Eigentlich könnte man die Entwicklung der Bildungsdebatte, falls es so eine wirklich gibt, als niemals endende Geschichte darstellen. Als Film wäre sie nicht geeignet, da sie einfach zu lange dauert und keinerlei wie immer geartete Spannung aufweist. Kleingeistiges provinziales Denken gepaart mit engstirnigem Machterhalt oder Absicherung der eigenen Pfründe steht dabei immer im Vordergrund.
Warum ist es nicht möglich, sich einfach auf das gemeinsame Ziel zu einigen - nämlich die gesellschaftliche, wirtschaftliche und gerechtere Zukunft unseres Landes durch ein höheres Bildungsniveau hier lebender Menschen zu erreichen? Die bisherige Debatte hat sich doch ausschließlich auf eine Diskussion über mögliche Schulformen beschränkt. Die zu vermittelnden Inhalte traten in den Hintergrund, wenn überhaupt angedacht.
Nun gibt es wieder eine neue Idee mit Modellregionen zu punkten. Was soll das eigentlich? Wieder mit einem Provisorium auf Jahre hinaus wirkliche Veränderungen verhindern? Es scheint sich erneut provinzielles Denken durchzusetzen. Lieber ein Provisorium als gar nichts. Natürlich schmerzen Veränderungen. Gewohntes zu erhalten und zu beschützen ist scheinbar der einfache Weg. Es ist wie die Angst des Torwarts vor einem Elfmeter.
Bildung kann nicht nur in Einzelschritten betrachtet werden. Bildung beginnt schon in frühester Kindheit und hört eigentlich nie auf. Es ist notwendig diese Kettenglieder an einzelnen Schritten zu überdenken, sie auf die Festigkeit der Verbindung hin zu überprüfen. Das Sprichwort, „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ hat durchaus seine Berechtigung. Nur wenn das Fundament gut gelegt ist, wird das Haus auch gut stehen.
Wie immer auch die Schultypen heißen, entscheidend ist der in jeder einzelnen Institution vermittelte Inhalt. Die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler muss entwickelt werden. Natürliche Talente gefördert und unterstützt werden. All diese Ideen sind nicht neu, wir sind gefordert sie aus dem reinen Wunschdenken in die Realität überzuleiten. Rahmenbedingungen können auch verändert werden, sie sind das Produkt unserer früheren Überlegungen. Sie sind nicht in Stein gemeißelt, dieser kann wieder glatt geschliffen und neu beschrieben werden.
Eine Gesellschaft ist nur dann erfolgreich, wenn sie sich an Leistungszielen orientiert. Je anspruchsvoller diese sind umso mehr sind wir gefordert alle Beteiligten in diesen Prozess zu integrieren und sicher zu stellen, dass sie teilnehmen können. Wir dürfen nicht vergessen, dass Bildung das kostbarste Gut ist, welches wir uns leisten können. Gebildete Menschen sind bei Weitem nicht so anfällig gegenüber extremen politischen Strömungen. Sie sind in der Lage selbst zu entscheiden und auch über Konsequenzen nachzudenken. Das Erreichen individueller Ziele ist mit gesellschaftlichen Werten und Vorstellungen in Einklang zu bringen.
Bildung beschränkt sich nicht nur auf die schulische Ausbildung, sie ist auch einen Notwendigkeit um mit den rasant fortschreitenden wirtschaftlichen Veränderungen klar zu kommen. Notwendige berufliche Veränderungen auf Grund körperlicher Einschränkungen können durch Maßnahmen rechtzeitig vorbereitet werden. Es bedarf aber auch einer Eigeninitiative sich den Veränderungen zu stellen. Nur wenn ich den Wald als Ganzes im Auge habe, kann ich mich um einzelne Bäume kümmern.
Die Weltbank hatte vor kurzem ein rosiges Bild der Weltwirtschaft gemalt. Nun warnt IWF-Chefin Lagarde kurz vor der Veröffentlichung IWF-Konjunkturprognose vor den Risiken einer zu niedrigen Inflation, die zu einer “katastrophalen” Deflation werden könnte: “Die Richtung ist insgesamt positiv, aber das globale Wachstum ist zu gering, zu zerbrechlich und zu ungleichmäßig.” Das Plus der weltweiten Wirtschaftsleistung könnte bei 4% liegen. Zu den Problemen, die das verhindern, gehört neben der zu geringen Preissteigerungsrate auch, dass zu wenig Arbeitsplätze geschaffen würden, sowie die seit 2009 immer ungleichere Einkommensverteilung (siehe auch hier!). Es kommt ihrer Meinung nach besonders darauf an, dass die Notenbanken erst dann zu einer normaleren Geldpolitik zurückkehren, wenn „stabiles Wachstum auf ein festes Fundament gründet“. Insbesondere die Fed dürfe ihre QE-Maßnahmen nicht voreilig reduzieren.
Die Fed hatte in einem Forschungspapier aus 2002 festgestellt, dass die deflationäre Entwicklung im Japan der 1990er Jahre nicht vorhergesehen wurde, weder von der Geldpolitik, noch von privaten Investoren, noch von den meisten sonstigen Beobachtern. So lagen auch die Bond-Renditen bis 1995 noch bei 5%. Demzufolge warnt das Papier, dass Deflation schwierig vorherzusagen ist und daher insbesondere bei schon niedriger Inflationsrate frühzeitig massive geldpolitische Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen. Das gelte auch für die Fiskalpolitik, die zwar zu Beginn der 1990er Jahre in Japan Anreize gesetzt hat, die sich aber als nicht ausreichend und nicht ausdauernd genug erwiesen haben.
Niedrige Inflation, bzw. Deflation ist nicht unbedingt immer ein Problem, schreibt Stephen King, Chefvolkswirt der HSBC. Ein positiver Produktivitätsschock kann die Preise relativ zu den Löhnen drücken und damit die Realeinkommen steigern. Eine vergleichbare Situation liegt vor, wenn die Energiepreise deutlich sinken, wie das in den zurückliegenden Jahren in den USA der Fall ist mit der zunehmenden Nutzung von Fracking-Technologien zur Gewinnung von Erdöl und Erdgas. Teilweise kann niedrige Inflation auch deutlich nachlaufen und damit auf zurückliegende Probleme hindeuten. Wenn diese gelöst wurden, kann diese Episode als „Geschichte“ abgehakt werden.
Bei einem Zinsniveau nahe Null allerdings wirkt eine schwache und schwächer werdende Inflation über real steigende Zinsen so, dass Schulden schwerer tragbar werden. Das Risiko fauler Kredite nimmt zu – und das in einem Umfeld bereits überbordender Verschuldung (sonst wären die Zinsen nicht künstlich niedrig gedrückt worden). Das so ohnehin schon fragile Finanzsystem wird noch weiter geschwächt und kleine Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung werden schnell wieder zunichte gemacht. Niedrige Inflation kann so zu sinkendem Wachstum beitragen.
Das war genau der Fall in Japan in den Jahren 1995 und 1996. Es gab einige schwache Anzeichen wirtschaftlicher Erholung, die Erwartung war auf wieder steigende Preise ausgerichtet. Das erwies sich aber als Trugschluss, trotz eines Anstiegs der wirtschaftlichen Aktivitäten begann ein Abstieg in Deflation, angeführt von einem verknöcherten Finanzsystem und schwachem Kreditwachstum, schreibt King.