Mittwoch, November 20, 2024

Report(+)PLUS zeigt aktuelle Vorzeigeprojekte aus massiven Baustoffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gemeinsam ist allen Projekten, dass sie die Jurys renommierter Wettbewerbe überzeugen konnten. (Titelbild: Xella)

Kühles FLAIR in the City

Im Herzen von Atzergsdorf wurde mit FLAIR in the City eine Wohnanlage errichtet, die dank hochwertigen massiven Baumaterialien und ausgeklügelter Bauphysik eine Reduktion der sommerlichen Aufheizung um vier Grad Celsius ermöglicht.

FLAIR in the City ist ein mehrgeschossiger Wohnbau kombiniert mit Einfamilienhäusern und Stadtvillen, der als Leuchtturmprojekt hochwertiger städtischer Bebauung unter Berücksichtigung von Umwelt- und Gesundheitsaspekten und sozialer Verantwortung gilt. Errichtet wurde die Anlage aus hochwertigen massiven Materialien mit ausgeklügelter Bauphysik und hoher Beständigkeit im Niedrigenergiestandard. Bei den mineralisch massiven Außenwänden mit hervorragenden Wärmedämmeigenschaften und außenliegendem Vollwärmeschutz wurden dank der hohen Schall- und wärmedämmenden Eigenschaften Silka Kalksandstein und Ytong Porenbeton verwendet. Ein ideales Sorptions- und Feuchtespeicherungsvermögen wird durch spezielle mineralische Putze und Mineralfarben im Zusammenspiel mit den mineralischen Massivwänden erreicht.

Gemeinsam mit dem Magistrat 22/Umweltschutz der Stadt Wien wird FLAIR in the City als Vorzeigeprojekt hinsichtlich der Vermeidung der städtischen Überhitzung durch Versiegelung und Bebauung geführt. Anhand eines 3D-Modells wurden vor Einreichung des Projekts zur Baugenehmigung mehrere umwelttechnische Simulationen hinsichtlich Klimabeeinflussung, Vermeidung von Hitzeinseln, Windauswirkungen auf die Umgebung und vieler weiterer Faktoren durchgeführt. Für die Bewohner*innen bedeutet die innovative Bauweise eine Reduktion der sommerlichen Aufheizung von bis zu vier Grad Celsius im Vergleich zur Umgebung.

Dafür gab es das internationale Greenpass-Zertifikat »Gold« sowie das klimaaktiv Bronze-Nachhaltigkeitszertifikat des Bundesministeriums für Umwelt. Und Baustoff-Hersteller Xella verlieh der Wohnanlage die »Xella eXcellence Auszeichnung«.

Prämierter Österreich-Pavillon aus Beton

Mit 38 Betonkegeltürmen sorgte der Österreich-Pavillon auf der Expo in Dubai vor Ort und in der Heimat für jede Menge Gesprächsstoff. Die Jury des renommierten »Architektur & Designpreis« zeigte sich begeistert und zeichnete den Pavillon in der Kategorie »Nachhaltige Architektur« aus. 

Das geometrische Grundmotiv des Pavillons war der Kegel mit einem Durchmesser von sieben Metern an der Basis und einem Meter an der Spitze, insgesamt 38 Kegel unterschiedlicher Höhe, nämlich sechs, neun, zwölf und 15 Meter, wurden auf einem Raster arrangiert und miteinander verschnitten. Der von querkraft architekten auf einer Fläche von 2.400 m² konzipierte Österreich-Pavillon kam weitgehend ohne technische Kälteerzeugung aus und benötigte bis zu 70 Prozent weniger Energie als konventionell klimatisierte Gebäude in Dubai. Der Pavillon sollte eine Manifestation des Expo-Mottos »Connecting Minds, Creating the Future« sein und Ideen und Visionen zu gesellschaftlich relevanten Themen unserer Zeit, wie die Erderwärmung durch den Klimawandel, aufgreifen.

