Capatect-Verkaufsleiter Wolfgang Folie über die aktuelle Lage der heimischen Dämmstoffindustrie, notwendige politische Maßnahmen und das Marktpotenzial des Dämmstoffs Hanf.
Report: Die heimische Dämmstoffindustrie hatte in den letzten Jahren mit rückläufigen Umsatzerlösen zu kämpfen. Wie hat sich der Markt 2014 entwickelt?
Wolfgang Folie: 2014 war für die Dämmstoffindustrie das prognostizierte schwierige Jahr. Die aktuell leicht sinkende Nachfrage führte gepaart mit dem vermehrten Auftreten von Anbietern zu den erwartenden Spannungen. Dies führte auch zu einem verstärkten Druck auf den Preis und verhinderte bereits längst notwendige Preisanpassungen.
Report: Wie ist 2014 für Capatect gelaufen?
Folie: Das Jahr 2014 hat sich nach einem der Witterung entsprechenden positiven Start im Laufe der Saison wieder dem Vorjahr angepasst. Die zweite Saisonhälfte bestätigte wieder den Trend der letzten Jahre hinsichtlich einer flacheren Umsatzkurve als in den Jahren zuvor.
Report: Wie die gesamte Bauwirtschaft herrscht auch in der Dämmstoffbranche ein harter Preiskampf. Sehen Sie kurz- und mittelfristig eine Entspannung oder ist mit einer weiteren Verschärfung zu rechnen?
Folie: Wir rechnen auch im nächsten Jahr mit einem gleich starken Druck auf den Preis. Dieser Umstand macht es auch immer schwieriger, geplante Innovationen am Markt umzusetzen. Der Mehrwert dieser Innovationen gerät dadurch von Beginn an unter Preisdruck.
Report: Seit der Nationalratswahl 2013 werden seitens der Bundespolitik immer wieder Konjunkturprogramme und Wohnbaupakete angekündigt, passiert ist wenig. Wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf der Regierung?
Folie: Auf den Kampf gegen die massiv steigende Arbeitslosigkeit speziell in der Baubranche müsste das Hauptaugenmerk gelegt werden. Denn viele Arbeitslose bedeuten auch gleich viele Personen mit keinem bis kaum Investitionsspielraum. Ein Ankurbeln der Baubranche durch gezielte Fördermaßnahmen reduziert die Arbeitslosigkeit und entlastet durch Steuereinnahmen und geringere Ausgaben für Sozialleistungen die Staatskassen.
Report: Capatect setzt seit einigen Jahren auf den Dämmstoff Hanf. Sehen Sie dafür einen Massenmarkt oder wird das auch in Zukunft eher ein Nischenprodukt bleiben?
Folie: Hanf wird sich mittelfristig neben EPS und Mineralwolle als dritte Kraft in der Dämmstofffamilie etablieren. Wie lange das dauert, hängt nicht nur von unserem eigenen Vertriebsgeschick ab. Dazu braucht es wiederum den politischen Willen, ökologische und nachwachsende Baumaterialien und Dämmstoffe zu fördern.
Report: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Jahr 2015?
Folie: Für 2015 ist die Grundstimmung eher gedämpft, die Entwicklung wird aber stark vom Saisonstart abhängen. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass ein überproportional langer Winter für Unruhe und Nervosität sorgt, gleichzeitig ein früher Saisonstart, siehe 2014, eine positive Stimmung erzeugt. Vom Potenzial her schätzen wir das Jahr 2015 in etwa gleich ein wie 2014. Nachvollziehbare Ansätze, wie die Forderung nach »leistbarem Wohnbau«, sowie kritische ökologische Stimmen zum Thema Wärmedämmung sind grundsätzlich als Reaktionen negativer Auswüchse der letzten Jahre zu sehen. Für unsere Branche ist dies ohne entsprechende Übergangsfristen und fehlende Versachlichung bzw. Einbindung der Gewerbetreibenden kurz- und auch mittelfristig nicht förderlich. Positive Tendenzen sind aber die diversen Bemühungen der öffentlichen Hand, weg vom Billigstbieter- hin zum Bestbieterprinzip und die Verlängerung der Schwellenwerteverordnung, die in einer Evaluierung des Bundesvergabegesetzes gipfeln soll. Die Weichenstellung in der EU in Richtung e-Vergabe ab 2018 ist ein weiterer positiver Schritt.