Donnerstag, Juli 18, 2024

Der digitale Wandel hat alle Branchen erfasst. Für Unternehmen bedeutet das, Geschäftsmodelle, Prozesse und IT-Landschaften zu überdenken und Abläufe zu vereinfachen. Auch der CFO, der zunehmend zum Gehirn im Unternehmen avanciert, ist gefordert.

Über die Hälfte der Fortune 500-Unternehmen sind seit 2000 vom Markt verschwunden. Für Thomas Foltyn, der das Geschäft bei Teradata mit Kunden der Finanzindustrie leitet, ist der Hauptgrund die fehlende Digitalisierung. Smart Industry, Internet of Things und Big Data haben längst die Wirtschaftswelt erobert, sind aber noch nicht in allen Unternehmen angekommen. Big Data ist dabei der Trend schlechthin im 21. Jahrhundert. Daten helfen, Kosten zu senken, Kundenbeziehungen zu vertiefen, neue Produkte zu entwickeln, die Bereitstellung zu beschleunigen sowie die Entscheidungsfindung zu verbessern und zu vereinfachen. Digitalisierung verändert die Geschäftsbereiche im Unternehmen, auch die Finanzabteilungen sind gefordert.

Finance Business

Durch die Implementierung von Schlüsseltechnologien in den Bereichen Business Intelligence, Cloud, Mobilität, Social und Produktivität entwickelt sich die Rolle des Finanzprofis vom Bilanzverantwortlichen zum strategischen Führer. »Der Chief Financial Officer, CFO, wird zunehmend zum Gehirn im Unternehmen«, ist Thomas Foltyn überzeugt. Er entwickelt Strategien zur Optimierung der Abläufe und plant den Einsatz der finanziellen Mittel im Unternehmen. Auch Microsoft betont, dass Führungskräfte im Finanzbereich heute die außerordentliche Chance haben, ihre Unternehmen beim Erreichen der Rentabilitäts-, Wachstums- und Produktivitätsziele zu unterstützen, indem sie Technologie sowohl strategisch als auch taktisch zu einer unternehmerischen Priorität machen.

Finance Data

Auf 40 Zettabytes an strukturierten und unstrukturierten Daten aus Betriebssystemen, Mobiltelefonen, Twitter, Facebook etc. soll die weltweite Datenmenge bis zum Jahr 2020 wachsen. Durch die explosive Entwicklung von Big Data und Analytics ist bereits ein riesiger Pool zuvor nicht verfügbarer Ressourcen entstanden. Für den CFO stellt sich die Frage, mit welchen Prozessen, Systemen und Tools er die Möglichkeiten der Digitalisierung für den Finanzbereich und das Unternehmen nutzbar machen kann. Die systematische Nutzung von Big Data bietet konkrete Chancen auf Qualitäts-, Rationalisierungs- und Umsatzoptimierung. Allerdings liefert das bloße Sammeln von Daten noch keine Erkenntnisse.

Etwa die Hälfte der Finanzchefs wollen nach eigenem Bekunden im Rahmen ihrer Digitalisierungspläne in den Bereich Datenanalyse investieren, ergab eine aktuelle deutsche Arbeitsmarktstudie. Der Transformationswille hängt von der Unternehmensgröße ab: Insbesondere für Finanzvorstände großer Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern ist die Digitalisierung der wichtigste Investitionsbereich (56 %). In kleineren Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern wollen immerhin noch knapp 40 Prozent der Finanzchefs Geld in die Digitalisierung stecken. Finanzexperten benötigen sofortigen Zugriff auf die erforderlichen Insights, um erfolgsorientierte Entscheidungen für ihr Unternehmen treffen zu können.

Bild: Thomas Foltyn, Feradata: »Es gibt heute kein Unternehmen, das es sich leisten kann, anfallende Daten nicht zu beachten.«

Der Zugriff auf diese Daten schafft außerdem mehr Möglichkeiten, auf der Grundlage fundierter Kenntnisse die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu optimieren. Wichtig ist darüber hinaus, eine digitale Architektur für die vorhandenen Daten zu erstellen und damit eine Harmonisierung zu erreichen. Foltyn bringt dazu ein Beispiel für fehlende Digitalisierung: »Durch Definitionsunterschiede in Systemen und Abteilungen waren etwa in den Geschäftsberichten eines Telekom-Unternehmens 20 Millionen Businesskunden angeführt, in Wirklichkeit waren es zwölf Millionen.« Leonhard

Muigg, Koordinator Industrie 4.0 bei Siemens, ergänzt: »Die Anpassung an die Dynamik und Flexibilität der zukünftigen Industrielandschaft ist erfolgsentscheidend. Die Industrie muss den neuen Weg der Digitalisierung gehen, um die Produktions- und Entwicklungsstandorte auch hier in Zentraleuropa abzusichern. Zwar werden die Eckpfeiler des Finanzmanagements Bestand haben, aber die Instrumente werden immer ausgereifter und bilden eine große Anzahl an Tools für das Finanzcockpit in einem Unternehmen.«

Digitale Security

»Früher war Cybercrime ein Studentenspaß. Heute ist das System komplex geworden. Die Angriffsmethoden haben sich massiv geändert«, betont Andrea Nowak, Deputy Head of Digital Safety & Security Department  am AIT Austrian Institute of Technology. Sie bewertet die IKT als die kritische Infrastruktur unserer Gesellschaft. Finanzen und Controlling stehen besonders im Fokus. Mit komplexen Attacken wird auf verschiedenen Ebenen über Monate versucht, ein System anzugreifen. »Das macht Security-Maßnahmen schwierig, weil ich nicht weiß, wogegen ich mich schützen soll.« Nowak nennt zwei Security-Projekte, die auch für den Finanzbereich Bedeutung haben.

Im Projekt CAIS wird an der technischen Basis für ein umfassendes Cyber Attack-Information-System aus einer nationalen Perspektive gearbeitet. Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Evaluation von Tools zur Analyse und Simulation von Bedrohungen im Cyberspace, mit welchen z.B. die Erkennung von der Welt noch unbekannten Angreifern möglich wird. Im Cyber Incident Information Sharing, CIIS, werden Methoden und Technologien für den organisationsübergreifenden Austausch von Informationen über Cyber-Incidents zur besseren Abwehr von Cyberangriffen und zur effizienten Analyse der aktuellen Bedrohungslage entwickelt. Laut der deutschen Arbeitsmarktstudie plant fast jeder dritte CFO in die Betrugserkennung oder das Risikomanagement zu investieren.

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