Mobilität in neuen Formen besonders in urbanen Regionen und drängende Umweltthemen – das sind große Herausforderungen. Unternehmen wie greenmove bieten Fahrzeugpools über Sharingmodelle an – für Elektromobilität und ein Businesspublikum.
Begonnen hatte für Martin Mai das Abenteuer E-Car-Sharing in seiner früheren Funktion als Geschäftsführer des IT-Dienstleisters NTT Data. Ein Forschungsprojekt im Wiener Businesscenter Rivergate im Vorjahr zeigte das Potenzial auf, die Fahrzeugpools der Mieter mittels Carsharing zu reduzieren und gleichzeitig die Auslastung des Fuhrparks zu erhöhen. »Wir haben viele Gespräche mit Immobilienanbietern und Unternehmen verschiedenster Größen geführt«, ist Mai auf regelrechte »Begeisterung für diese Idee« gestoßen. Das offenkundige Interesse bewog den Manager zum Gang in die Selbständigkeit. Nun startet er als Anbieter für Mobilitätslösungen durch. greenmove stellt Elektromobilitätsflotten in Sharing-Pools für Unternehmen bereit. Die Kernidee: Firmen, etwa einige Mieter in einem Business Park, teilen sich das Angebot mehrerer Fahrzeuge, die in der Garage oder am Parkplatz bereitstehen. »Corporate Carsharing, wie man es bis dato kennt, ist auf den Fuhrpark innerhalb einer Firma beschränkt«, erklärt Martin Mai. »Viele Unternehmen können aber auf diese Poolfahrzeuge verzichten, da sie wirklich viel Geld kosten. Wir ersetzen die fossil betriebenen Fahrzeuge durch Elektroautos, die über die eigene Firmengrenze hinaus mit weiteren Sharingpartnern gemeinsam genutzt werden.«
Der Blick über den Tellerrand entspricht dem Zeitgeist neuer Mobilitätskonzepte in der Stadt. Umwelt- und Imagethemen ebenso wie die Förderungen des Klima- und Energiefonds zur Einführung betrieblichen Mobilitätsmanagements würden Investitionen begünstigen. Abhängig von den erzielten Emissionsreduktionen werden bis zu 20 bis 30 % der Gesamtkosten auf drei Jahre gerechnet zugeschossen. Die wesentliche Einsparung bei Carsharing dieser Art ist aber die Reduktion der Poolfahrzeuge, wie es auch in dem Piloten in Wien ersichtlich wurde. »Wir sehen uns sehr genau an, welche Fahrzeuge in den Firmen wie oft und für welche Strecken genutzt werden«, berichtet Mai. Bei Reichweiten von 600 Kilometern könne man zwar auf kraftstoffbetriebene Fahrzeuge noch nicht verzichten. In der Regel lägen die Tagesreichweiten aber bei unter 150 km. Und: In einem firmeneigenen Fuhrpark gibt es meist lange Stehzeiten. Auch sind die Erhaltungs- und Spritkosten bei fossilbetriebenen Fahrzeugen höher. Im greenmove-Modell wird das Auto tatsächlich als Service angeboten – bis hin zu einem Abholdienst, sollte ein Wagen wider Erwarten einmal auf einer Strecke hängen bleiben. Gibt es noch keine passende Ladeinfrastruktur vor Ort, kümmert sich der Dienstleister auch um die Montage von Wall-Boxen. Nebenher werden Mobilitätskonzepte, die auch E-Car-Ladeinfrastruktur einschließen, zunehmend ein Standard in der Immobilienentwicklung. »Autobahnpickerl, Reinigung oder Werkstattdienste, Beratung, Umsetzung der Buchungssoftware-Lösung – wir begleiten unsere Kunden vom Start weg bis zum Ziel«, erklärt der greenmove-Gründer.
