Donnerstag, Juli 18, 2024



Intelligentes Controlling könnte die Grundlage für "Sustainable Finance" werden: Das Thema Nachhaltigkeit wird in Zukunft eine immer entscheidendere Rolle im Finanzalltag spielen und die reine Definition von Profitabilität verändern. Im Gespräch dazu Yvonne Gammeter (PostFinance AG), Bernd von Staa (msg global) und Klaus Klinger (msg Plaut).


Nachhaltigkeit und Profitabilität in einem Atemzug - wie geht das bei einem Finanzinstitut wie der PostFinance AG zusammen?

Yvonne Gammeter: Die Welt verändert sich. Und das macht auch vor Banken nicht Halt. Zum einen wird beispielsweise alles digitaler, transparenter, schneller, zum anderen gibt es weitere Trends, die unser Handeln maßgeblich bestimmen oder uns künftig bestimmen werden. Natürlich: Profitabilität bleibt für ein Unternehmen wie das unsere immer prioritär. Aber es kommen immer mehr Faktoren hinzu, die Profitabilität neu definieren und in der Entscheidungsfindung bedeutender werden. Nachhaltigkeit dürfte in der Zukunft einer davon werden.



Bild: Yvonne Gammeter ist Leiterin des Bereichs Werteflüsse und Systeme bei der PostFinance AG, einer Tochter der Schweizerischen Post. 

Wie wirkt sich das aus?

Yvonne Gammeter: Für alle Aspekte der Rentabilität ist es wichtig, die Grundlagen zu kennen. Mit der Digitalisierung generieren wir große Datenmengen. Diese heißt es möglichst effizient und in der benötigten Granularität aufzubereiten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Die Aufbereitung erfolgt bei PostFinance AG sowohl auf Ebene der Einzelkunden als auch für unsere dahinterliegenden Business Modelle. Auf dieser Basis können wir die Kosten und Rentabilitäten auf verschiedenste Aspekte analysieren. So können wir unsere eigenen Geschäftsmodelle und Prozesse hinterfragen und diese auf neue Anforderungen auslegen und optimieren. 

Welche Software steckt hinter diesen Prozessen?  

Yvonne Gammeter: Unser Rückgrat für diese Fragen im Controlling ist neuerdings SAP Profitability und Performance Management. Hier werden die Datengrundlagen aus verschiedenen Umsystemen modelliert und so aufbereitet, dass Rentabilitätsanalysen überhaupt möglich sind. 

Was steckt da dahinter?

Klaus Klinger: Profitability und Performance Management von SAP oder kurz SAP PaPM ist so etwas wie die Controlling-Glaskugel. Flexibel und transparent kann die Plattform dank weitreichender Analysen Antworten für fast alle Fragen aus der Sicht eines Controllers liefern – immer unter der Voraussetzung, dass die zugrunde liegenden Grundlageninformationen in den Umsystemen vorhanden sind. Wie schon kurz erwähnt wurde, geht es besonders darum, eine aussagekräftige, datenbasierte Grundlage für strategische Entscheidungen zu erhalten, um das Unternehmen effizienter zu machen und die Rentabilität zu maximieren. Dabei bietet SAP PaPM große Flexibilität in der Modellierung der Daten und wir können Anpassungen in den Datenmodellen selbst vornehmen. 



Bild: Klaus Klinger ist Head of SAP Finance & Analytics bei msg Plaut in Österreich.

Was heißt das technologisch konkret?

Bernd von Staa: Als wir das Projekt gemeinsam mit PostFinance gestartet haben, waren Dinge wie fortschrittliche Geschäftsmodellierung mit Szenariotechnik, detaillierte, mehrdimensionale Gewinn- und Kostenanalysen oder Simulationen nur eingeschränkt möglich. Die SAP-Plattform hat das geändert. Flexible, wiederholbare und transparente Prozesse ersetzen Tabellenkalkulationen und zeigen Wirkung: Zykluszeiten wurden verkürzt, das Vertrauen in die Entscheidungsfindung gesteigert. Für die PostFinance war das ein Riesen-Sprung in Richtung digitaler Transformation des Bankings.



Bild: Bernd von Staa ist Executive Vice President & Managing Director Banking bei msg global solutions.

Wie sieht das Banking der Zukunft aus?

Bernd von Staa: Als Teil der msg Gruppe verstehen wir uns als führenden Partner bei der Digitalisierung des Finanzbereichs, begleiten seit Jahren und Jahrzehnten unsere Banken- und Versicherungskunden mit smarten, innovativen und plattformbasierten Lösungen in die digitale Zukunft. Wir sind nah am Kunden, nah am Menschen und wissen daher genau, was diese wünschen. Um es noch einmal aufzugreifen: Sustainable Finance ist zukünftig das Gebot der Stunde. Und das nicht nur, weil der Regulator mit seinen Strategien für nachhaltige Finanzierung, ausgelegt an ESG, hier gerade ein Augenmerk darauflegt. Wir haben uns selbst umgehört: 60 Prozent aller Fach- und Führungskräfte im Finanzwesen, die wir in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut im vergangenen Jahr im Rahmen unserer Studie „Sustainable Banking“ befragt hatten, gaben an, dass aus den Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit strategische Vorteile für ihr Kreditinstitut erwachsen. 


Über die Personen

Yvonne Gammeter ist Leiterin Werteflüsse und Systeme bei der PostFinance AG. In dieser Rolle ist sie für die Controllingmodelle bei der Finanz- und Bankentochter der Schweizer Post verantwortlich und treibt federführend die digitale Transformation mit der Einführung der Profitablity und Performance Management Plattform von SAP im eigenen Haus voran. 

Klaus Klinger ist Head of SAP Finance & Analytics bei msg Plaut Austria und hat das SAP-Projekt mit der PostFinance AG in führender Rolle umgesetzt.

Bernd von Staa ist Executive Vice President & Managing Director Banking bei msg global solutions. In dieser Funktion leitet er das Geschäft mit Bank- und Versicherungskunden von msg in Deutschland sowie das weltweite Business Development für Bankenlösungen innerhalb der msg-Gruppe.

Bilder: iStock, Dominique Zwygart, msg plaut

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