Sonntag, Dezember 22, 2024

In der Rubrik »Fragen an die Politik« haben Vertreter der Bau- und Immobilienbranche die Möglichkeit, konkrete Fragen an Politiker zu formulieren. In der aktuellen Folge kommt Monika Döll, Präsidentin von Bau.Genial, zu Wort. Gerichtet wurde die Frage an Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek.

Monika Döll, Präsidentin Bau.Genial: »Funktionale, ökonomische, wirtschaftliche und atmosphärische Parameter bestimmen die Planung von Gebäuden. Räume von Bildungseinrichtungen müssen verschiedenste Anforderungen erfüllen und höchsten technischen Ansprüchen gerecht werden. Ziel ist, ein optimales Raumkonzept für moderne Lernmethoden unter der Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse zu gestalten, denn eine positive Lernatmosphäre beeinflusst das Gelingen schulischer Bildung. Wie ist es somit möglich, in Schulgebäuden der 70er-Jahre modernen Unterricht zu bieten bzw. sicherzustellen?«

Gabriele Heinisch-Hosek, Bildungsministerin: »Für gute und ausgezeichnete Lehrerinnen und Lehrer, wie sie an unseren Schulen unterrichten, sind guter Unterricht und erfolgreiche Vermittlung, wie ich behaupten möchte, an fast jedem Ort möglich. Der vielfach beschworene ›3. Pädagoge Raum‹ hat aber natürlich einen unbestrittenen Anteil am Zustandekommen eines erfolgreichen Lernergebnisses. Warum allerdings so oft gerade die Schulbauten der 70er-Jahre infrage gestellt werden, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Gerade in dieser Zeit hat ein deutlicher Wandel in der Schularchitektur, hin zu einer kommunikativen Öffnung, stattgefunden. Der Typus der 70er-Jahre-Schule war die Hallenschule. Gab es in der sogenannten Kaiser-Jubiläums-Schule als Kommunikationszentrum bestenfalls einen Festsaal, also einen abgeschlossenen und vor allem für die SchülerInnen verschlossenen Raum, so öffnete sich die Architektur der 70er-Jahre und situierte die Klassenräume bzw. Klassentrakte rund um eine gemeinsame, oftmals lichtdurchflutete Halle. Ein besonders positives Beispiel für diese Architektur ist das Bundesschulzentrum in Wörgl, dessen architektonisches Konzept (von Viktor Hufnagl) noch heute Gültigkeit hat. Wie überhaupt gute Architektur, aus welchem Zeitraum sie auch immer stammt, über die Zeit der Entstehung hinaus weist.

Offenes Lernen etwa ist nicht mit dem Wegfall von Klassen- und Sonderunterrichtsräumen verbunden, es bedeutet vielmehr ein kommunikatives Zusammenarbeiten von Lehrenden und Lernenden entlang ihrer unterschiedlichen Bedürfnisse und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Ein großzügig geplanter Klassenraum lässt die unterschiedlichsten Varianten seiner Nutzung zu. Nur Dinge, die zu eng(stirnig) und zu klein(mütig) sind, behindern die gewünschte und erforderliche Flexibilität. Wollte man ein Schulgebäude als ein in Beton gegossenes pädagogisches Konzept sehen, wäre das weder nachhaltig noch zukunftsfähig. Es gibt nämlich nicht nur ein pädagogisch richtiges Konzept, so wie es auch nicht eine quasi uniforme SchülerIn gibt. Pädagogische Konzepte müssen und dürfen so vielfältig sein, wie es den Bedürfnissen von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern entspricht.«

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