Trotz des breiten Angebots würden die Autos die Unternehmen günstiger kommen – je mehr Firmen sich die Fahrzeuge teilen, desto geringer sind die monatlichen Kosten (siehe Kasten). Den Überblick über verfügbare Autos bekommen die Nutzer mit einer Weblösung und App, über die auch reserviert, gebucht und automatisch abgerechnet wird.
Greenmove hat zu Marktstart die Modelle Kia Soul EV und den BWM i3 im Programm. Sie schaffen Reichweiten von bis zu 160 km und sind besonders für den Verkehr in Stadt und Umgebung geeignet. »Die Akkukapazitäten der Elektrofahrzeuge werden in den nächsten Jahren generell wachsen«, ist Mai zuversichtlich. Das Unternehmen startet jetzt in ganz Österreich, zunächst werden die größeren Städte anvisiert. Zielgruppe sind Unternehmen mit fünf Mitarbeitern, die vielleicht nur ein Fahrzeug mitnutzen wollen, ebenso wie Größere, welche eine Alternative für die Reduktion ihrer Fuhrparkkosten suchen. Martin Mai ist überzeugt, auf die richtigen Pferdestärken zu setzen: »Meine Generation ist noch mit der Überzeugung aufgewachsen, selbst ein Auto – das vielleicht noch möglichst groß und schnell ist – besitzen zu müssen. Das ist bei den jungen Menschen heute oft nicht mehr der Fall – vielleicht wird noch ein Führerschein gemacht, es gibt aber andere Dinge, die wichtiger sind als der Kauf eines Autos.«
Tipp: E-Cars und Sharing fürs Business – weitere Pioniere
ibiola mobility. Das Unternehmen ibiola mobility bietet als einer der ersten Dienstleister in Österreich Corporate Carsharing in Unternehmen sowie lokales Carsharing in Wohnanlagen, Business Parks und Gemeinden. Das ibiola-System wird Carsharing-Betreibern angeboten und umfasst ein speziell entwickeltes Kit zum Öffnen von Fahrzeugen und Aufzeichnen von Fahrzeugdaten, sowie eine integrierte Onlinesoftware zur Buchung, Verwaltung, Abrechnung und ein Reporting-System. Firmengründer Robert Reithofer hat aktuell rund 60 Carsharing-Anbieter mit gut 200 Fahrzeugen an Bord – darunter Europcar, Wohnpark Gösting, die Energieregion Weiz-Gleisdorf oder aktuell ein Wohnbau in der Perfektastraße. Mit dem Geschäftsverlauf ist der gebürtige Grazer mehr als zufrieden. »Wir haben alle unsere Ziele für heuer bereits jetzt schon erfüllt«, verrät er. »Mit den Förderungen, die seit 2016 in vielen Bundesländern angeboten werden, wachsen die Märkte für Elektrofahrzeuge und Car-Sharing stark.« Reithofer betreibt zudem die private Plattform carsharing247.com.
eRare. Die eRare Mobility Services rund um die Firmengründer Christian Alexander Gedeon, Richard Wagner und Oliver Olbrich finanzieren über Crowdfunding Elektrofahrzeuge und Infrastruktur, um diese langfristig an Städte, Kommunen und Unternehmen zu vermieten. Bevorzugtes Elektrofahrzeug der E-Mobilisten ist der BMWi3, der ab einer Laufzeit von sechs Monaten angeboten wird. Ebenso sind im Service die Beratung zum Thema E-Mobility und die Errichtung von Ladeinfrastruktur inkludiert. »Wir stellen uns der Herausforderung, einen sinnvollen Beitrag zur E-Mobilität in Österreich zu leisten«, sagen sie. eRare vernetzt eine Reihe von Partnern – vom Fahrzeughersteller BMW über die behördlichen Unterstützer und Ministerien bis hin zu Versicherungen, Tourismuspartnern und den Nutzern. Potenter Partner der Unternehmung ist der Umweltdachverband, der das Angebot auch über sein Netzwerk promoten wird.