Persönlichkeiten, die Österreich beweg(t)en.
Gabriela Moser
Im Oktober 2011 hatte die resolute Abgeordnete der Grünen voller Elan als Vorsitzende des Untersuchungsausschusses losgelegt. Der anfängliche Respekt über Parteigrenzen hinweg schlug bald in Häme und Zorn um. Mit Akribie und Hartnäckigkeit legte die frühere AHS-Lehrerin das Korruptionsgeschwür der Republik offen, bis die Koalitionsparteien vom Stochern nach dubiosen Geldkanälen genug hatten. Der Streit um die Freigabe von Akten bot den willkommenen Anlass, sich der lästigen Aufdeckerin zu entledigen. Moser trat lieber selbst zurück und überließ ihrem Nachfolger, dem FP-Abgeordneten Walter Rosenkranz, das unwürdige Finale. Am 16. Oktober war der U-Ausschuss Geschichte. Das fragwürdige Sittenbild zwischen Freunderlwirtschaft und Amtsmissbrauch bleibt hoffentlich noch lange in Erinnerung.
Felix Baumgartner
Über den Nutzen eines Sprungs aus der Stratosphäre mögen sich viele streiten. Für Felix Baumgartner und seinen Sponsor Dietrich Mateschitz ist er völlig klar. Der 43-jährige Extremsportler brach damit laut FAI, dem internationalen Luftsportverband, drei Weltrekorde – höchster Absprung mit einem Fallschirm, tiefster freier Fall und größte im freien Fall erreichte Geschwindigkeit ohne Stabilisierungsschirm. Für Red-Bull-Gründer Mateschitz brachte die mediale Aufmerksamkeit einen geschätzten Werbewert von rund einer Milliarde Euro. Mehr als 200 TV-Stationen berichteten live aus New Mexico, acht Millionen Menschen klickten den Sprung auf YouTube an, drei Millionen Österreicher verfolgten die mehrstündige Sondersendung des ORF. Die 25 Millionen Euro Projektkosten waren somit eine solide Investition. Baumgartner hingegen dürfte die dünne Luft nicht ganz wohl bekommen sein: Zunächst wünschte er sich »eine gemäßigte Diktatur« als beste Regierungsform, dann fand er für Depardieus Steuerflucht nach Russland verständnisvolle Worte. Baumgartner hatte seinen Wohnsitz im Frühjahr 2012 ebenfalls steuerschonend in die Schweiz verlegt, dort könne man sich »mit dem Finanzminister einigen«.
Die Top-Managerin
Sie blieb in Österreich auch 2012 eine Ausnahmeerscheinung. Laut »Frauen.Management.Report« der Arbeiterkammer Wien sind in den Vorständen der österreichischen Top-200-Unternehmen nur 5,1 % Frauen vertreten, in den Aufsichtsräten 11,2 %. In fast der Hälfte der Unternehmen gibt es weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat eine Frau. In den Vorständen der börsennotierten Unternehmen lassen sich die Managerinnen gar an einer Hand abzählen: Es sind genau vier. Österreich zählt damit in Europa zu den Schlusslichtern.
Wolfgang Prock-Schauer
Die Air Berlin, zweitgrößte deutsche Fluglinie, bleibt in Bewegung. Der 56-jährige Österreicher Wolfgang Prock-Schauer übernahm zum Jahreswechsel das »Himmelfahrtskommando«, wie Beobachter zynisch meinen, von Interims-CEO Hartmut Mehdorn. Prock-Schauer kennt das Luftfahrtgeschäft wie seine Westentasche. Nach dem Studium an der Wiener Wirtschaftsuniversität heuerte er zunächst bei der AUA an und führte danach die indische Jet Airways an die Börse. Der strauchelnden Lufthansa-Tochter British Midland International konnte er nicht helfen, sie ging letztlich an British Airways. Auch die Air Berlin steht samt der österreichischen Linie Fly Niki finanziell schwer unter Druck. Die Kosten sollen um 400 Millionen Euro gesenkt werden, 900 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Ex-Airline-Chef Niki Lauda hat offenkundig ein gutes Händchen bewiesen, als er seine Anteile vor einem Jahr komplett an die Deutschen verkaufte – gerade noch zum richtigen Zeitpunkt.
Heini Staudinger
GEA gegen FMA – das ist Brutalität. Heini Staudinger, Waldviertler Schuhfabrikant, zieht gegen die Finanzmarktaufsicht in den Kampf. Stein des Anstoßes: Weil er von den Banken für den Ausbau seines Unternehmens keinen Kredit bekam, borgte sich Staudinger von Freunden und Bekannten insgesamt drei Millionen Euro gegen 4 % Verzinsung. In den Augen der FMA agiert der 59-Jährige damit als Bank, ohne die nötige Konzession zu besitzen. Gegen die Androhung einer Beugestrafe von 10.000 Euro hat Staudinger nun Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof eingebracht. WKO-Präsident Christoph Leitl lässt prüfen, wie das Crowdfundingmodell auf legale Beine gestellt werden kann. Der streitbare »Robin Hood« aus Schrems weiß inzwischen tausende Sympathisanten hinter sich, denn die Aufsichtsbehörde hat nicht nur GEA, sondern auch eine Reihe von Solarbetreibern, Biohöfen, NGOs und Gemeinden im Visier.
Georg Olschak
Pech für Ernst Strasser: Ausgerechnet Georg Olschak, der bereits den ehemaligen ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth sowie einen bekannten Wiener Schönheitschirurgen zu harten Strafen ohne Promibonus verurteilt hatte, leitete souverän den Bestechungsprozess gegen den Ex-Innenminister. Der 48-jährige strenge Richter kannte auch diesmal kein Pardon. Strassers Spionagethriller gehöre »wohl zum Abenteuerlichsten, das mir in meiner 20-jährigen Erfahrung untergekommen ist«, erklärte Olschak im Gerichtssaal. Strasser folgte den Ausführungen mit versteinerter Miene. Das aufsehenerregende Urteil mit Signalwirkung – vier Jahre unbedingt – ist nicht rechtskräftig.