Der Trend zum »Cocooning« hält an. Profiteure sind in erster Linie die Baumärkte. Und die liefern sich einen beinharten Wettbewerb. Für die Kunden bedeutet dies: Je höher die Baumarktdichte, desto günstiger die Preise.
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten nimmt das Wohnen einen wichtigeren Stellenwert ein, behaupten Soziologen. Diesen Trend nennen sie »Cocooning«, von dem nicht zuletzt die Baumärkte profitieren könnten. Menschen greifen zu Material und Werkzeug, um in sichere Sachwerte zu investieren. Dabei können die Kostenvorteile des Selbermachens genützt werden. Das verschärft den Wettbewerb. In keinem anderen europäischen Land gibt es in Relation zur Einwohnerzahl mehr Baumärkte als in Österreich. Zugewinne von Marktanteilen sind meist nur mehr durch die Verdrängung des Konkurrenten möglich. Aufgrund der erhöhten Miet-, Energie- und Lebensmittelpreise fiel das Wachstum im Baumarktsektor mit einem Plus von 1,5 Prozent 2007 eher gering aus, belegt Regioplan in einem Branchenreport zu den Baumärkten in Österreich.Heimwerken im Trend
»Man wird in nächster Zeit mehr in das eigene Heim investieren und weniger in Urlaub fahren«, meint Josef Zinner, Marketingleiter bei Hornbach. Ähnlich wird bei bauMax argumentiert. »Es ist anzunehmen, dass sich der Cocooning-Trend durch die Rahmenbedingungen der Finanzkrise noch weiter verstärken wird«, meint Susanne Schenk, verantwortlich für Public Relations bei bauMax. Der Marktführer, der sich in Österreich vor OBI positionieren konnte, steigerte am Heimmarkt seinen Umsatz in den ersten drei Quartalen 2008 um 2,9 Prozent. Mit einer Reihe von Innovationen hätten Marktanteile gewonnen werden können. Eine davon ist die Initiative »Energiesparen – Geldsparen«. Angeboten werden in den Märkten zusätzlich die HausProfis, ein neues Montageservice, und weiterhin Heimwerkerkurse.
Expansionskurs wird beibehalten
Die Baumärkte setzen 2009 ihre Expansionspläne weiter um. Das nieder-österreichische Unternehmen bauMax will weiter in Zentral- und Südosteuropa vordringen. »Das gilt sowohl für die bestehenden Länder als auch für die neu zu bearbeitenden Märkte wie die Türkei«, erklärt Schenk. BauMax betreibt international insgesamt 136 Märkte. Davon befinden sich 67 Standorte in Österreich. Der Umsatz 2007 betrug 1,25 Milliarden Euro. Für 2008 strebt bauMax einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro an. Nahezu 60 Prozent des Jahresumsatzes werden außerhalb Österreichs erwirtschaftet. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 9.350 Mitarbeiter im In- und Ausland.
Schwerpunkt liegt auf Kerngeschäft
»Der Schwerpunkt liegt nach wie vor in unserem Kerngeschäft: Wir bieten den Kunden ein umfassendes Sortiment rund um die Bereiche Garten, Wohnen, Technik und Bauen an«, sagt OBI-Pressesprecherin Eva Auer. Und daran würde sich auch 2009 nichts ändern. Ebenso würden Expansionspläne im Ausland weiterhin verfolgt und Investitionen in Österreich getätigt werden. Umsatzrückgänge konnten auf jeden Fall wegen der Finanzkrise noch keine bei OBI verbucht werden. »Wir haben aber bereits strategische Maßnahmen gesetzt, um im Falle einer anhaltenden Wirtschaftskrise gewappnet zu sein«, so Auer. Derzeit werden 35 Märkte betrieben. Sechs davon sind Eigenmärkte, der Rest wird von Franchisepartnern geführt. Insgesamt sind 1.900 Mitarbeiter für das OBI-System in Österreich tätig. Das Unternehmen betreibt über 520 Märkte in 13 Ländern. Insgesamt erzielten die OBI-Märkte im Geschäftsjahr 2007/2008 einen Umsatz von 5,8 Milliarden Euro. OBI beschäftigt über 38.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Märkte werden als OBI-AG-eigene Standorte bzw. im Franchising oder als Joint Venture geführt.
