Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report vergleicht Peter Schnieper, Geschäftsführer Schindler Österreich, den schweizerischen und österreichischen Markt, spricht über den Stellenwert Chinas für einen europäischen Aufzugshersteller und erklärt, warum der Kunde heute für mehr Leistung nicht mehr zahlen muss.
Report: Sie sind seit Juli letzten Jahres Geschäftsführer von Schindler Österreich, davor waren Sie in der Schweiz. Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen den beiden Märkten, wo gibt es Gemeinsamkeiten?
Peter Schnieper: Beiden Märkten gemein ist der hohe Anspruch der Kunden an Qualität und Service. Ebenfalls beiderorts wichtig ist zum einen die individuelle Beratung, zum anderen, flexible Lösungen zu finden. In Österreich ist der Wettbewerb sicher noch etwas stärker, ebenso das Preisbewusstsein. Auch die Rolle des Staates, der Länder und der Kommunen ist hierzulande viel gewichtiger.
Report: Laut einer Studie von Kreutzer Fischer & Partner musste die heimische Aufzugsindustrie 2013 einen Umsatzrückgang von rund 4 % hinnehmen. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?
Schnieper: In den vergangenen Jahren war die Erhöhung der Sicherheit von alten Aufzuganlagen in Wien ein sehr großer Umsatztreiber. Diese Aktion ist nun weitgehend abgeschlossen. Aufgrund der Größe Wiens und der Aufzugsdichte hatte dies natürlich maßgebenden Einfluss auf den Umsatz der gesamten Branche und konnte nicht durch den Neubaubereich kompensiert werden.
Report: Wie ist 2013 für Schindler Österreich gelaufen?
Schnieper: Für uns war 2013 ein gutes Jahr, da wir uns frühzeitig auf diese neue Entwicklung eingestellt haben. Zudem profitieren wir von einer aktuell sehr wettbewerbsfähigen Produktpalette.
Report: Das Thema »Leistbarkeit« ist in aller Munde. Was kann ein Aufzughersteller wie Schindler beitragen, damit die Mieten am Büro- und Wohnungsmarkt leistbar bleiben?
Schnieper: Die Leistbarkeit der Mieten ist in den vergangenen Jahren sicher weniger durch die Steigerung der Produkt- und Servicekosten als vielmehr durch die Knappheit des Angebotes und der gestiegenen Nachfrage zum Thema geworden. Dennoch tragen wir der Situation Rechnung: Die neuen Produkte können mehr, sind noch sicherer und trotzdem sind sie nicht teurer. Der Kunde kriegt heute mehr fürs gleiche Geld.
Report: Welche aktuellen Trends in der Aufzugsbranche sehen Sie?
Schnieper: Der Aufzug wird technologisch immer anspruchsvoller: immer mehr Elektronik, hocheffiziente und grünere Antriebssysteme, leichtere Materialien wie Kunststoffriemen anstelle von Stahlseilen. Dies alles sieht der Kunde nicht. Was er aber feststellen kann, sind größere Kabinen bei gleicher Schachtdimension, größerer Schachtkomfort und modernes Design.
Report: Was sind die größten Herausforderungen, denen sich Aufzugshersteller national und international gegenüber sehen?
Schnieper: Die Entwicklung und Produktion dieser neuen Produkte kostet enorme Summen bei erhöhtem Kostenbewusstsein der Kunden. Hier gilt es, die Kosten bei mindestens gleichbleibender Qualität im Griff zu haben. Als globales Unternehmen mit Anspruch auf einen Spitzenplatz ist zudem das Bestehen und Ausbauen der eigenen Position in China von eminenter Wichtigkeit. Der chinesische Markt ist heute größer als der im Rest der Welt. Tendenz steigend.
Report: Welche kurz- und mittelfristigen Ziele verfolgen Sie mit Schindler Österreich?
Schnieper: Wir arbeiten jeden Tag mit vollem Einsatz daran, noch besser zu werden. Unser klares Ziel ist es, die Kunden noch zufriedener zu machen. Damit wollen wir unsere Spitzenposition im österreichischen Markt weiter ausbauen.