Der vor kurzem veröffentlichte Global E-waste Monitor 2020 der Vereinten Nationen dokumentiert die dramatische Entwicklung bei Elektroschrott: Das Jahr 2019 markiert mit 53,6 Millionen Tonnen einen absoluten Höchststand. Innerhalb der letzten fünf Jahre ist dieser Berg um knapp ein Viertel angewachsen. Es ist Zeit zu handeln, damit uns und unsere Kinder diese Lawine nicht überrollt.
Die Hersteller von Elektrogeräten müssen sich ihrer Verantwortung stellen, Geräte einfacher reparierbar zu konstruieren und länger mit Updates zu versorgen. Ein modernes Smartphone kann über mehrere Jahre hinweg ohne große Einschränkungen genutzt werden – vorausgesetzt, einzelne schadhafte Komponenten sind ersetzbar und aktuelle Updates verfügbar. Wenn elektronische Geräte zudem leichter auf den technisch notwendigen Stand aufgerüstet werden könnten, ließe sich der Produktlebenszyklus bis zum End-of-Life (EOF) verlängern. Im Sinne des EOF-Managements ist eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich: Rücknahme durch die Hersteller und sicherstellen, dass die einzelnen Komponenten und wertvollen Rohstoffe recycelt und wieder in den Wirtschafts- und Produktionskreislauf integriert werden.
Der Gesetzgeber ist dazu aufgerufen, dafür die geeigneten rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen und jegliche Initiativen zu unterstützen sowie Maßnahmen zu fördern, welche die Reparatur von Elektrogeräten betreffen. Die EU-Kommission ist mit gutem Beispiel vorangegangen und hat Anfang des Jahres in ihrem Aktionsplan ein Recht auf Reparatur für die Verbraucher implementiert. Das war ein wichtiger grundlegender Schritt. Jetzt sind die einzelnen Mitgliedsstaaten gefordert, dieses Konzept rasch national umzusetzen. Mit dem sogenannten Reparaturbonus hat die österreichische Bundesregierung darüber hinaus eine richtige Maßnahme ergriffen – nur nicht konsequent genug. Aktuell wäre auch die Reduktion der Umsatzsteuer auf reparierte Geräte ein probates Instrument, um die Kreislaufwirtschaft weiter anzukurbeln. Denn wer einen dezidierten Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft initiieren will, der muss klotzen und nicht kleckern – ähnlich wie bei der E-Mobilität, die ohne entsprechende Maßnahmen und Förderungen vor sich hindümpelt.
Wie neu, nur besser
Nicht zuletzt steht auch der Konsument in der Pflicht, sein Konsumverhalten zu überprüfen und zu überdenken. Die Themen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit müssen noch mehr Teil der Lebensrealität und in den Köpfen der Menschen fest verankert werden. Denn in letzter Konsequenz liegt es in der Hand der Verbraucher selbst, etwas zu verändern. Der Konsumgesellschaft mit dem Credo „Immer schneller Neues und Besseres“ ist zu erwidern: An die Umwelt sowie die nächsten Generationen denken UND gleichzeitig Geld sparen. Dass dieses Konzept ohne große Einschränkung hinsichtlich Design oder Funktionalität umgesetzt werden kann, ist Teil unserer Mission bei refurbed. Unsere vollständig erneuerten Geräte sind zu 100 Prozent nachhaltig, bis zu 40 Prozent günstiger und mit mindestens zwölf Monaten Garantie. Denn für jedes verkaufte oder vermietete Produkt pflanzen wir einen Baum – in Summe bereits mehr als 250.000 Stück.
Auf den Punkt gebracht, hat jeder Europäer 2019 pro Kopf rund 16,2 Kilogramm Elektroschrott verursacht. Die Aufgabe besteht nun darin, diesen Wert in den kommenden Jahren drastisch zu reduzieren. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass Europa vor allem beim Thema Recycling führend ist. Andere Länder haben hingegen noch massiven Aufholbedarf und sollten sich dringend zu einheitlichen und verbesserten Standards verpflichten. Denn eines führt uns die globale Wirtschaft klar vor Augen: Gibt es eine Lücke im System, wird diese auch ausgenutzt.
Zur Person
Peter Windischhofer ist Mitgründer von refurbed, einer stark wachsenden Plattform im deutschsprachigen Raum für vollständig erneuerte elektronische Geräte – wie etwa Handys oder Laptops. Das Green-Tech-Startup ist in Österreich, Deutschland, Polen, Italien und Spanien aktiv. Neue Märkte in Europa sollen im laufenden Jahr hinzukommen.