Basel III wirft seinen Schatten voraus. »Seit Krisenbeginn hat sich die Vergabepolitik nachhaltig gewandelt«, sagt Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870 Holding AG. »Im Hinblick auf Basel III und die damit zusammenhängenden verschärften Eigenkapitalvorschriften für Banken ist auch nicht von einer Lockerung auszugehen – eher wird sich ein neues Niveau der Normalität etablieren.« Die Unternehmen wissen schon jetzt, was sie erwartet. Laut einer Umfrage des KSV1870 rechnen 87 Prozent der 1.100 befragten Unternehmer in den nächsten Jahren mit höheren Kosten für Kredite. Mehr als ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass die Banken durch Aufschläge versuchen werden, höhere Margen zu erzielen. 70 Prozent erwarten Zinserhöhungen, 65 Prozent Aufschläge bei schlechter Bonität und 54 Prozent zusätzliche Kosten durch die strengeren Kapitalhinterlegungsvorschriften der Banken.
Mit dieser Einschätzung liegen sie nicht falsch. »Die Befürchtungen der Unternehmer sind verständlich, wenn man bedenkt, dass sich aufgrund der aktuellen Krise die Liquiditätskosten für die Banken verteuern und gleichzeitig die Eigenkapitalanforderungen für das Kreditgeschäft gestiegen sind«, sagt Christoph Raninger, Vorstand der Bawag P.S.K. für Corporate Business & Financial Markets. »Dennoch gilt selbstverständlich der Grundsatz, dass wir sicherstellen müssen, verborgtes Geld auch wiederzubekommen.« Angesichts der derzeit üblichen Konditionen ist Österreich noch eine Insel der Seligen. »Blickt man über die Grenzen, so muss man klar feststellen, dass Kredite in Österreich im Vergleich zum Ausland deutlich billiger sind«, so Raninger. »Die Kreditzinsen sind noch immer auf historischem Tiefstand. Ich glaube allerdings, dass sich das in Zukunft ändern wird«, bestätigt Peter Bosek, Firmenkundenvorstand der Erste Bank. »Wir kämpfen dagegen, es ist allerdings leider noch ein einsamer Kampf.«
>> Verhandeln lohnt sich <<
Knapp die Hälfte der Unternehmer spürt die Restriktionen schon jetzt. 47 Prozent der Befragten klagen, dass eine Kreditaufnahme bereits schwieriger sei als noch vor einem Jahr. Nur für etwa ein Drittel hat sich nichts verändert. Allerdings hatten schon im Vorjahr bei einer ähnlichen Studie 59 Prozent die Kreditvergabe als restriktiv beschrieben. Für Unternehmen mit schlechter Bonität und geringen Sicherheiten ist der Gang zur Bank fast aussichtslos.
Die verhaltenen Konjunkturprognosen drücken zusätzlich auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Laut Statistik der Nationalbank sank das Neukreditvolumen um acht Prozent, wenn auch nicht bei allen Mitbewerbern. Die Bawag P.S.K. legte entgegen dem Markttrend bei der Neukreditvergabe sogar um 18 Prozent zu. »Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme kann ich aus meiner Sicht nicht bestätigen, aber vielleicht sind wir hier ein wenig die Ausnahme«, meint Bawag-P.S.K.-Vorstand Raninger. Die Erste Bank vergab in Österreich heuer in der ersten Jahreshälfte 1,5 Milliarden Euro an frischen Krediten, um 42 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2010. »Geplant hätten wir eigentlich noch mehr. Leider merken wir, dass die Nachfrage im zweiten Halbjahr deutlich zurückgegangen ist«, sagt Erste-Bank-Vorstand Bosek.
Trotz der trüben Aussichten zeigen sich die Unternehmen kämpferisch und setzen auf ihr Verhandlungsgeschick. 55 Prozent gaben in der KSV-Umfrage an, dass sie auf diesem Weg bessere Konditionen herausholen konnten. 30 Prozent probieren es zumindest – wenn auch ohne Erfolg. Nur 15 Prozent nehmen das Kreditangebot der Bank als gegeben an und verzichten gänzlich aufs Feilschen. Ohne solide Kennzahlen wird es dennoch schwer, meint Roland Führer, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH: »Natürlich hat auch die Unternehmerpersönlichkeit einen gewissen Einfluss. Doch ohne fundierte und aussagekräftige Unternehmensdaten dürfte selbst das überzeugendste Auftreten vergebens sein, denn keine Bank kann Kreditentscheidungen ohne fundierte Basis treffen.«