Telekommunikationsanbieter kämpfen um Vorreiterrolle bei Highspeed-Breitbandinternet. Dabei haben eigentlich die abelnetzbetreiber die besten Chancen, ortet nun eine Studie.
Die jüngste Branchenstudie des Branchenanalysten Arthur D. Little zeigt, dass im Zuge der Migration zu Next-Generation-Plattformen Kabelnetzbetreiber gegenüber Anbietern konkurrierender Festnetztechnologien gut positioniert sind. Die gegenwärtig angespannte wirtschaftliche Situation kann den Kablern helfen, ihre Wettbewerbsposition gegenüber konkurrierenden Festnetzanbietern zu verbessern. Während weltweit und auch in Österreich der Kapazitätsbedarf zahlreicher Internetnutzer von 5 GB pro Monat auf monatlich 10 GB ansteigt, beobachtet ADL ein Rennen der Anbieter verschiedener Telekommunikationsinfrastrukturen. Da Mobilfunkunternehmen aufgrund zu hoher Produktionskosten für Highspeed-Breitbandinternet bei Downloadvolumina größer als 5 GB pro Monat gegenüber den Festnetzanbietern das Nachsehen haben, verbleiben nur Telekommunikationsanbieter mit Glasfaserinfrastruktur und die Kabelnetzbetreiber. Weltweit konkurrieren diese Unternehmen mit massiven Investitionen in den Ausbau ihrer Netze, in den USA Verizon (Glasfaser) und Comcast (Kabel), in Großbritannien British Telecom (Glasfaser) und Virgin media (Kabel), in Singapur Singtel (Glasfaser) und Starhub (Kabel) sowie in Frankreich FT (Glasfaser) und Numericable (Kabel). Ob dieser Investitionswettbewerb in gleichem Ausmaß auch in Österreich zu sehen sein wird, ist noch unklar. Die Kabelnetzbetreiber befinden sich jedoch technologisch in einer aussichtsreichen Ausgangsposition.
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Durch den frühzeitigen Ausbau ihrer Netze haben Kabelnetzbetreiber in vielen Ländern eine Vorreiterrolle gespielt und neue und innovative Multimedia-Dienste in ihr Produktportfolio aufgenommen. In einigen Märkten weisen führende Kabelnetzbetreiber innerhalb ihres Versorgungsgebiets eine deutlich höhere Penetration von Haushalten auf als der jeweilige nationale Incumbent. Um ihren Wettbewerbsvorteil gegenüber Anbietern anderer Breitbandtechnologien langfristig zu verteidigen, investieren Kabelnetzbetreiber hauptsächlich in Ballungszentren auch weiterhin stark in den Ausbau ihrer Netze und peilen durch den flächendeckenden Rollout von DOCSIS 3.0 Bandbreiten über 100 Megabits pro Sekunden an. Dies entspricht einem Vielfachen dessen, was die Netze von Anbietern konkurrierender Festnetzbreitbandtechnologien gegenwärtig leisten können. Gleichzeitig ist die Aufrüstung eines Kabelnetzes deutlich günstiger als der Ausbau eines herkömmlichen Telefonnetzes und beträgt mit 240 Euro pro Haushalt nur rund 30 Prozent der Kosten, die bei der Herstellung eines FTTH-Anschlusses anfallen.
Ganz allein geht es trotzdem nicht
Durch Partnerschaften mit Mobilfunkbetreibern können Kabelnetzbetreiber zudem Kombiangebote, bestehend aus Festnetzbreitband, Kabelfernsehen und mobilen Diensten, auf den Markt bringen, um sich neben den Triple- und Quadruple-Play-Angeboten der Incumbents zu etablieren. »Insgesamt befinden sich Kabelnetzbetreiber in einer starken Ausgangsposition für die kommenden Jahre«, urteilt Karim Taga, Leiter des Kompetenzzentrums für Technology Economics bei Arthur D. Little. Um das Chancenpotenzial aus ihrem technologischen Vorsprung jedoch vollständig ausschöpfen zu können, müsse es den Kabelfirmen nun gelingen, ihre operative Effizienz zu steigern, effektive Marketingaktivitäten zu lancieren sowie die Kundenzufriedenheit nachhaltig auf einem hohen Niveau zu etablieren. »Kabelnetzbetreiber dürfen sich nicht auf ihren Technologievorsprung verlassen. Operative Effizienz und eine starke Marke werden zukünftig für den Erfolg ausschlaggebend sein«, so Taga, Co-Autor der Studie.
Die Diskussion um die Next-Generation-Access-Regulierung ist in Österreich derzeit im vollen Gange. Unter Einbezug der Telekom Austria und der Kabelnetzbetreiber werden aktuell verschiedene Regulierungsansätze in Betracht gezogen. Regulierungsansätze um Zugangsregelung am Vorleistungsmarkt (gemeinsamer Zugang bis vollständige Entbündelung) und der Verteilung von Staatshilfen mit daran gekoppelten Verpflichtungen werden auf zwei Ebenen diskutiert:
In Ballungszentren muss bestehende Infrastruktur aufgerüstet werden, um Geschwindigkeiten von über 50 Megabits pro Sekunde zu erreichen. Auf dieser Ebene steht die Zugangsregelung am Vorleistungsmarkt im Vordergrund. In unterversorgten Gebieten muss Infrastruktur flächendeckend ergänzt oder aufgebaut werden, um Geschwindigkeiten von über 20 Megabits pro Sekunde zu erreichen. Auf dieser Ebene stehen die Verteilung von Staatshilfen und daran gekoppelte Verpflichtungen im Vordergrund.
Internationale Bespiele zeigen, dass bei der Deckung von unterversorgten Gebieten mit Next-Generation-Access-Plattformen auch die Anbieter mobiler Telekommunikation zum Zuge kommen können. In Irland wurde beispielsweise ein Anbieter von 3G-Infrastruktur ausgewählt, um mit massiver Unterstützung des Staates eine flächendeckende Versorgung von ländlichen Gebieten mit einer Breitbandgeschwindigkeit von mindestens 20 Megabits pro Sekunde zur Verfügung zu stellen. »Was das Ergebnis der derzeitigen Diskussionen auch sein wird, die Regulierung der Next-Generation-Access-Plattformen wird in jedem Falle einen starken Einfluss auf die zukünftige Attraktivität des Standorts Österreich haben«, blickt Karim Taga in die Zukunft.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
- Das Rennen zwischen den Telekommunikationsanbietern zur Deckung der Nachfrage nach Highspeed-Breitbandinternet mit Übertragungsgeschwindigkeiten von über 100 Megabits pro Sekunde ist derzeit weltweit im vollen Gange.
- Die Produktionskosten der Mobilfunknetzbetreiber zur Bereitstellung von Breitbandinternet mit einem Downloadvolumen von über 5 GB im Monat sind im Vergleich zu Festnetzinfrastruktur nicht wettbewerbsfähig.
- Während viele Telekommunikationsanbieter massive Investitionen für den Ausbau von Glasfasernetzwerken in Betracht ziehen, sind weltweit zahlreiche Kabelnetzbetreiber gut positioniert, ihren Endkunden Breitbandinternet- und Multimediadienste anzubieten.
- Die Telekommunikationsregulierung im Bereich Next Generation Access wird entscheidende Auswirkungen auf die nachhaltige Standortattraktivität Österreichs haben.