Der Österreich-Pavillon bei der Expo in Dubai bestand aus 38 Kegeltürmen, die dank der Speichermasse des Baustoffs Beton und einer ausgeklügelten Architektur weitgehend ohne technische Kälteerzeugung auskamen. (Bild: Andreas Keller) 

Für die Klimatisierung des Pavillons erwies sich Beton als idealer Baustoff. Tagsüber bleiben die Abdeckungen der in den Höhen unterschiedlichen Kegeltürme geschlossen, nachts werden sie geöffnet, um den thermischen Auftrieb für eine forcierte Luftströmung zur Kühlung der innenliegenden Speichermassen zu nutzen. Dieser Kühleffekt macht den weitgehenden Verzicht auf konventionelle Klimatechnik möglich. In der Art eines Verbundstoffes sind die Beton-Fertigteilschalen innen mit einer Lehmschicht ausgekleidet. Diese bindet die Luftfeuchtigkeit. Außen sind die Beton-Fertigteilschalen mit weißer Farbe beschichtet, die das Sonnenlicht reflektiert und somit den Hitzeeintrag reduziert.

Auch an eine mögliche Nachnutzung wurde gedacht. Denn die Beton-Fertigteile der 38 Kegel können einfach rückgebaut und an einem anderen Ort wiederaufgebaut werden.

Grünes Regal

Der Ikea Wien Westbahnhof sorgt seit seiner Eröffnung international für viel Furore. Nicht nur weil es sich um die erste innerstädtische Filiale des Möbelriesen handelt, sondern auch weil der City-Ikea ein absolutes Vorzeigeprojekt für klimafittes Bauen ist. Der Baustoff Beton spielt dabei eine tragende Rolle.

Von außen wirkt die Ikea-Filiale am Wiener Westbahnhof wie ein überdimensionales Hochregal. Idee und Konzeption des »lebendiges Stadtregals« stammen vom Team der querkraft architekten. Beton spielte bei der Umsetzung eine zentrale Rolle, und das schon in einer sehr frühen Projektphase. Denn unterhalb des Gebäudes verlaufen die Tunnelröhren einer U-Bahn-Linie, die die gewohnte Druckbelastung, das Gewicht des Bestandes, erfordern. Hätte man das alte Gebäude herkömmlich abgebrochen, hätten sich die Tunnelröhren durch den Auftrieb des Grundwassers gehoben. Somit musste in der allerersten Bauphase für ausreichend Auflast gesorgt werden, indem bereits die massive Betondecke des Erdgeschoßes eingebaut wurde. Erst durch diese Gewichtskompensation konnte mit dem Abbruch des alten Mauerwerks und den Aushubarbeiten der künftigen Lagerräume über eine Öffnung in der Betondecke begonnen werden.

Mit dem neuen City-Ikea in Wien ist ein in vielerlei Hinsicht innovatives Gebäude gestanden, bei dem der Baustoff Beton vom Keller bis zum Dach seine Vielseitigkeit und Flexibilität unter Beweis stellen konnte. (Bild: hertha-hurnaus-querkraft)

Um die Flexibilität der offenen Innenräume zu bewahren, wurde das Kerngebäude auf allen vier Seiten um 4,3 Meter eingerückt. Dadurch entstanden rund um das Haus luftige Arkaden. Die Infrastrukturanlagen wie Aufzüge, Stiegenhäuser oder Haustechnikschächte sowie begrünte Terrassen wurden in die 4,3 Meter tiefe Außenzone gelegt. In den bauteilaktivierten Betondecken sind rund 40 Kilometer Rohrleitungen zum Heizen im Winter und zum Kühlen im Sommer verlegt. Die Speichermasse Beton wird dabei von einer effizienten Wärme-/Kältepumpenanlage gespeist. In Summe sind rund 13.000 Kubikmeter Beton in dem Gebäude verbaut.

Der City-Ikea wurde unter anderem mit einer BREEAM-Zertifizierung »excellent« und dem Greenpass Platinum-Zertifikat ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um den ersten internationalen Zertifizierungsstandard für Klimaresilienz. Insgesamt werden dabei sechs urbane Themenfelder mit Fokus auf den Freiraum analysiert, optimiert und bewertet: Klima, Wasser, Luft, Biodiversität, Energie und Kosten.

Die schönsten Fassaden Europas

Im Mai 2022 wurde zum bereits fünften Mal der »Baumit Life Challenge Award« vergeben. Der Preis für die schönste Fassade Europas ging an die Cukrana Gallery in Slowenien. In der Kategorie »Historische Sanierung« ging der Preis an die Friedensburg Schlaining. 

