Hundertfacher Anstieg, richtige Verkabelung
Der Netzausrüster Nokia Siemens Networks rechnet mit einem hundertfachen Anstieg des weltweiten Datenverkehrs bis zum Jahr 2015. Zwei Drittel des Volumens entfallen dabei auf die Industrienationen, ein Drittel des Wachstums wird auf wachsende Entwicklungsmärkte zurückzuführen sein. Neue Technologien und Services wie YouTube und Voice-over-IP sowie eine sukzessiv steigende Nachfrage der Verbraucher nach höheren Bandbreiten begründen das rasche Wachstum. 2015 werden Prognosen zufolge fünf Milliarden Menschen über einen Internetzugang verfügen. Die Zahl der digitalen Festnetzanschlüsse soll von 400 auf 700 Millionen ansteigen. »Die Entwicklung einer modernen Festnetz-Breitbandinfrastruktur wird zu einem maßgeblichen Faktor in der Standortbeurteilung«, sagt Dietmar Appeltauer, Leiter der Region Central East Europe von Nokia Siemens Networks. Doch nicht nur Regionen profitieren von der neuen Infrastruktur. Der Killerfaktor Breitband gilt mittlerweile für jeden Businesspark, jedes Bürohaus. Nötig ist dazu eine entsprechende Verkabelung für leistungsfähige Leitungen.
Unterschiedliche Leitungen
Nicht immer ist gleich die Anbindung eines Computers mit Glasfaser nötig. Dennoch träumen die Hersteller bereits von Lichtwellenleitern, die direkt zum Arbeitsplatz und Schreibtisch geführt werden. In der Praxis werden die Glasfaserkabel des Providers aber zu einem zentralen Verteilerpunkt geführt – der etwa in jedem Stockwerk eines Bürokomplexes liegen kann. Von dort werden die Endgeräte sternförmig über Kupferkabel oder ein Drahtlosnetz (WLAN) erschlossen. In speziellen Einsatzgebieten wie etwa in der Industrie sind auch Polymer-optische Fasern (POF) groß im Kommen. Sie werden derzeit im Automotive-Bereich oder im Maschinenbau eingesetzt.
Trends in der Verkabelung
Gerd Kaufmann, Geschäftsführer des Netzwerkdistributors KSI, berichtet von einigen Trends in der passiven Verkabelung: »Im Markt in Deutschland werden bei vielen Herstellern bereits zu 80 Prozent Kabel nach dem OM3-Standard bestellt. OM steht dabei für Optical-Multimode. Während sich die bisherige OM2-Faser für Anwendungsbereiche bis 1 GB/s eignete, erreicht OM3 eine Kapazität von 10 Gb/s. Für die darauf folgenden Technologieschritte wird bereits eine OM4-Faser offeriert, die aber noch nicht genormt ist.« Diese Faser befindet sich derzeit in der Standardisierungsphase, so Kaufmann, und ist für Technologiesprünge von 16, 40 und schließlich 100 Gb/s gedacht. Die weiteren Modeströmungen am Markt: Unternehmen, die in der Vergangenheit mit minderwertiger Ware Probleme hatten, steigen nun bewusst auf bessere Qualitätsstufen um. »Die IEC-Standardisierung mit den beiden Normen IEC 61300-3-4 und IEC 61300-3-6 kann dazu Hilfestellung leisten«, rät der KSI-Boss. Für ihn weicht die »Geiz ist geil«-Mentalität nun dem vielfachen Wunsch nach Qualität.
Getunte Steckverbinder
Bei Singlemode-Fasern wiederum stehen Techniker vor der Herausforderung, mit lichtführenden Teilen mit einem Durchmesser von neun Tausendstelmillimetern arbeiten zu müssen. Wenn derartige Fasern mit Steckverbindern verbunden werden, ist höchste Präzision gefragt. Um die Steckgenauigkeit zu erreichen, können einige neuere Stecksysteme richtiggehend getunt werden. Zur Überprüfung des Ergebnisses gibt es dann das passende Werkzeug, den »Fiber-Checker«. Das batteriegespeiste Testgerät funktioniert wie eine Taschenlampe, arbeitet aber mit einem Laser. Eine Seite des Anschlusskabels wird angesteckt und der Laser eingeschaltet. Durchgängigkeit, Faserbruch und hohe Dämpfung lassen sich auf einen Blick feststellen. Weiters gehört zum Standardset jedes Technikers, der etwas auf sich hält, ein Mikroskop – beispielsweise mit vierhundertfacher Vergrößerung. Damit lässt sich die Qualität der Schlifffläche des Steckverbinders beurteilen. Die passenden Reinigungsmittel werden mitgeliefert. Schließlich soll es sauber zugehen in den neuen Netzen.