des Capgemini Research Institute empfiehlt angesichts dieser Ergebnisse, dass Arbeitgeber ihre Investitionen in diesen Bereichen aufstocken sollten - denn der Wettbewerb um Fachkräfte limitiere die eigenen Wachstumschancen.

Die vollständige Studie gibt es hier zum Nachlesen: https://www.capgemini.com/insights/research-library/investment-trends/

(Titelbild: iStock)
 

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