Eine Mischung aus hohen Energiepreisen und immer strengeren Vorgaben sorgen für einen Run auf Effizienz- und Transparenzmaßnahmen. Besonders viele Anfragen verzeichnet Quality Austria derzeit zur Treibhausbilanz-Norm ISO 14064. Aber auch Energiemanagementsysteme sind sehr gefragt, zumal diese mit bis zu 50.000 Euro gefördert werden. Axel Dick, Umwelt- und Energie-Experte bei Quality Austria (Bild), erklärt die Hintergründe und welche Energieeffizienz-Maßnahmen Unternehmen sehr rasch umsetzen könnten.
Auf EU-Ebene tritt schon bald eine wichtige Änderung in Kraft: Die seit 2017 geltende Non Financial Reporting Directive (NRFD) zur Nachhaltigkeitsberichterstattung wird schrittweise von der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) abgelöst. Bereits mit 2025 wird die EU-Richtlinie voraussichtlich für all jene Unternehmen gelten, die bereits bisher von der NRFD betroffen sind. Ab 2026 gilt sie für alle großen Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden. In vielen Betrieben laufen daher bereits jetzt die Vorbereitungen.
Treibhausgas-Emissionen offenlegen
Der bei Quality Austria für Umwelt, Energie und CSR zuständige Fachexperte Axel Dick erklärt die Hintergründe: „Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive wird die Vergleichbarkeit der Informationen in den Nachhaltigkeitsberichten erhöht. Zudem werden die Freiräume für die Unternehmen kleiner und die Berichte müssen von akkreditierten Prüfern zertifiziert werden.“ Die CSRD hat unter anderem auch zur Folge, dass die betroffenen Unternehmen künftig ihre Treibhausgas-Emissionen gemäß dem ESRS E1-Standard umfassender darlegen müssen. Das ist mit ein Grund dafür, warum Quality Austria derzeit ein stark gestiegenes Interesse für Verifizierungen und Validierungen nach der Treibhausbilanz-Norm ISO 14064 und für dazugehörige Trainings verzeichnet.
Firmenkunden pochen auf Transparenz
Der Run auf die ISO 14064 erklärt sich aber auch dadurch, dass Unternehmen von ihren Lieferanten zunehmend die Bilanzierung und Offenlegung ihrer Treibhausgas-Emissionen einfordern. Zudem referenziert die Norm auch auf die EU-Taxonomie-Verordnung, die Bestandteil des „Green Deals“ der EU ist. Die EU-Taxonomie enthält Bedingungen, wann eine Wirtschaftstätigkeit als nachhaltig anzusehen ist und wann nicht. „Ziele der ISO 14064 sind unter anderem die systematische Überwachung und Reduktion der Treibhausgas-Emissionen sowie die Erstellung einer Treibhausgas-Bilanz“, erläutert Dick.
Bis zu 50.000 Euro Förderung
Generell gestiegen ist aber auch das Interesse nach dem Aufbau von Energiemanagementsystemen, zumal Unternehmen derzeit dafür beim Austria Wirtschaftsservice (AWS) einen Zuschuss von bis zu 50.000 Euro beantragen können. Viele Organisationen orientieren sich an der Energiemanagementnorm ISO 50001. Die Treibhausgasnorm ISO 14064 stellt sowohl zur ISO 50001 als auch zur Umweltmanagementnorm ISO 14001 eine gute systemische Ergänzung zur Steuerung und Überwachung der Treibhausgase dar.
Tipps für einfach umsetzbare Energiesparmaßnahmen
Neben diesen systemischen Ansätzen zur Erhöhung der Energieeffizienz hat der Experte aber auch Tipps für die Ergreifung von Sofortmaßnahmen: PCs und andere elektronische Geräte im Stand-by-Modus könnten beispielsweise nach Büroschluss mittels Zeitschaltuhren komplett ausgeschalten werden. „Hochgerechnet auf ganz Österreich entstehen durch den Stand-by-Betrieb unnötige Kosten von rund 150 Millionen Euro pro Jahr“, erklärt Dick. Wichtig sei aber auch eine Bewusstseinsbildung unter den Mitarbeitern, dass Klimaanlagen und Heizgeräte nicht auf Hochbetrieb laufen müssen und zudem ausgeschaltet werden sollten, wenn die Räumlichkeiten nicht benützt werden. Mittelfristig sehr effektiv können auch Beschaffungsrichtlinien sein, in denen klar festgehalten wird, welchen maximalen Energieverbrauch neue Geräte haben dürfen.
Mehr Infos zu Förderung für KMU: www.aws.at/richtlinien/richtlinie/richtlinien-enms-foerderung-fuer-energiemanagementsysteme-in-kmu
Ausführliche Fachinformationen zur CSRD-Richtlinie, zu den Berichtsstandards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen und zu weiteren spannenden Themen gibt es beim qualityaustria Nachhaltigkeitsforum am 24. November (Online-Veranstaltung). Anmeldung unter: www.qualityaustria.com/nachhaltigkeitsforum2022
Bild: Quality Austria/Anna Rauchenberger