Freitag, November 22, 2024
Erfolg fürs Business
Foto: Thinkstock

Auf welche Weise wir arbeiten, an welchen Orten und in welchen Konstellationen – das alles ändert sich rasant. Technologie und praktische Tools sind der Hebel für Veränderungen, vorausgesetzt die Menschen machen mit  – und haben Vertrauen.

Um Begriffe wie »modernes Arbeiten« und »Arbeit 4.0« wird auch im Jahr 2018 ein Riesenzirkus veranstaltet. Es ist, als ob Wertschöpfung früher anders funktioniert hätte, als ob eine Revolution die Arbeitswelt auf den Kopf stellt. Daniel Holzinger ist Geschäftsführer von Colited, Spezialist für Collaboration-Lösungen und hat bereits jahrelange Erfahrung bei den Themen Digitalisierung und Personal. Er verwende lieber den Begriff »Workshifting«, meint er. Der Terminus beschreibt zumindest eine Seitwärtsbewegung in der Arbeitswelt – schließlich verändere sich vor allem die Zusammenarbeit in Büros stark. »Die Arbeitswelt ist spannender, aber auch herausfordernder geworden«, kennt Holzinger die zentrale Frage in vielen Unternehmensorganisationen heute: Wie kann Technologie bestmöglich für einen Gewinn an Produktivität, aber auch an Lebensqualität in betrieblichen Umgebungen eingesetzt werden?

»Es geht um neue Modelle der Zusammenarbeit – für die Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen in der Wirtschaft«, betont er. Oft stehen daher auch technische Werkzeuge, IT-Geräte und Software bei Projekten im Vordergrund. Die wahren Veränderungen werden allerdings nicht ausschließlich durch neue Technologien, sondern von einem Generations- und Wertewandel herbeigeführt – und eingefordert. Herausforderungen und auch Maßnahmen und Veränderungen in Unternehmensorganisationen sollten deshalb gesamtheitlich betrachtet und gelöst werden – keine leichte Aufgabe für Mitarbeiter in den klassischen Silos HR, IT oder Vertrieb.

»Wir empfehlen Organisationen, einen pragmatischen Weg einzuschlagen und auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Nur weil Technologien oder neue Modelle der Zusammenarbeit umgesetzt werden können, heißt das noch lange nicht, dass dies für meine Organisation und Situation auch sinnvoll ist«, sagt Holzinger.

Bild oben: Daniel Holzinger, Colited: »Auch neue Modelle der Zusammenarbeit müssen für eine sinnvolle Anwendbarkeit geprüft werden.«

Typische Beispiele für Verbesserungsbedarf in Unternehmen: Regelmäßig abgehaltene Besprechungen erfüllen nicht die Erwartungen der Beteiligten. Oder: Mitarbeiter ziehen sich ins Home-Office zurück. Oder offene Stellen können kaum nachbesetzt werden, eine hohe Mitarbeiterfluktuation bremst die Unternehmensentwicklung ein. »Spätestens, wenn die Folgen nach außen spürbar werden – im Kundendienst dauern Reaktionszeiten länger oder Produkte werden häufiger reklamiert – wird versucht, an die Sache mit klassischer Managementlogik heranzugehen: stärkere Kontrolle, mehr Regeln«, beobachtet Holzinger.

Er versucht, Motivationen und Reibungspunkte sowohl auf Managementebene als auch bei den Mitarbeitern auf allen Hierarchiestufen zu erfahren. Über Befragungen erstellt Colited entlang den Zielen eines Unternehmens eine Übersicht über Einflussfaktoren und Konfliktpotenziale. »Sind die nötigen Handlungsfelder identifiziert und priorisiert, können dazu auch Ziele gesteckt werden«, bekräftigt Dominik Schwindt vom FranklinCovey Leadership Institut. Der Experte für Unternehmenskultur sieht vor allem das Thema Vertrauen als Erfolgsfaktor – oder eben auch Problemfeld – in Unternehmen. Vertrauen Mitarbeiter einander? Den Kolleginnen und Kollegen aus der benachbarten Abteilung? Vertrauen sie ihren Bereichsleitern? Der Geschäftsführung?

Bild oben: Dominik Schwindt, FranklinCovey: »Wir empfehlen, eine 360-Grad-Sicht auf die Vertrauenskultur im Unternehmen zu erstellen.«

»Auch wir empfehlen, eine 360-Grad-Sicht auf die Vertrauenskultur im Unternehmen zu erstellen«, sagt Schwindt. »Es ist vielleicht nett, wenn Sie eine Arbeitsgruppe haben, wo alles passt. Wenn aber das Vertrauen von oben nach unten nicht funktioniert, haben Sie ein Problem.« Schwindt betont, dass Vertrauen gelernt werden kann. Es ist kein abstraktes Konzept, sondern kann proaktiv hergestellt werden. Prinipiell gelte es, bei vor allem oft jüngeren Mitarbeitern, jahrelang eingeübte Kontrollmechanismen durch freiere Arbeitsgestaltung abzulösen. Das heißt: Nicht absolvierte Stunden vor dem Bildschirm, sondern das Erreichen von Zielen – und auch regelmäßige Diskussion des Fortschritts dazu – sollten ausschlaggebend sein. Trainings von FranklinCovey haben 13 Vertrauensregeln im Fokus. Diese empfohlenen Verhaltensweisen fördern gegenseitiges Vertrauen im Unternehmen nachhaltig.

