Peter Jaksch, Prokurist Schöck, spricht Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report über Billigkonkurrenz, die nicht aus dem Osten, sondern aus dem Süden und Westen kommt, gibt Einblick in aktuelle Forschungsaktivitäten und seine Pläne als designierter Nachfolger von Geschäftsführer Bruno Mauerkirchner und erklärt, warum Schöck mehr ist als ein Produktlieferant.
Report: Aktuell ist viel von Billigimporten aus dem Osten zu hören. Wie ist die Situation aktuell einzuschätzen?
Peter Jaksch: Das Problem gibt es, gar keine Frage, vor allem im Bereich der Massenprodukte. Aber als Nischenanbieter haben wir den Vorteil, dass wir einen ganz anderen Zugang zum Kunden haben. Interessant ist, dass in den Bereichen, in denen wir mit Isokorb und Tronsole tätig sind, die Billigkonkurrenz nicht aus dem Osten, sondern aus dem Süden und Westen kommt. Da gibt es einen neuen slowenisch-österreichischen Anbieter und ein Schweizer Unternehmen, das allerdings in Ungarn fertigt. Andererseits hat sich in Österreich, nicht nur wegen Schöck, sondern auch wegen anderer namhafter Mitbewerber, ein gewisser Qualitätsstandard entwickelt.
Report: Welche konkreten Schritte setzen Sie, um Ihre Kunden in Sachen Qualität zu sensibilisieren?
Jaksch: Da gibt es zwei Ebenen. Die emotionale, zwischenmenschliche Bindung zum Kunden und die fachliche. Die fachliche Kundenbindung decken wir über Zertifikate und zahlreiche Praxisversuche ab, um mehr als nur einen rechnerischen Nachweis für die Tauglichkeit unserer Produkte zu liefern. Ganz wichtig ist auch das Thema Sicherheit. Denn auch wenn die Normen noch viel Freiraum lassen, muss uns bewusst sein, dass bei den Produkten Isokorb und Tronsole Menschenleben auf dem Spiel stehen.
Report: Wie preissensibel sind Ihre Kunden?
Jaksch: Die Herausforderung ist, dass der Isokorb etwa hinsichtlich Wärmedämmung nur ein kleiner Teil der Gebäudehülle ist. Hier die Kunden zu Qualität zu sensibilisieren, ist gar nicht so einfach. Wir versuchen daher, sie dazu zu bringen, mehr auf die einzelnen Bauteile in der Fassade zu achten. Denn wenn ich heute einen Balkon ohne Isokorb durchbetoniere, brauche ich für dasselbe Ergebnis das hochwertigste Fenster am Markt plus eine um vier Zentimeter dickere Fassade.
Report: Ihr Produktportfolio reicht von Wärme- und Schalldämmung über Bewehrungstechnik bis zur Schalungstechnik. Welchen Umsatzanteil haben die einzelnen Bereiche?
Jaksch: Unser Hauptprodukt ist und bleibt der Isokorb. Der macht rund 80 Prozent unseres Umsatzes aus. Sehr erfreulich läuft auch das Geschäft mit dem Thermoanker. Und auch die Tronsole entwickelt sich gut.
Report: Gibt es Bestrebungen, dieses Verhältnis zu ändern? Wenn ein anderer Anbieter ähnliche Qualität zu einem günstigeren Preis liefern könnte, würde Schöck zwangsläufig Probleme bekommen ...
Jaksch: Wenn ein Produkt so dominant ist im Portfolio, birgt das natürlich Risiken. Ich muss aber dazu sagen, dass der Umsatzanteil des Isokorbs auch schon höher war. Produkte wie der Thermoanker und die Tronsole bringen Schritt für Schritt eine zunehmende Differenzierung in unser Portfolio. Wenn ein Hersteller sich aber so intensiv mit einem Produkt beschäftigt wie wir mit dem Isokorb, ist man den Mitbewerbern immer zumindest einen Schritt voraus.
Report: Sie heften sich auf die Fahnen, »innovative Baulösungen« zu liefern. In welche Richtung gehen die Forschungsanstrengungen?
