Donnerstag, Juli 18, 2024
Erst die gute Nachricht: österreichs Bauwirtschaft - Bauhaupt- und -nebengewerbe zusammen - hat heuer mit einem realen Wachstum von 4,2 Prozent abgeschnitten. Auch für 2001 prognostiziert ihr die Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen (FGW) noch 2,3 Prozent Zuwachs.

Jetzt die schlechte Nachricht: Im Tiefbau schaut es weniger rosig aus. Dort ist ein Gleichbleiben oder Schrumpfen von 0,3 Prozent zu erwarten.

Wolfgang Amann, Geschäftsführer der FGW, zeigte sich anlässlich der Präsentation der Bauvorschau 2001 erfreut: "Mit unserer Vorjahresprognose sind wir im Schwankungsbereich von wenigen Zehntelprozent geblieben." Wobei dieses Gesamtergebnis nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass es vereinzelt zu größeren Schwankungen gekommen ist.

"Wir haben einen deutlichen Rückgang im Wohnbau vorhergesagt, der nicht eingetroffen ist, weil der Zuschuss der Bundesländer die Förderung gestützt hat. Andererseits haben wir den Rückgang im Rohrleitungsbau nicht vorhergesehen." Gründe für die insgesamt doch gute Entwicklung seien in der guten Gesamtkonjunktur zu sehen, die sich auch auf die Baubranche niederschlage, so Amann.

Durch ein neues statistisches System sei es möglich geworden, Spartenprognosen abzugeben, erläuterte Edwin Deutsch vom ökonometrieinstitut der Technischen Universität Wien. Die gesamte Bauwirtschaft habe man in drei Bereiche unterteilt: den klassischen Wohnbau, den Nutzbau sowie den Tiefbau. Während der stagnierende Wohnbau von der demografischen Entwicklung abhängt, steht der Nutzbau in Verbindung mit internationalen Trends. "Sparten wie der Kabelbau, die mit der neuen Technologie zu tun haben, profitieren stärker von der wirtschaftlichen Dynamik", ergänzte Amann. In diesem Bereich erwartet die FGW Zuwächse von 7,6 Prozent.

Die schlechte Erwartungshaltung in Bezug auf den Tiefbau sei darauf zurückzuführen, dass der Bau von Straßen, Schienen und Rohrleitungen von der öffentlichen Hand abhängig ist. Der Rückgang in diesem Bereich sei aber europaweit zu bemerken, so Deutsch.

Wenig Arbeitslose, niedrige Margen. Horst Pöchhacker, Präsident der Vereinigung der industriellen Bauunternehmen österreichs (VIBö), sieht die Sache mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Per saldo war 2000 absolut überdurchschnittlich. Unser Problem ist aber nicht die Menge, sondern der Preis. Die Ertragssituation der Bauindustrie ist mit weniger als einem Prozent return on sales schier unerträglich."

Die Schuld daran gibt Pöchhacker "den Skandalisierungen". Dadurch würden sich Beamte nicht mehr trauen, Entscheidungen zu treffen. "Die Realität ist aber anders, es gibt keine Skandale", meint Pöchhacker. Skandalös sei hingegen die Infrastrukturplanung. "Lauter Baustellen, die Verkehrssituation ist ein Horror. Das sind Versäumnisse, die zehn Jahre zurückliegen."

An die neue Verkehrsministerin Monika Forstinger richtet der VIBö-Präsident die Aufforderung, das Roadpricing schnellstens zu realisieren. "Wenn 2001 bei der öffentlichen Hand keine Entscheidungen fallen, haben wir 2002 große Probleme." Dank des günstigen Wirtschaftswachstums sagt die Forschungsgesellschaft eine sinkende Arbeitslosenrate voraus - von heuer 5,3 auf unter fünf Prozent im nächsten Jahr. Das kann auch Horst Pöchhacker bestätigen: "Wir haben bereits einen Arbeitskräftemangel, brauchen daher qualifizierten Zuzug." Bei der Arbeitsmarktbewertung müsse aber, so die FGW-Prognose, auch der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Rechnung gestellt werden.

Meistgelesene BLOGS

Alfons A. Flatscher
21. März 2024
 Mit KI-Technologien bleibt kein Stein auf dem anderen. Ganze Berufsstände, die sich bisher unangreifbar fühlten, geraten plötzlich in eine Krise. Legionen von Programmierern arbeiten gerade an d...
Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...
Bernd Affenzeller
02. Juni 2024
Am 9. Juni findet in Österreich die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Überschattet wird der Wahlkampf derzeit von Vorwürfen gegen die grüne Kandidatin Lena Schilling. Trotz der heftigen Turbulenz...
Marlene Buchinger
21. April 2024
Derzeit gibt es Unmengen an Schulungsangeboten und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Anstelle das Rad neu zu erfinden, lohnt es sich bestehende Strukturen zu neu zu denken. Herzlich Willkomm...

Log in or Sign up