Beim Baumit Life Challenge Award fließen neben Design, Optik und Verarbeitung auch Kriterien wie soziale Aspekte, Nachhaltigkeit und Verwendung von ressourcenschonenden Baumaterialien in die Bewertung ein. Das Gewinnerprojekt »Cukrana Gallery« zeichnet sich laut Jury durch eine durchdachte Planung und Sanierung aus, womit einem alten ungenutzten Industriegebäude neues Leben eingehaucht und es einer völlig neuen Nutzung zugeführt wurde.

Die Friedensburg Schlaining, Standort des »Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung«, überzeugte die Jury als beste historische Sanierung. (Bild: Baumit)

In der Kategorie »Historische Sanierung« überzeugte die Friedensburg Schlaining die Jury. Die vor 750 Jahren erstmals urkundlich erwähnte Friedensburg Schlaining wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt umfassend saniert. So konnten beispielsweise die Fassaden der Innenhöfe freigelegt und der historischen Identität entsprechend saniert werden. Dabei kamen unter anderem Produkte wie der Baumit NHL, Baumit TrassitPlus und Baumit SpeziKalk sowie Baumit SumpfKalk zum Einsatz.

Visionärer Schulbau

Ein Schulbau konnte sich beim GVTB-Betonpreis 2021 gegen prominente Konkurrenzprojekte durchsetzen. Der Liselotte-Hansen-Schmidt-Campus überzeugte die Jury in allen Kategorien.

Zehn Einreichungen gab es für den Betonpreis des Güteschutzverbands Transportbeton GVTB, darunter eine Kirche in Stampfbetonweise, der Marina Tower in Wien oder die neue Donaubrücke in Wien. Letztlich ging aber der Liselotte-Hansen-Schmidt-Campus als klarer Sieger durchs Ziel, der die Jury in allen fünf Kategorien – Nachhaltigkeit, Funktion, Innovation, Ausführungsleistung und Design – überzeugte. So wurde beim Campus etwa ein innovatives und klimafreundliches Energiesystem eingesetzt, das richtungsweisend für Bildungsbauten ist. Der Bildungscampus wird zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben: Geothermie, Bauteilaktivierung, Wärmepumpen und eine Photovoltaikanlage sind die wesentlichen Highlights der Gebäudetechnik, durch die der Schulbau effizient und kostengünstig geheizt und gekühlt wird.

Der mit dem GVTB-Betonpreis ausgezeichnete Campus in der Seestadt Aspern verfügt über einen Kindergarten, eine Volksschule, eine neue Mittelschule sowie sonderpädagogische Einrichtungen. Rund 1.100 Kinder können ganztägig betreut werden. (Bild: GVTB) 

Neben der begrünten Fassade, den großzügigen Grünflächen und Dachgärten gibt es in allen Geschossen rund umlaufende, begehbare Terrassen, welche durch außenliegende Treppen aus allen Geschossen erreichbar sind. Die weit auskragenden Terrassen sorgen für eine natürliche Beschattung der großzügigen Glasflächen, verhindern dadurch die sommerliche Überhitzung der Innenräume und ermöglichen gleichzeitig die Öffnung und Erweiterung der Klassenräume nach außen.


Gegen Klimawandel & Ressourcenverschwendung

Bereits zum zehnten Mal wurden im Rahmen des Brick Award kreative Beispiele moderner und innovativer Ziegelarchitektur prämiert. 

In Zeiten von Klimawandel, Ressourcenknappheit und geforderter Energieeffizienz sind in der Baubranche innovative Projekte gefragt – dass es die gibt, beweist der Brick Award, ein von Wienerberger initiierter internationaler Wettbewerb. 2022 standen 789 Einreichungen aus 53 Ländern am Start. Heimo Scheuch, Vorstandsvorsitzender von Wienerberger: »In unbeständigen Zeiten ist es wichtig, dass wir uns auf eine nachhaltige Zukunft konzentrieren. Unser Brick Award hilft, genau das zu tun – Architektur verbindet, strahlt Stabilität aus und schafft Werte.« Ergänzend dazu organisierte Wienerberger ein internationales Architektur-Symposium, das Antworten darauf gab, wie Architektur eine ökologisch nachhaltige Zukunft ermöglicht.