Jaksch: Natürlich fließt immer noch viel in die Weiterentwicklung des Isokorbs, aber nicht nur. So wurde etwa unser Tronsolenprogramm, das noch von Herrn Schöck erfunden und entwickelt wurde, vor zwei Jahren erneuert und abgeändert. Da ist davor viel Zeit und Geld in die Forschung investiert worden. Wir gehen auch immer mehr dazu über, den Markt in unserer F&E-Anstrengungen einfließen zu lassen. Die Zeiten, wo im stillen Kämmerchen ein Produkt entwickelt wurde und man anschließend damit den Markt überzeugen wollte, sind definitiv vorbei. Das kann zwar gut gehen, kann aber auch ordentlich schief gehen. Deshalb basieren unsere Forschungsaktivitäten auf dem Feedback, das unsere Bauingenieure und Vertriebsmitarbeiter vor Ort bekommen. Diese Ideen werden dann zentral gesammelt und entsprechend priorisiert.
Report: Wie liegen aktuell die Prioritäten?
Jaksch: Derzeit geht es uns vor allem darum, die Anwendungsfelder abzudecken. Das Produkt ist dabei der Mittel zum Zweck. Wir wollen dem Kunden, Lösungen für seine jeweiligen Problemstellungen liefern und dabei auch über den eigenen Tellerrand blicken. Unser Know-how und unsere Beratungsleistung soll nicht beim Isokorb enden. Das wird von den Kunden auch sehr honoriert.
Report: Viel ist in letzter Zeit von einem vermeintlichen Paradigmenwechsel in der Branche – Stichwort Industrie 4.0, BIM – zu lesen. Wie zukunftsfit ist Schöck?
Jaksch: BIM hat natürlich auch in unserer Strategie 2020 einen hohen Stellenwert. Speziell in den Ländern, die zu den BIM-Vorreitern zählen wie USA, England oder die skandinavischen Ländern, sind wir schon recht gut aufgestellt. Damit sind diese IT-Themen insofern auch inhaltlich abgehandelt, dass sie auf den österreichischen Markt umgelegt werden können, wenn es dann hierzulande so weit ist.
Report: BIM ist das eine große IT-Thema. Wie weit ist Schöck mit der Digitalisierung der eigenen Prozesse?
Jaksch: Sie haben recht. BIM ist ein externes Instrument, Digitalisierung ein interner Prozess. Der ist bei uns schon sehr weit gediehen, es gibt Prozessstrukturen und Prozesslandkarten. Gerade in der Produktion ist durch den Einsatz verschiedenster IT-Werkzeuge heute bei uns alles vollkommen transparent. Sollte also auf der Baustelle einmal etwas nicht so rund laufen, ist alles bis hin zu den Lieferanten nachvollziehbar.
Report: Bei Industrie 4.0 geht es immer auch um Effizienz- und Produktivitätssteigerungen. Was trauen Sie der Bauwirtschaft in dieser Hinsicht zu?
Jaksch: Die Bauwirtschaft ist eher eine träge Branche. Aber gerade in der Vorfertigung kann vieles noch optimiert werden. Überall dort, wo viel Handarbeit drinnen steckt und viel Flexibilität notwendig ist, wird es schwierig.
Auf der Baustelle passiert immer noch viel just-in-time. Eine Effizienzsteigerung ist nur dann möglich, wenn ich schon in der Planung einen hohen Wissensgrad habe und diesen auch umsetze. Deshalb kommt BIM ja auch aus den USA. Dort wird ein Projekt über Jahre geplant und dann wird die Planung 1:1 und rasch umgesetzt.
Report: Sie werden mittelfristig die Geschäftsführung von Bruno Mauerkirchner übernehmen. Welche Ziele setzen Sie sich? Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Jaksch: Ich habe das Glück, dass ich auf die hervorragende Arbeit von Herrn Mauerkirchner aufbauen kann. Deshalb werde ich vieles auch belassen, wie es ist bzw. so weiterführen. Natürlich werde ich auch hier und dort Änderungen vornehmen. Was vor fünf Jahren richtig war, muss heute nicht zwangsweise Gültigkeit haben. Darum wird alles auf den Prüfstand kommen. Es ist mein Dogma, immer wieder die Frage zu stellen, ob unser Handeln noch zeitgemäß ist und dem entspricht, was der Markt braucht und will. Ein großer Vorteil ist sicher, dass wir einen langjährigen Übergangsprozess haben und nicht von heute auf morgen eine neue Führung installiert wird. Denn das sorgt für Irritationen und Unsicherheit.