In Österreich steht die größte Veränderung in der Abfallwirtschaft seit 1993 bevor. Seit 7. Jänner 2015 können neben der ARA auch weitere Systemanbieter für den Haushaltsbereich in den Markt einsteigen. Einzig die Erreichung paralleler Sammelstrukturen ist untersagt, da bereits 1,6 Mio. Behälter österreichweit für das Sammeln von Verpackungsmaterial bereit stehen.
Ganz klassisch wird die Wettbewerbsentwicklung vorerst noch nicht ablaufen. Statt Preissenkungen wird es zu Beginn voraussichtlich einen Preisanstieg geben. Die Tariferhöhung rührt von neu zu finanzierenden Leistungen für Verpackungsabfälle im Restmüll. "Durch die Ausweitung der Produzentenverantwortung im neuen Abfallwirtschaftsgesetz entstehen zusätzliche Kosten, die bislang durch die kommunale Müllgebühr gedeckt waren. Es ist also durchaus zu befürchten, dass es ab 2015 - trotz eines breiteren Wettbewerbs - nicht zu sinkenden Preisen kommen wird, sondern wahrscheinlich sogar zu Preiserhöhungen", sagt ARA-Vorstand Werner Knausz.
Auch für Unternehmen bedeutet die neue Novelle und Verordnung in der ersten Phase einen Zusatzaufwand in Materialwirtschaft, IT und Schulungsmaßnahmen für die verantwortlichen Mitarbeiter. Allerdings hat die ARA die daraus entstehenden Mehrkosten von etwa 19 Mio. Euro pro Jahr zugunsten ihrer Kunden in ihre Tarife 2015 einkalkuliert. Eine der wesentlichsten Änderungen für Unternehmen ist die Abgrenzung zwischen Haushalts- und Gewerbeverpackungen. Eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) hat in Österreich die im Markt befindlichen Verpackungen in 47 Produktgruppen kategorisiert und für jede Gruppe erhoben, wie viel davon prozentuell dem Haushalt und wie viel dem Gewerbebereich zuzurechnen ist. Was bisher einen gewissen Gestaltungsspielraum - insbesondere als Marketinginstrument - zuließ, ist ab dem nächsten Jahr strikt vorgegeben. Unternehmen ist es damit nicht mehr möglich, Verpackungsmengen in den günstigeren Gewerbebereich zu verschieben.