Mittwoch, November 20, 2024



Studie von Capgemini: Die richtige Datenstrategie bringt Unternehmen ihren Klimaschutzzielen näher. Firmen, die bei Entscheidungsprozessen Emissionsdaten berücksichtigen, konnten ihren CO2-Ausstoß um zusätzliche 4,6 Prozent pro Jahr senken.


Damit Unternehmen ihre Dekarbonisierungsziele erreichen können, müssen sie das Potential ihrer Emissionsdaten vollständig ausschöpfen. Die neue Studie des Capgemini Research Institute, „Data for Net Zero: Why data-powered intelligence is key to bridging the gap between net zero ambition and action“, zeigt: Die große Mehrheit (85 Prozent) der Unternehmen erkennt zwar den Wert von Emissionsdaten, aber fast die Hälfte (48 Prozent) ist nicht gut genug aufgestellt, um diese Daten zur Entscheidungsfindung zu nutzen. Derzeit verwenden Unternehmen Emissionsdaten hauptsächlich dafür, ihre Umweltbilanz auszuweisen und nur selten, um bestehende Prozesse zu verbessern oder Möglichkeiten zur Emissionsreduktion zu eruieren.

„Welche Schritte Unternehmen und Regierungen heute einleiten, entscheidet über den Erfolg, mit dem sie die gesetzten Net-Zero-Ziele in Zukunft erreichen können. Emissionsdaten sowie Analysen auf Basis der Daten ermöglichen es ihnen, Fortschritte zu erfassen, mit Blick auf neue Regularien und Gesetze voranzugehen oder Kundenerwartungen seriös entgegenzukommen,“ sagt Werner Kirsch, Sustainability Lead bei Capgemini in Österreich (Bild oben). „Ein datenbasierter Ansatz kann den entscheidenden Unterschied machen, um Klimaschutzziele zu erfüllen. Auch die Kooperation entlang der Wertschöpfungskette und globale Allianzen können zu effektivem Emissionsmanagement beitragen. In erster Linie aber müssen Unternehmen klare Emissionsziele definieren und in ihre Kompetenzen zur CO₂-Bilanzierung investieren, damit sie von Ambitionen in erfolgreiches Handeln kommen.“

Im Rahmen der Studie wurden mehr als 900 Unternehmen befragt, die sich in den letzten zwei Jahren das Ziel von Netto-Null-Emissionen gesetzt haben. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Unternehmen, die Emissionsdaten in ihre Entscheidungsprozesse einbezogen haben, konnten bereits Nutzen daraus ziehen: Dazu zählt eine zusätzliche Emissionsreduktion um durchschnittlich 4,6 Prozent – über die Effekte bereits bestehender Nachhaltigkeitsmaßnahmen hinaus – sowie mehr Transparenz.

Indirekte Emissionen sind die größte Herausforderung
Besonders anspruchsvoll ist es für die meisten Unternehmen, Daten über die entlang der Wertschöpfungskette indirekt verursachen Scope-3-Emissionen1 zu erfassen und zu managen. Schätzungen zufolge betragen die Scope-3-Emissionen im Schnitt bis zu 95 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Unternehmens. Allerdings sehen sich nur 24 Prozent der Unternehmen in der Lage, genau oder zumindest annähernd zu überblicken, welche Lieferanten für den Großteil dieser Emissionen verantwortlich sind. Darüber hinaus misst weniger als ein Drittel (30 Prozent) der Unternehmen die Emissionen aus bezogenen Waren und Services. Lediglich 27 Prozent ermitteln den CO2-Ausstoß bei der Nutzung der von ihnen verkauften Produkte.

Die Gründe dafür liegen teils in mangelndem Vertrauen in die von den Unternehmen erhobenen Daten, denn diese beruhen häufig auf Branchenschätzungen oder wurden von Dritten erhoben. Ein weiterer Grund ist ein Mangel an Sachkenntnis auf dem Gebiet der CO₂-Bilanzierung. Viele Organisationen verfügen nicht über die Expertise und Erfahrung darin, wie man Emissionen misst und diese Daten zur Entscheidungsfindung nutzt.

Scope-3-Emissionen bestehen aus vor- und nachgelagerten Emissionen. Vorgelagerte Emissionen stammen aus indirekten Quellen in der Lieferkette eines Unternehmens, z. B. aus dem Einkauf von Waren und Services, dem Vertrieb oder Transport. Nachgelagerte Emissionen entstehen durch die Nutzung der verkauften Produkte und den Umgang mit ihnen am Ende ihres Lebenszyklus.

Qualifizierung und Kooperation maßgeblich für Fortschritte
Intensive Zusammenarbeit im erweiterten Ökosystem ermöglicht Organisationen den Zugang zu verlässlichen Emissionsdaten. Nach eigenen Angaben beteiligen sich derzeit weniger als ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen an Initiativen für ein Datenökosystem, um Emissionsdaten mit externen Akteuren wie Nichtregierungsorganisationen, Wettbewerbern, Lieferanten und Kunden zu teilen. Nach Einschätzung der Studienautoren können Unternehmen Net Zero allerdings nur erreichen, wenn sie eng mit ihren Zulieferern zusammenarbeiten, um Emissionen besser zu erfassen und zu managen.

Die Studie von Capgemini unterstreicht auch die Notwendigkeit eines soliden Datenmanagements für Fortschritte bei der Dekarbonisierung. Es muss Unternehmen gestatten, Daten aus verschiedenen Quellen zu bündeln, zu konsolidieren und zu optimieren. Dazu ist es erforderlich, Verantwortlichkeiten für die Dekarbonisierung im gesamten Unternehmen festzulegen, klare CO2-KPIs für die Business-Teams zu definieren und stärker in Fähigkeiten zur Bilanzierung der CO2-Emissionen zu investieren.

Denn 67 Prozent der Unternehmen nannten den Mangel an Kenntnissen im Bereich der CO₂-Bilanzierung als eine der größten Herausforderungen bei der Emissionserfassung und -berichterstattung. Bisher investieren nur sehr wenige Unternehmen (7 Prozent) in die Sensibilisierung und Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zum Thema Kohlendioxidemissionen. Dies zu ändern, könnte dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu beheben.

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