Die heimischen Banken verzeichnen noch Gewinne. Das Filialsterben ist aber nicht mehr aufzuhalten.
Trotz steigender Erträge schrumpft das Filialnetz der Banken jährlich um zwei bis drei Prozent, auch die Mitarbeiterzahl sinkt. Der »Retail Banking Radar« der Managementberatung A.T. Kearney weist zwar ein Allzeithoch bei den Gewinnen auf, dieses ist jedoch auf das positive wirtschaftliche Umfeld und die geringeren Risikokosten zurückzuführen. Die Erträge stagnieren oder entwickeln sich in einigen großen Märkten sogar rückläufig.
Die Analyse stützt sich auf die Daten von 92 Privatkundenbanken in 22 europäischen Ländern. Studienautorin Daniela Chikova, Partner Financial Services bei A.T. Kearney Österreich, zieht eine durchwachsene Bilanz: »Der Bankensektor ist heute stärker als vor zehn Jahren, aber stagniert, was Profitabilität und Kosteneffizienz betrifft. Viele Banken stehen vor einer strategischen Transformation.« Seit der Krise mussten europaweit 24,6 % der Banken schließen. In den nordischen Ländern verschwand bereits jede zweite Filiale. Diese Marktkonsolidierung werde sich weiter fortsetzen, so Chikova: »Jede zehnte Bank wird in den nächsten fünf Jahren schließen.«
In Österreich stellt sich dieses Szenario noch weniger dramatisch dar. Mit einem Ertragsplus von 7,2 % sind die heimischen Banken einer der wenigen Ausreißer des Trends. Chikova spricht von einer »Bankeninsel der Seligen« in Österreich, allerdings sei die Situation trügerisch. Bisher habe nur die Bawag ihre Kostenstruktur verbessert. Dazu komme die wachsende Konkurrenz durch »Neobanken« wie Revolut, Monzo oder das österreichische Start-up N26: »In den nächsten fünf Jahren werden 50 bis 85 Millionen Kunden zu Neobanken wechseln. Um im Privatkundengeschäft bestehen zu können, müssen sich traditionelle Banken den vielfältigen, neuen Bankangeboten auf dem Markt stellen.«