Für eine erfolgreiche Energiewende sind in den nächsten Jahren hohe Investitionen nötig. Die österreichischen Banken positionieren sich als hier als wichtige Partner - zu diesem Ergebnis jedenfalls kommt eine Umfrage des Bankenverbands und der Boston Consulting Group.
Titelbild: v.l.: Lukas Haider (Managing Director, Partner, Leiter der BCG), Susanne Riess (Vizepräsidentin des Bankenverbands, Vorstand Wüstenrot), Robert Zadrazil (Präsident des Österreichischen Bankenverbandes und CEO UniCredit) und Gerald Resch (Generalsekretär Bankenverband). (Credit: Christian Mikes)
„Energiewende bedeutet auch, Bestehendes zukunfts- und klimafit zu machen. Der Finanzwirtschaft kommt also bei der Transformation hin zu einer CO2-reduzierten Wirtschaft eine zentrale Funktion zu. Denn die Lenkung der Geldströme in zukunftsträchtige, klimaschonende Industrien, Aktivitäten und Initiativen ist und wird eine zentrale gemeinsame Herausforderung der Zukunft sein. Allein das jährliche Kreditvolumen aller österreichischen Banken beträgt deutlich mehr als 400 Milliarden Euro“, sagt Robert Zadrazil, Präsident des Österreichischen Bankenverbandes und CEO der UniCredit Bank Austria AG.
Wie die Analyse zeige, werden voraussichtlich rund 70 Prozent des benötigten Investitionsvolumens durch Fremdkapital finanziert werden. Das entspricht jährlich rund 1,8 Milliarden Euro. Die Investitionen werden dabei kontinuierlich steigen: Für die 2020er Jahre erwarte man einen Bedarf von im Schnitt 2,3 Milliarden Euro pro Jahr, für die 2030er Jahre steigt dieser Betrag bereits auf rund 2,9 Milliarden Euro jährlich an. Grund für die steigenden Investitionssummen sind die aktuellen Materialengpässe und der Handwerkermangel.
„Der Bereich Gebäudesanierung stellt für die Banken schon heute ein wichtiges Segment dar, welches in Zukunft stetig weiterwachsen wird“, erklärt Lukas Haider, Managing Director und Partner sowie Leiter von BCG Österreich, und ergänzt: „Dieses Finanzierungsvolumen können Österreichs Banken gut stemmen – aus finanzieller Sicht ist die Klimatransition des Gebäudesektors in Österreich also gesichert“.
Trend zu nachhaltigem Wohnen
Der Trend in Österreich geht eindeutig zum nachhaltigen Wohnen - das zeige die klare Bereitschaft der Österreicher, in die eigenen Immobilien zu investieren. 2021 hat die Bausparkasse Wüstenrot mit 969 Millionen Euro den privaten Wohnbau finanziert. „Mit 42 Prozent ist die Investitionsbereitschaft in das eigene Zuhause sehr hoch, trotzdem besteht in Österreich ein deutlicher Aufholbedarf bei der Sanierungsrate sowie bei der Sanierungsförderung“, so Susanne Riess, Vizepräsidentin des Bankenverbands und Vorstandsvorsitzende der Bausparkasse Wüstenrot AG.
Die UniCredit Bank Austria AG bestätigt diesen Trend. Allein im Firmenkundenbereich stellte die Bank im Vorjahr bereits rund 1,1 Milliarden Euro an grünen Immobilien-Finanzierungen zur Verfügung, etwa in Form von „Green Loans“ – bei einem Gesamtvolumen der Immobilien-Finanzierungen im Firmenkundenbereich von rund 3,1 Milliarden Euro. Im Privatkundengeschäft belief sich 2021 das Finanzierungsvolumen für den Bereich Bauen und Wohnen auf rund 3 Milliarden Euro, davon entfielen 270 Millionen Euro auf nachhaltige Bau- und Wohnfinanzierungen bzw. nachhaltige Konsumkredite. Der Schwerpunkt lag in beiden Geschäftsbereichen auf der energieeffizienten Gebäude-Sanierung und Gebäude-Neuerrichtung.
Österreichs Banken stehen bereit - zu bestimmten Bedingungen
Bereits jetzt bieten Banken ein breites Angebot an Finanzierungen im Rahmen der Nachhaltigkeit. Damit sie als Partner bei der Energiewende ihr Potenzial aber ausschöpfen können, müssten eine Reihe bestimmter Maßnahmen und Rahmenbedingungen etabliert werden.
„Bestandssanierungen und energieeffiziente Neubauten sollten gezielt forciert und stärkere finanzielle Anreize dafür geschaffen werden. Ebenso erforderlich sind eine bessere Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten der Unternehmen sowie die Einbindung aller Stakeholder in den Entscheidungsprozess rund um neue Regulierungen. Die österreichischen Banken stehen für die Finanzierung der Klima-Transition bereit. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden und allen anderen relevanten Stakeholdern die Energiewende in unserem Land zu einem Erfolg zu führen“, so Zadrazil.