Gesundheit, Nachhaltigkeit und 3D-Druck sind nur drei Bereiche, in denen heimische Ideenschmieden mit preiswürdigen IT-Lösungen und Projekten aufzeigen. Die Serie »Innovatives Österreich« ist ein Projekt des IT-Wirtschaftspreises eAward.
Blick in den Körper
58 % der Menschen konsultieren bei gesundheitlichen Problemen Google, bevor sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Diese Internet-Recherchen liefern aber oft falsche Ergebnisse. Ein Team aus Studierenden und Lektoren des Studiengang »Digital Healthcare« der FH St. Pölten entwickelte eine Augmented-Reality-App, die Körperteile und ihre Funktionen erklärt – und gewann bei der Amazon Sumerian AR/VR Challenge prompt den ersten Preis in der Kategorie »Best AR App«.
Die App »Digital Healthcare Explained« setzt Augmented Reality ein, um Gesundheitsthemen erlebbar zu machen – etwa Magnetresonanz-Aufnahmen des Gehirns oder den Aufbau des Herzens. Dabei werden die virtuellen, dreidimensionalen Modelle in einer realen Umgebung platziert. Das interaktive Erkunden fällt ganz leicht: Man betrachtet die Inhalte von allen Seiten, indem man um sie herumgeht. Währenddessen erzählt ein virtueller Avatar Informationen zu den Körperteilen und möglichen Krankheiten.
»Unsere Studierenden kombinieren digitales Storytelling und 3D-Anwendungen, um Themen fesselnd und einzigartig zu erklären«, sagt FH-Dozent Andreas Jakl. Studentin Elise Mandl, die die App mitentwickelt hat, streicht den praktischen Nutzen hervor: »Unser Projekt zeigt, wie einfach es ist, eine Augmented-Reality-Anwendung zu entwickeln, ohne dass fortgeschrittene Kenntnisse in Programmierung oder Informatik erforderlich sind. Das ermöglicht es dem Gesundheitspersonal, Technologie auf kreative und innovative Weise zu nutzen.« Die App ist im Google Play Store gratis verfügbar.
Elektronische Belege
Seit der Änderung der Bundesabgabenverordnung per 1. April 2017 müssen Unternehmer Bar-Umsätze einzeln erfassen und den Kunden einen Beleg darüber aushändigen. Das für den Druck in der Regel verwendete Thermopapier enthält Phenol und andere giftige Stoffe und führt zu einer enormen Umweltbelastung. Tonnen an Belegen werden produziert, obwohl die meisten Kunden die Zettel unbeachtet zurücklassen oder einfach wegwerfen.
Die Kosten schätzt die CodeWerkstatt OG allein in Österreich auf zwölf Millionen Euro pro Jahr. Mit dem »obono fiskal service« stellten die Softwaretüftler nun ein System vor, das die Aufzeichnungen rechtskonform als elektronische Belege zur Verfügung stellt. Die einzigartige Systemarchitektur macht es möglich, elektronische Belege an anonyme Kunden über beliebige Kommunikationskanäle (NFC, BLE, SMS, E-Mail etc.) zu verteilen. Der entwickelte Prototyp eines Kundendisplays entlastet den Unternehmer von seiner Belegerteilungspflicht.
Das Projekt wurde mit dem T-Mobile Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis 2018 ausgezeichnet. Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro fließt in die Weiterentwicklung der Software und Hardware-Komponenten, um diese für den Einsatz am Point-of-Sale fit zu machen.
Sprechen üben mit Sisi und Schorschi
Bis zu rund 15 % aller Mädchen und Buben im Kindergarten- und Vorschulalter sind von Problemen bei der Aussprache betroffen. Bei diesen Kindern besteht in der Folge auch ein erhöhtes Risiko für Störungen im Rechtschreiben und Lesen. Eine neue App für Tablets soll betroffene Kinder und deren Eltern spielerisch bei der Überwindung von Sprachdefiziten, speziell bei »SCH-Lauten«, unterstützen. Das für iOS und Android-Geräte entwickelte Programm mit dem Namen »Der Sprachforscher« steht zusätzlich Logopäden als eigene Version zur Verfügung. Ergänzend erscheint das Buch »Vom Leben auf dem Planeten Schupiter« im Trauner Verlag.
»Bei der App-Entwicklung haben wir besonderen Wert darauf gelegt, möglichst viele Sinne anzusprechen und bieten Übungen und Videos sowie Materialien zum Ausdrucken an«, erklärt Karl Kaser, Forschungs- und Entwicklungsleiter bei LIFEtool. »Der Zugang zur App ist anschaulich und spielerisch. Damit bieten wir den Fachleuten aus Logopädie und Pädagogik sowie den Eltern eine möglichst individualisierte, motivierende Umgebung, die den Ausspracheerwerb des Kindes fördert.« In der Welt der lustigen Hauptcharaktere Schorschi, Schnaufi und Sisi Sandviper gibt es eine Reihe an systematischen Übungen und Geschichten, um die Lautunterscheidung zu üben.
Betonwolle aus dem Drucker
2017 begann der Bauspezialist Overtec in Oberösterreich, sich auf 3D-Betondruck zu spezialisieren und betrat damit Neuland in der heimischen Baubranche. Der hierzulande einzigartige 3D-Drucker ermöglicht die einfache Umsetzung konischer, konkaver oder konvexer Formen oder aufwendiger Rundungen. Nun geht Geschäftsführer Sebastian Hilscher einen Schritt weiter und setzt auf Betonwolle, um kreative Akzente im Raum zu verwirklichen. »Immer mehr Unternehmen wollen ihre Marke in architektonischen Konzepten erlebbar und greifbar machen. 3D-Druck mit Betonwolle bietet erstmals die Möglichkeit, Logos, Formen, Figuren und Schriftzüge direkt in die Wand- oder Verkleidungselemente zu drucken. Die Technologie macht Corporate Architecture leistbar und flexibel anwendbar«, ist Hilscher überzeugt.
Der kreativen Raumgestaltung sind innen und außen kaum Grenzen gesetzt. Auch Informationen wie Wegweiser oder Raumnamen können leicht in Beton verewigt werden. Die Betonwolle aus dem 3D-Drucker wiegt rund 30 Kilogramm pro Quadratmeter und wirkt schallabsorbierend. Das Material entspricht der Brandschutzklasse A1, ist wasserabweisend und kann trocken sowie nass gereinigt werden.