Sonntag, Dezember 22, 2024

oekostrom-AG-Vorstand Horst Ebner hält es für richtig, Energieversorger bei der Erfüllung der Energiesparziele stärker in die Pflicht zu nehmen.

Von Horst Ebner, Vorstand oekostrom

Um Europas Energieprobleme an der Wurzel zu packen, hat sich Europa bereits 2007 darauf geeinigt, den Energieverbrauch bis 2020 um 20 % zu reduzieren. In Österreich ist der Versuch, ein bundesweites Energieeffizienzgesetz zu beschließen, bisher gescheitert. Nun soll es endlich beschlossen werden. Die aktuelle Regierungsvorlage zum Bundes-Energieeffizienzgesetz möchte Energieversorger zu Energieeinsparungen von rund 0,6 % pro Jahr sowie zur verbindlichen Information und Motivation der Verbraucher verpflichten. Österreichische Energieunternehmen sollen daher künftig selbst dafür Sorge tragen, dass ihre Kunden Energie sparen, andernfalls drohen Strafen. Die oekostrom AG unterstützt diesen Vorstoß, denn eine klare und zielführende Regelung zur Energieeffizienz ist ein wesentlicher Treiber für die Energiewende.

Alle in einem Boot

Bereits in der »alten« Regierungsvorlage aus dem Jahr 2013 wurde von mehreren Interessensgruppen vorgeschlagen, die Verteilnetzbetreiber statt der Energielieferanten in die Pflicht zu nehmen. Dies hätte jedoch zur Folge, dass wesentliche Marktteilnehmer im Primärenergiemarkt – wie zum Beispiel die OMV – vom Energieeffizienzgesetz ausgenommen gewesen wären. Wir befürworten es daher, dass nach jetzigem Gesetzesentwurf alle Energielieferanten einen Beitrag zur Energieeffizienz leisten müssen.

Verantwortung liegt bei den Versorgern

Trotz vieler Unkenrufe von Energieversorgern gegen die Sanktionierung bei Nichterfüllung der Energiesparziele halten wir es für richtig, sie stärker in die Pflicht zu nehmen. Die Kunden ergreifen kaum von selbst Effizienzmaßnahmen, sie dafür zu bestrafen wäre der falsche Weg. Die Verantwortung liegt daher eindeutig bei der Branche. Die vorgeschlagene Höhe der Strafen – 20 Cent pro kWh bei nicht erfüllter Verpflichtung – empfinden wir als angemessen. Allerdings sollten Strafen jedoch erst ab dem Zeitpunkt verhängt werden können, ab dem die Monitoring-Stelle Maßnahmen und Höhe zu den Einsparungszielen definiert hat.

Energieeffizienzzertifikate einführen

Wo es Strafen gibt, braucht es auch Belohnungssysteme. Der in der Regierungsvorlage gewählte Ausschreibungs-Modus für das Handeln von Einsparungen ist aber wenig praktikabel. Eine sinnvolle Lösung ist die Einführung handelbarer Energieeffizienzzertifikate, sogenannter »weißer Zertifikate«. Hier gibt es etwa in Frankreich oder Italien bereits gute Erfahrungswerte, von denen man in Österreich profitieren kann. Zertifikatsysteme sind außerdem erprobte Instrumente im Energiebereich. So gibt es z.B. auch im Bereich der Herkunftsnachweise einen funktionierenden Zertifikate-Handel. Mit der Einführung »weißer Zertifikate« könnte ein Markt für Energieeffizienzmaßnahmen geschaffen werden.

Mit gutem Beispiel voran

oekostrom setzt schon heute viele Akzente und geht davon aus, die Vorgaben eines Bundes-Energieeffizienzgesetzes übertreffen zu können. Aktuelle Maßnahmen sind das oekostrom-Klimaschonprogramm oder die Einführung eines Energiemonitoring-Tools, mit dem der Stromverbrauch analysiert und optimiert werden kann. Auch im PV-Bereich geht man mit den Kunden neue Wege und bietet die Möglichkeit, sauber erzeugte Sonnenenergie mittels Speicher auch dann, wenn keine Sonne scheint, zu nutzen.


Zum Autor:

Horst Ebner ist Vorstandsmitglied der oekostrom AG. Die 1999 gegründete Beteiligungsgesellschaft setzt auf erneuerbare Energien und ist in den Geschäftsfeldern Stromproduktion, Stromvertrieb und Energiedienstleistungen tätig.

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