Erfolgfaktoren für Digitalisierung

Zurück zur Technik: 47 Prozent der Unter-35-Jährigen benötigen eine digitale Unternehmenskultur um produktiv arbeiten zu können – dies hat eine aktuelle Befragung vom Microsoft von 20.000 MitarbeiterInnen in 21 EU-Ländern, 1.000 davon aus Österreich, ergeben. Die Schlüsselfrage für Unternehmen lautet: Wie kann Technologie meine Belegschaft wirkungsvoll und möglichst nachhaltig im Rahmen der täglichen Arbeit unterstützen und so zu mehr Produktivität, Kreativität, Zusammenarbeit und Innovation führen? »Digital Leadership« gilt hierfür als Geheimrezept für die erfolgreiche digitale Zukunft. Denn: Erfolgreiche digitale Transformation braucht mehr als die richtige Technik.

»Um Entscheidungen zu beschleunigen, Innovationen schneller auf den Markt zu bringen und immer differenziertere Kundenbedürfnisse erfüllen zu können, müssen wir starre Hierarchien auflösen und Verantwortung in Teams delegieren, die nahe am Markt und am Kunden agieren. Um entscheidungsfähiger zu werden, müssen Angestellte sowohl hervorragend qualifiziert sein, als auch jederzeit auf das gesamte Wissen der Organisation zugreifen können. Dafür müssen wir Silodenken und Herrschaftswissen radikal abschaffen und Transparenz und Vernetzung fördern. Führungskräfte müssen lernen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr zu vertrauen, sie müssen mehr coachen und unterstützten und weniger kontrollieren«, sagt Dorothee Ritz, Geschäftsführerin Microsoft Österreich.

»Nur wer erkennt, dass digitale Transformation neben technologischem vor allem auch kulturellen Wandel bedeutet, wird seine Organisation erfolgreich in die digitale Zukunft führen«, betont Ritz.

 

Hilfreiche IT-Werkzeuge für das mobile Arbeiten werden hier vorgestellt


Glossar: 13 Vertrauensregeln für Leadership ­- nach Stephen M. R. Covey

1. Ehrlich sein. Sagen Sie die Wahrheit, drücken Sie sich klar aus und nennen Sie die Dinge beim Namen. Verzerren Sie keine Fakten, vermeiden Sie Halbwahrheiten.

2. Respekt zeigen. Behandeln Sie alle mit Respekt, auch diejenigen, die nichts für Sie tun können. Denken Sie daran, dass gerade Kleinigkeiten einen großen Vertrauensbonus schaffen.

3. Transparenz schaffen. Handeln Sie nach der Devise »Sie bekommen das, was Sie sehen!« Verzichten Sie auf versteckte Agenden und verheimlichen Sie keine wichtigen Informationen.

4. Fehler wiedergutmachen. Entschuldigen Sie sich umgehend, wenn Sie im Unrecht sind. Machen Sie Ihre Fehler wieder gut, wann immer es möglich ist.

5. Loyal sein. Reden Sie immer so über andere, als wären Sie anwesend. Treten Sie für diejenigen ein, die abwesend sind und sich nicht verteidigen können. Geben Sie nichts weiter, was Ihnen anvertraut wurde.

6. Ergebnisse liefern. Sorgen Sie dafür, dass Sie möglichst gute Ergebnisse vorweisen können. Halten Sie sich an den Zeitplan und das Budget. Und suchen Sie keine Ausreden, um angekündigte Ergebnisse doch nicht liefern zu müssen.

7. Sich verbessern. Verbessern Sie sich kontinuierlich. Lernen Sie unermüdlich und entwickeln Sie Feedbacksysteme. Richten Sie Ihr Handeln nach dem Feedback, das Sie bekommen.

8. Sich der Realität stellen. Befassen Sie sich direkt mit schwierigen Dingen. Sprechen Sie alles an, was bisher nicht gesagt wurde und übernehmen Sie bei den Gesprächen mutig die Führung.

9. Erwartungen klären. Sprechen Sie immer offen über Erwartungen. Gehen Sie nicht einfach davon aus, dass allen die Erwartungen klar sind.

10. Verantwortung übernehmen. Tragen Sie selbst Verantwortung und nehmen Sie auch andere in die Pflicht. Schieben Sie niemals die Schuld anderen in die Schuhe, wenn unter Ihrer Verantwortung etwas schiefgeht.

11. Erst zuhören. Hören Sie immer erst zu, bevor Sie sprechen. Finden Sie heraus, was dem anderen besonders wichtig ist. Fragen Sie, was er/sie sich wünscht und worüber er/sie sich Sorgen macht.

12. Versprechen halten. Sagen Sie, was Sie tun wollen, und machen Sie es dann auch. Achten Sie darauf, dass Ihre Versprechen realistisch und sinnvoll sind!

13. Anderen Vertrauen schenken. Denken Sie daran, wie wichtig es ist, anderen zu vertrauen. Schenken Sie Ihr Vertrauen denjenigen, die es verdienen.

 

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