Starker Wettbewerb, geringerer Preis
An Orten, wo starker Wettbewerb unter den Baumärkten herrscht, sind die Preise meist am günstigsten. Vergleichen lohnt sich, vor allem bei größeren Anschaffungen. Durch die zahlreichen Sonderangebote und Preisgarantien kann man oft beim Einkaufen sparen. Das fand das deutsche Konsumentenmagazin »ÖKO-TEST« heraus. Unter die Lupe genommen wurden bei den Baumärkten Serviceleistungen, Qualität der Produkte und Preise. Der Test wurde 2008 bei Bauhaus, Hornbach, toom, Hellweg, OBI, Max Bahr, Baumarkt, Praktiker und Hagebaumarkt durchgeführt. Die Tests fanden in den deutschen Filialen der Unternehmen statt.
OBI und Hornbach liegen bei »ÖKO-TEST« sowohl bei der Qualität der getesteten Eigenmarken als auch im Preisvergleich vorn. Hellweg-Produkte sind zwar qualitativ gut, aber teuer. Zur Servicequalität zählt bei OBI auch das Angebot verschiedener Qualitäts- und Preisstufen, erfährt man in der österreichischen Zentrale. Den Preiseinstieg bietet die Marke CMI. In der Mittelpreislage folgen die OBI-Eigenmarken. Hohe Produktqualität und innovatives Know-how bieten die Markenprodukte, so wie etwa die Exklusivprodukte der Firma Lux, die zum OBI-Konzern gehört.
Bis zu 25 Prozent Preisunterschiede
Trotz des harten Wettbewerbs gibt es teilweise deutliche Preisunterschiede, beobachtet »ÖKO-TEST«. Zwischen den günstigsten Baumärkten Hornbach und OBI und dem teuersten Hellweg liegen Welten: nämlich bis zu 25 Prozent. Die Märkte nehmen eine Mischkalkulation vor, das heißt einige Produkte sind günstiger, einige teurer als bei der Konkurrenz. »Vor diesem Hintergrund können wir nicht uneingeschränkt den einen oder anderen Baumarkt als den billigsten empfehlen«, so die Tester. Bei größeren Anschaffungen empfiehlt es sich, auf jeden Fall die Preise zu vergleichen.
Informieren lohnt sich
»Erstaunt waren wir, dass es verschiedene Markenprodukte nicht überall gab«, berichten die Tester. Alle Baumärkte führen die gängigen Bosch-Geräte, aber nicht unbedingt die Zubehörteile des Herstellers wie Bohrer und Sägeblätter. Wer als Hobbyhandwerker bestimmte Produkte und Marken sucht, muss einige Baumärkte abklappern, bis er fündig wird. Das betrifft auch geeignete Abmessungen und Gebindegrößen. Die Stärken der Holzwerkstoff- und Kunststoffplatten differieren, die Abmessungen von Fertigplatten, Latten und Rahmenhölzern sind unterschiedlich. Bei Armaturen gibt es jeweils andere Modelle, auch wenn die meisten Märkte Produkte der Hersteller Grohe und Hansgrohe führen. Wichtig ist deshalb, sich über die Auswirkungen und Unterschiede zwischen den angebotenen Varianten zu informieren. Sonst hat der Kunde keine Chance, das preislich optimale Produkt zu erwerben.
Große Serviceunterschiede
Nicht überall kann man mit umfangreichen Serviceleistungen rechnen. Bauhaus und Hornbach kommen in diesem Vergleich auf die vorderen Ränge. Bezogen auf ihr Filialnetz bieten sie die abgefragten Leistungen wie Farbmischservice und Holzzuschnitt am häufigsten an. Wer Bohrmaschine & Co vom Baumarkt leihen oder eigene Messer oder Werkzeuge schärfen lassen will, kann nicht mit flächendeckender Versorgung rechnen. Auch Transporter gibt es nicht überall zu leihen. »Löblich: Bauhaus, Hornbach und OBI reparieren im Baumarkt angebotene Geräte unabhängig vom Fabrikat«, so »ÖKO-TEST«. Die anderen bieten den Reparaturservice nur, wenn der Hersteller des Geräts dafür sorgt.
Kundenbefragung
Laut einer Kundenbefragung von Marketagent 2008 bei österreichischen Baumärkten und Gartencentern wird Hornbach als der serviceorientierteste Baumarkt eingestuft, gefolgt von bauMax, Dehner Gartencenter und Quester. »Dass Preis und Qualität passen, setzt der Kunde bereits voraus«, sagt Marketingchef Zinner von Hornbach. Elf von 126 Filialen Europas befinden sich in Österreich. Insgesamt kommen 63 der Lieferanten von Hornbach aus Österreich. Mit Projektschauflächen, ähnlich Messeständen im Markt, würde sich das Unternehmen von der Konkurrenz abheben. Für Klein- und Mittelbetriebe sind die großen vorrätigen Mengen bei Hornbach attraktiv, die sich unter Umständen selbst größere Lagerflächen ersparen. r