Wenn VR-Technologien auf herkömmliche Anforderungen und Aufgaben trifft, kommen außergewöhnliche Lösungen heraus. "mindVRexcellence" revolutioniert den Umgang mit Managementsystemen.
Von Wolfgang Pölz
Organisationen - profitorientierte ebenso wie Non-Profit-Vereinigungen, große und kleine Unternehmen aus Gewerbe oder Industrie - müssen mit zunehmender Komplexität zurechtkommen. Bereits 2011 war im Harvard Business Manager zu lesen, dass der Grad an Komplexität bezogen auf die Leistungsanforderungen, die Unternehmen zu erfüllen haben, um das Sechsfache gegenüber 1995 gestiegen ist. Die Antwort der Unternehmen darauf ist eine Vermehrung von Prozessen, Entscheidungswegen, Schnittstellen und vielem mehr.
Managementsysteme bieten einen Ordnungsrahmen, um mit diesen Herausforderungen besser zurecht zu kommen. Die ebenfalls steigende Anzahl an Managementnormen wie ISO 9001, ISO 14001, ISO 45001, IRIS (ISO/TS 22163) und auch Verordnungen wie beispielsweise EMAS oder ECM, um wenige der schier endlosen Liste zu nennen, spiegeln – leider - diese Entwicklung wider. Spätesten seit Covid-19 ist auch das Thema Digitalisierung und kollaboratives Arbeiten im letzten Winkel aller Organisationen angekommen.
Share of Attention: Wie Thomas Davenport bereits 2001 in seinem Buch „The Attention Economy“ festgestellt hat, geht es schon lange nicht mehr nur um den „share of wallet“ also den Anteil am Einkaufsvolumen, sondern in unserer informationsüberfluteten Welt um den Anteil der erreichbaren Aufmerksamkeit. Nicht die Frage: „Gibt es diese oder jene Information beziehungsweise das abrufbare Wissen?“ sondern vielmehr: „Wo und wie finde ich das für mich erforderliche Wissen, die erforderliche Information?“ stehen im Vordergrund. Richtigerweise müsste an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass die gesuchte Information natürlich rasch und leicht auffindbar sowie entsprechend leicht verdaulich aufbereitet sein soll. Werkzeuge wie kurze Lernvideos, Wikis, Datencubes, datenbankbasierte Managementsystembeschreibungen, Mindmaps und viele mehr helfen uns dabei.
Mit oder mitten drin in der Mindmap: Mit Mindmaps zu arbeiten hat sich längst etabliert. Viele Softwareprodukte – mehr oder weniger integriert in die bestehende Office-Landschaft - stehen hierfür zur Verfügung. Sie bilden, je nach Gestaltung, einen Teil der Komplexität ab respektive helfen diese zu reduzieren und zu strukturieren. Und dennoch – als zweidimensionale Gebilde - haben sie dennoch bald ihre Grenzen erreicht.
Konkrete Fragestellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, Standpunkte zu verändern und neue Einsichten zu gewinnen, braucht mehr! Stellen Sie sich vor, Sie könnten in einer Mindmap sein und sich durch die Mindmap bewegen. Sie greifen in dieser Mindmap einen Informationsknoten an und Sie könnten in die sich nun öffnenden neuen Welten mit weiterführenden Informationen eintreten. Sie finden Texte, Bilder, Filme. Haben Whiteboards und Meetingräume zur Verfügung, haben Plakate, Filme, Bilder mit wesentlichen Informationen frei gestaltbar und ganz nach Bedarf in ihren Meetingräumen auf Mouseclick zu Verfügung und treffen ihre KollegInnen oder Studierende oder SchülerInnen in dieser Mindmap-Umgebung und bearbeiten gemeinsam den einen oder anderen Themenstrang. Sie arbeiten nicht mehr nur mit Wissen und Informationen – Sie arbeiten IM Wissen und IN der Information!
VR – Virtuelle Realität im Business-Kontext: VR ist längst mehr, als nur eine neue Form des Spielens. Im Gesundheitswesen, bei Ausbildungen, in Schulungen, in Museen und auch in der Architektur oder Archäologie, um nur einige zu nennen, leistet dieses Medium große Hilfe. Im Bereich des Managements ist es bisher noch nicht angekommen. Genau hier setzt "mindVRexcellence" an. Dadurch, dass Modelle wie das EFQM-Modell, von dem bekannt ist, dass dessen Anwendung zu nachhaltigem Unternehmenserfolg beiträgt, ermöglicht diese Lösung die Begleitung von Strategieworkshops sowie die Festlegung klarer, zielgerichteter Maßnahmen zur Strategieerreichung. Darüber hinaus können Managementsystemdokumentationen wie etwa basierend auf der ISO 9001 oder auch anderen Normen damit verwirklicht und in vielfältiger Weise genutzt werden – für Schulungen, für gemeinschaftliche Weiterentwicklung, zur Wissenssicherung, als Bühne für Schulungsfilme und vieles mehr. Konrad Gill, Geschäftsführer VIARsys, hat hierzu schon in seinem Artikel „Was VR mit „realem“ Business zu tun hat“ in der Ausgabe 04/2020 des Energie Report ausführlich Stellung genommen.
Die Zukunft der dreidimensionalen Mindmaps: Wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden, mit dem EFQM-Modell in der Mindmap als Referenzmodell zu starten, da es jenes Modell ist, welches Strategiearbeit und die damit verbundenen Aktivitäten inklusive der Anleitung zur operationalen Vernetzung am Deutlichsten unterstützt. Ganz abgesehen davon, dass es sich hierbei um ein systemisches Modell handelt und damit ein Mindmap-Zugang wohl der Stimmigste ist. Apropos „systemisch“: All die Managementsysteme sind unter anderem der Versuch die systemischen Zusammenhänge abzubilden, wenngleich wir uns diesen nahezu immer mit linearer Beschreibungslogik versuchen zu näheren beziehungsweise diese mit linearer Logik beschreiben. Mindmaps – und im Speziellen ein dreidimensionales Mindmap – bietet hier einen Ausweg an und macht damit die Nachvollziehbarkeit leichter und damit das Managementsystem als System verständlicher. Zusammenhänge, also Wechselbeziehungen und die damit verbundenen Wechselwirkungen, werden darstellbarer und mit VR regelrecht erlebbar.
Selbstverständlich wird mindVRexcellence im nächsten Schritt für weitere Managementsystem-Modelle aufbereitet und angewandt werden. Natürlich können Anwender die Mindmap-Systematik auch für andere Einsatzzwecke wie etwa Vernetzung des vorhandenen Wissens, Lessons-Learned-Plattform; internes Wiki, und vieles mehr nutzen. VIARsys und WPO arbeiten gerade daran, die 17 SDGs, also die UN Sustainable Development Goals, die - so ganz nebenbei bemerkt - auch im EFQM-Modell verankert sind, mittels Mindmap aufzubereiten und mit den strategischen Unternehmenszielen zu verbinden. Interessiert? Vielleicht treffen wir uns im Metaverse oder gerne auch persönlich.
Über den Autor
Wolfgang Pölz, WPO, arbeitet seit 1991 im Bereich des Qualitätsmanagements und Zertifizierung. Er ist Trainer für Quality Austria, Lead Assessor für den Österreichischen Staatspreis Unternehmensqualität und Moderator von EFQM-basierten Selbstbewertungen, weiters Lead-Auditor für verschiedenste Normen und EFQM-Assessoren-Trainer. www.wpo.co.at