Sonntag, Dezember 22, 2024
Meilensteine für 5G-Strategien

In allen Größen, für alle Anwendungen: 5G wird zur Basis auch für die Smart City – vorausgesetzt, es bleibt genügend Geld nach der Frequenzauktion übrig, betont Jan Trionow, Geschäftsführer von Drei.

Report: Drei hat mit dem Ausbau von »Massive MIMO« in der Seestadt Aspern einen Vorgeschmack auf künftig stärkere Bandbreiten im Mobilnetz gegeben. Wie sieht Ihre Vision der Smart City aus?

Jan Trionow: Die Pre5G-Massive-­MIMO-Technologie ist ein Puzzlestück für die Smart City und wir planen den Rollout für ganz Wien im Lauf des Jahres. Smart City ist eines der Wachstumsfelder des Internets der Dinge – ein Bereich, auf den wir große Hoffnungen setzen. Länder wie China sind auf diesem Gebiet führend. Wir sind überzeugt, dass wir hier auch in Europa und in Österreich in die Gänge kommen müssen. Das Potenzial ist riesengroß, um in den Städten Transport, Energie und Umweltthemen besser managen zu können.

In dem wachsenden Ökosystem tummeln sich natürlich viele Unternehmen – angefangen jene, die Vernetzung und Kommunikationslösungen für eine Smart City liefern können – bis hin zu Entwicklern von Anwendungen und Plattformbetreibern, die unterschiedlichste Daten und Prozesse aggregieren. Diesen ganzen Komplex sauber hinzubekommen, bei allen Herausforderungen der Implementierung von etwa Security, Datenschutz, und mitunter auch die Widerstände aus einzelnen Behörden zu überwinden, ist eine große Aufgabe.

Report:  In welcher Rolle sehen Sie den Mobilfunker Drei in der Smart City – vornehmlich als Anbieter von Connectivity und Infrastruktur?

Trionow:  Das wäre die klassische Rolle, die wir natürlich auch einnehmen wollen. Wir können aber mehr und wollen auch mehr leisten. Auch die mittleren und kleineren Städte haben Bedarf an Smart-City-Dienstleistungen, die sie nicht selbst umsetzen können. Ihnen fehlen die großen IT-Abteilungen, die diese Aufgabe selbst stemmen könnten. Hier als Provider standardisierte Lösungen out-of-the-box anzubieten, wäre ein sehr interessanter Markt.

Report: Haben Sie bereits konkrete Angebote?

Trionow: Das Thema entwickelt sich gerade und wir haben verschiedene Ansätze dazu. Wir sind auch bereits in Gesprächen mit Städten, Namen können wir allerdings noch keine nennen. Die Anwendungen werden auf jeden Fall die gleichen sein wie in einer Großstadt. So spielen etwa Parken oder auch Konzepte für intermodalen Verkehr – die Integration von Individualverkehr, Öffis und Sharing-Angeboten in einem Gesamtkonzept – auch in kleineren Städte eine Rolle. Andere Themen sind das Energiemanagement bei der Straßenbeleuchtung und der Energieverbrauch in öffentlichen und privaten Gebäuden.

Report: Welche Rolle wird 5G hier spielen?

Trionow: Das Thema IoT ist heute noch nicht weitergetrieben, weil es noch kein standardisiertes Netz gibt, das alle IoT-Anwendungen unterstützt: Vernetzte Sensoren etwa mit extrem geringem Energieverbauch, die Automatisierung von Fahrzeugen und Produktionsprozessen, die geringe Latenzzeiten erfordern – bis hin zu Multimedia-Video- und Virtual-Reality-Anwendungen, die hohe Leistungen bei Bandbreiten und Netztechnik brauchen. Auch die Qualitätsfaktoren einer garantierbaren Verfügbarkeit und Sicherheit werden mit der nächsten Netzgeneration auf eine neue Stufe gehoben. So etwas ist essenziell, wenn menschliches Leben von der Verfügbarkeit eines gesteuerten Fahrzeugs oder von medizinischen Geräten abhängt. 5G wird das alles liefern.

Auch die Dichte der künftigen Gerätevielfalt könnten die heutigen Netze gar nicht unterstützen. Extremprognosen sprechen von hunderten mit dem Internet verbundenen Sensoren, die jeden von uns umgeben werden. 5G ist mit einer Dichte von einer Million »Connected Devices« pro km² spezifiziert. Allein daran kann man erkennen, welche Dimensionen möglich werden

Report:  Mit welchen Erwartungen sehen Sie der kommenden Frequenzauktion entgegen? Erwarten Sie auch Bieter, die nicht aus dem Mobilfunk kommen?

Trionow:  Zum einen ist eine hoffentlich günstige Auktion ein erster Meilenstein für eine sinnvolle 5G-Strategie. Für die Mobilfunkbranche in Öster­reich ist nach Jahren des Verfalls der Umsätze zwar jetzt eine gewisse Stabilisierung eingetreten ­– wir wissen heute aber, dass wir wesentlich mehr Infrastruktur benötigen werden: mehr Antennen, mehr Mobilfunkstandorte, mehr Glasfaseranbindungen. Dem gegenüber stehen die immer noch flache Umsatztrends. Wenn der Branche frühzeitig durch eine überteuerte Auktion die Mittel entzogen werden, wird weniger Geld für Investitionen bleiben.

Zumindest beim Kostenposten Frequenzpakete hoffen wir nun, dass dieser vernünftig abgewickelt wird. Eine Rolle spielt da natürlich auch, wer sich bei der Versteigerung beteiligen wird. Sind es nur die drei Mobilfunkunternehmen oder gibt es potenziell neue Player? Die Konsolidierungsphase der letzten Jahre sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetz hat gezeigt, dass es heute ein wohl richtiges Maß an Wettbewerb gibt. Hier in der Marktregulierung wieder neuen Anbietern, auch wenn sie nur regional tätig sind, Platz zu geben – das halte ich für wenig sinnvoll. Man hat es schon nicht geschafft, die 5G-Frequenzen europaweit harmonisiert zu vergeben – was bei landesübergreifenden Anwendungen wie autonomes Fah­ren und prinzipiell im digitalen Binnenmarkt durchaus sinnvoll gewesen wäre. Wenn man jetzt sogar eine österreichische Fragmentierung des Marktes riskiert, erscheint mir das als der falsche strategische Ansatz.

Report: Wie geht es Ihnen mit der Integration von Tele2?

Trionow: Wir stecken mitten drin und es läuft sehr gut. Die rechtliche Verschmelzung ist abgeschlossen, die Organisationen wurden zusammengeführt und wir können schon gemeinschaftlich auf Kunden zugehen. Im Sommer dieses Jahres ist auch die Zusammenlegung der Marken geplant. Gerade im Bereich der Geschäftskunden ist Tele2 eine ausgesprochen gute Ergänzung für uns. Ein Drittel der österreichischen Großkunden sind Festnetzkunden von Tele 2. Damit haben wir unsere Palette an Mobilfunk, Festnetz und IT-Diensten deutlich erweitert.

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