Moderate Zulassungszahlen für Elektroautos zeigen, dass in Österreich noch viel zu tun ist, um diese Zukunftstechnologie zum Durchbruch zu führen. Einige Fakten und Studien unterstreichen, dass sie dazu durchaus Potenzial hat. Von Thomas Makrandreou, ABB Österreich.
Obwohl sich Österreich in internationalen Abkommen seit langem zu einer Reduktion der CO2-Emissionen verpflichtet hat, sind diese seit 1990 im Verkehr um ca. 83 % gestiegen. Laut VCÖ sind dem Verkehr heute knapp 30 % der gesamten CO2-Emissionen des Landes zuzuordnen, wobei PKWs 53 % der verkehrsbedingten CO2-Emissionen verursachen.
Dabei bieten die Möglichkeiten der Stromerzeugung in Österreich eine sehr gute Ausgangslage, um Elektrofahrzeuge mit sauberer Energie betreiben zu können. Im Jahr 2012 bestand der Strommix zu über 64 % aus erneuerbaren Energiequellen, allen voran der Wasserkraft. Elektroautos, die mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen geladen werden, leisten somit einen bedeutenden Beitrag zur CO2-Reduktion. Eine Studie der TU Wien unterstreicht, dass unsere derzeitigen Stromnetze prinzipiell für einen deutlich höheren Anteil an Elektroautos gerüstet sind. Die Batterien der Fahrzeuge könnten sogar eine ausgleichende Funktion im Netz einnehmen, da sie unabhängig von der klassischen Nachfrage geladen werden könnten, zum Beispiel während der Nacht, wenn es ohnehin tendenziell ein Überangebot an Strom gibt. Darüber hinaus könnten E-Autos in Zukunft auch als Energiespeicher für zum Beispiel Strom aus Wind oder Photovoltaikanlagen fungieren und den Strom bei Bedarf auch in das Netz zurückspeisen. Der zusätzliche Strombedarf, der bei 100 % Elektroautos je nach Annahme und Berechnung bei 20 % bis 30 % liegen würde, könnte dabei in Österreich aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt werden.
Laut Statistik Austria fahren Österreicherinnen und Österreicher mit ihren PKWs pro Tag rund 36 Kilometer, wobei die Verteilung über die Bundesländer sehr ausgeglichen ist. Kärnten ist mit 38 km Spitzenreiter, während Vorarlberg mit 34 km das Bundesland mit der geringsten durchschnittlichen täglichen Kilometerleistung ist, gefolgt von Wien mit 35 km. Dies impliziert, dass ein Auto im Durchschnitt rund 23 Stunden pro Tag steht und somit die meiste Zeit mit dem Netz verbunden sein könnte, um je nach Netzzustand zu laden oder zu entladen. Aus der durchschnittlichen Tageskilometerleistung folgt auch, dass der Großteil der Wegstrecken durchaus problemlos mit dem Elektroauto zurückgelegt werden kann. Im vergangenen relativ kalten Winter konnten Elektroautos und Ladeinfrastruktur, etwa in der Modellregion VLOTTE in Vorarlberg, erfolgreich nachweisen, dass sie auch unter härtesten Bedingungen einsatzfähig sind.
Schnellladung zur Verlängerung
Längere Strecken und eine höhere Tageskilometerleistung von Elektroautos können zum Beispiel durch den Einsatz von Gleichstrom-Schnellladung realisiert werden, die Ladezeiten von 15 bis 30 Minuten ermöglicht. Bis auf wenige Ausnahmen integrieren bereits fast alle Automobilhersteller diese Ladetechnik in ihren Elektroautos. Für die drei Ladesteckertypen, die sich durchgesetzt haben, sind bereits Multistandard-Ladestationen am Markt beziehungsweise werden diese noch im Laufe des Jahres auf den Markt kommen. Dadurch ist sichergestellt, dass dem notwendigen Aufbau einer attraktiven und bedürfnisgerechten Ladeinfrastruktur mit intelligenten und vernetzten Gleichstrom-Schnellladestationen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, die in Zukunft beispielsweise auch über Navigationsgeräte angesteuert und reserviert werden können, nichts mehr im Wege steht. Plug-in-Hybride und Range-Extender werden am Weg zur Elektromobilität wichtige Technologien darstellen und Autos mit klassischen Verbrennungsmotoren könnten damit zum Zweitwagen und Wochenendauto werden.
Ausbau der Infrastruktur
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens McKinsey & Company werden die Batteriepreise pro Kilowattstunde innerhalb der nächsten sieben Jahre um rund zwei Drittel des heutigen Niveaus auf zirka 160 Euro und 2025 auf unter 130 Euro sinken. Analysten von Bloomberg und anderen renommierten Unternehmen gehen von ähnlichen Szenarien aus. Diese Entwicklung würde dazu führen, dass Elektroautos innerhalb relativ kurzer Zeit ein marktkonformes Preisniveau erreichen. Deshalb muss rechtzeitig mit dem Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur begonnen werden und es müssen attraktive, aber nicht unbedingt monetäre Anreizsysteme gesetzt werden. Länder wie Norwegen oder Großbritannien zeigen, dass zum Beispiel die temporäre Nutzung der Busspuren oder der Entfall der Citymaut bzw. der Parkgebühren für Early Adopter durchaus gute Kaufargumente darstellen, um die schnellere Verbreitung dieser Zukunftstechnologie unterstützen zu können. Innovative Unternehmen wie Tesla verkaufen schon heute sehr erfolgreich marktreife Elektroautos mit Reichweiten von über 400 km und Beschleunigungswerten von Supersportwagen zu kompetitiven Preisen und zeigen damit eindrucksvoll auf, in welche Richtung die Elektromobilität steuern wird.
Bereits um 1881 wurde auf der Internationalen Elektrizitätsausstellung ein erstes Elektroauto vorgestellt. Elektroautos wurden in den folgenden Jahren so beliebt, dass um 1900 in den USA 38 % der Automobile mit Strom angetrieben wurden. Es deutet demnach einiges darauf hin, dass wir mit sinkenden Preisen der Elektroautos, der größer werdenden Modellvielfalt und den weiter steigenden Treibstoffpreise in Kombination mit dem höher werdenden Druck auf die Einhaltung von Klimazielen und CO2-Reduktion in den kommenden Jahren eine Renaissance des Elektroautos erleben werden.