Die Hotelanlage »The Brick Wall« in Yangzhou, China, ist mit ihren 1,2 Millionen wiedergewonnenen lokalen Ziegeln ein Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft und Gewinner des Brick Award in der Kategorie »Outside the box«. (Bild: Pedro Pegenaute)

Vielversprechende Entwicklungen sind etwa Gebäude, die mit lokalen Materialien zur Reduzierung von Abfall und Energie errichtet werden oder Gebäudehüllen mit Fassadenbegrünung zu schaffen. Bestehende Gebäude nicht abzureißen, sondern umzubauen und zu erweitern ist ein weiterer Weg. Ein eher forschungsbasierter Fokus wird von jenen Architekt*innen angenommen, die innovative Technologien, Prozesse und Prototypen wie Vor-Ort-Robotik und digitale Fertigung im Hochbau entwickeln.

Der Award umfasst die Kategorien Feeling at home, Living together, Working together, Sharing public spaces und Outside the box. Fünf Architekturbüros aus Ecuador, der Schweiz, China und Frankreich wurden für ihre innovative Ziegelarchitektur von einer internationalen Jury ausgezeichnet. Allen Projekten gemeinsam ist das innovative, ressourcenschonende und nachhaltige Bauen. Die 50 für die Shortlist ausgewählten Projekte und die Gewinner werden im Buch »Brick 22 vorgestellt.

Grand Prize & Kategorie »Sharing public spaces«

Das Imperial Kiln Museum in Jingdezhen in China ist Sieger im Grand Prize und in der Kategorie »Sharing public spaces«. Die 2,8 Millionen verwendeten Ziegel sind eine Mischung aus neuen und alten Steinen, die beim Abriss von Brennöfen übriggeblieben sind. Acht parabolische Ziegelgewölbe bilden den Museumsbau, Tageslicht wird sowohl in Unter- wie Obergeschoß geleitet. Die Gewölbe bestehen aus zweischaligen Ziegelwänden, die mit Beton ausgegossen wurden. (Bild: Studio Zhu Pei)

Kategorie »Feeling at home«

»The House that Inhabits« in Babahoyo, Ecuador, ist Gewinner in der Kategorie »Feeling at home«. Es wendet sich gegen die Verknüpfung von Ziegel als traditioneller Baustoff der ärmeren Bevölkerungsschichten. Mit der Dachkonstruktion aus Holz wird ein weiteres Material, das vielfach für Armut steht, genutzt. Die Architekten möchten mit diesem Projekt den Wert von Ziegeln als Material für eine lebendige, bewohnbare Stadt demonstrieren. (Bild: José Fernando Gómez)

Kategorie »Living together«

Das Projekt »Rue Danton« in Pantin, Frankreich, steht als Sieger in der Kategorie »Living together« für die Synthese aus Einheit und Vielfalt fest. Die drei Gebäude, errichtet aus handgeformten Ziegeln, alternieren in Geschoßhöhe und in ihrer Grundrissfigur, dennoch geben sie sich aufgrund ihre Ziegelhülle und der gleichen Fassadenstruktur als Ensemble zu erkennen. Die unterschiedlichen Farben des Verblendmauerwerks, hellgrau, anthrazitgrau und rot, verleihen jedem Haus einen eigenen Charakter. Die Dächer sind begrünt und werden als fünfte Fassade gewertet. (Bild: Schnepp Renou)

Kategorie »Working together«

»2226 Emmenweid« ist Gewinner in der Kategorie »Working together«. Der viergeschoßige Neubau in Emmenbrücke, Schweiz, zeigt, dass im gewerblichen Bürobau ein neues Denken möglich ist, nämlich lange Lebensdauer und ganzjährige sowie ganztägige Klimastabilität. Die Wandkonstruktion besteht aus zwei 36,5 cm dicken Ziegelschichten – eine ist eine tragende und isolierende Wand, die andere eine reine Isolierung. Gebaut wurde mit ungefüllten, großen Ziegelblöcken, die für effiziente Dampfdiffusion sorgen und hohe thermische Masse aufweisen, was zur Stabilität des Raumklimas beiträgt. (Bild: René Dürr)

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