Mittwoch, November 20, 2024

Investitionen – ob in Anlagen oder intellektuelles Kapital – sind immer mit Risiko verbunden und trotzdem unumgänglich, meint Gerhard Luftensteiner, CEO KEBA Group AG. Er wurde für seine im Unternehmen etablierte Innovationskultur von EY in der Kategorie Nachhaltigkeit & Greentech als »Entrepreneur of the Year 2022« ausgezeichnet.

Wie können Unternehmen ihre Innovationskraft stärken?

Gerhard Luftensteiner: Indem sie sich bewusst mit der Zukunft beschäftigen, Teams bilden oder Rollen definieren, die sich dem Thema Innovation widmen und dafür auch Zeit und Budgets zur Verfügung gestellt bekommen – denn Innovation entsteht nicht nebenbei. In diesem Sinne eine Innovationskultur aufbauen: damit man sich laufend mit dem Thema beschäftigt. Unsere Innovationsteams schauen immer einige Jahre nach vorne, stehen auch mit unseren Kunden in engem Kontakt und diskutieren mit ihnen, welche wesentlichen Trends sie sehen. Da lässt sich vieles entdecken, wo die Reise hingehen kann. Dann heißt es entscheiden, was man für sich davon ableitet und wofür man Budgets zur Verfügung stellt. 

Wird das Potenzial der eigenen Mitarbeiter*innen oft unterschätzt?

Luftensteiner: Das mag von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein. Es gibt Menschen, die eine große Vorstellungskraft haben, andere sind stark im Tagesgeschäft. Eine Kultur, in der man sich mit seinem Können entfalten kann, hilft, die vorhandenen Potenziale zu heben. Bei uns können Menschen verschiedene bzw. mehrere Rollen einnehmen und so ihr Können breit einbringen. Wir schreiben unsere Rollen – also auch jene zum Thema Innovation – auf unserem internen Role Market Place aus. Damit ermöglichen wir allen Kolleg*innen, die eine Leidenschaft für Innovationsprozesse haben und an der Gestaltung der Zukunft mitwirken wollen, sich aktiv einzubringen. 

Braucht es eine positive Fehlerkultur?

Luftensteiner: Es braucht eine Innovationskultur. Eine, in der man Dinge, die noch nicht perfekt sind oder gleich erfolgreich sein müssen, probieren kann und darf. In der man nicht zu schnell aufgibt oder sich auch mal eingesteht, dass es zwar eine tolle Idee ist, aber ihre Zeit noch nicht gekommen ist oder man keinen Kunden dafür begeistern kann. Es braucht eine Kultur, Zukunft gestalten zu wollen. Etabliert man, dass bewusst über die Zukunft gesprochen wird, dann wird auch etwas entstehen.

Wie groß ist das Risiko, in neue Ideen zu investieren?

Luftensteiner: Unternehmertum ist immer ein Risiko. Jedes Unternehmen tätigt Investitionen – in Anlagen oder intellektuelles Kapital. Alle Investitionen sind mit dem Risiko verbunden, dass sie sich nicht rentabilisieren. Innovation ist nichts anderes als die Investition in neue Produkte oder neue Generationen. Nur wegen der Angst zu scheitern, nicht ins Thema Innovation zu investieren, ist für kein Unternehmen eine Alternative. Manchmal dauert es länger und man muss Geduld mitbringen oder auch mal erkennen, dass sich nicht alles wie gewünscht umsetzen lässt. Wir haben viele tolle Innovationen, die unsere Kunden begeistert haben, aber auch welche, die nicht den gewünschten Markterfolg gebracht haben.

Es gibt keine Garantie für den Erfolg, aber das ist Teil des Unternehmertums. Aber wenn man sich nicht traut, passiert gar nichts. Innovation hat mit Mut und Zutrauen zu tun. 

(Titelbild: KEBA Group)

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