Während Erfindungsanmeldungen international rückläufig sind, blieb die Innovationsleistung in Österreich 2009 konstant auf hohem Niveau. Die gezielte Förderpolitik macht sich bezahlt.
Zumindest in puncto Innovationen hat die Wirtschaftskrise in Österreich keine Spuren hinterlassen: Im internationalen Vergleich ist die Alpenrepublik zur seligen Insel der Erfinder mutiert. Beim Österreichischen Patentamt wurden im Vorjahr exakt 3.485 Erfindungen angemeldet – nur um 0,1 % weniger als 2008. Das Europäische Patentamt (EPA) verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Rückgang der Patentanmeldungen um 8,3 %,
der erste seit einem Jahrzehnt. Auch in den USA waren die Innovationen rückläufig. Das US-Patentamt (United States Patent and Trademark Office) meldete mit minus 2,3 % erstmals seit 13 Jahren einen Rückgang.
Laut WIPO (World Intellectual Property Organization), der Weltorganisation für geistiges Eigentum, drückte die Finanzkrise die Entwicklung neuer Produkte erstmals seit 30 Jahren, und zwar weltweit um 4,5 %.
Gegen den Trend
Österreich schloss sich dem internationalen Trend nicht an. Durch gezielte Förderungen konnte krisenbedingten Einsparungen in Forschung und Entwicklung entgegengewirkt werden. Mit der Initiative »discover.IP« beispielsweise unterstützten Patentamt und austria wirtschaftsservice (aws) Klein- und Mittelunternehmen bei der Einschätzung und Verwertung ihrer potenziellen Marktchancen. Die Innovationsschutznovelle, seit Jänner 2010 in Kraft, soll Erfinder künftig finanziell entlasten, etwa durch die Befreiung von den Patentgebühren für die ersten fünf Jahre oder von Gebrauchsmustern für die ersten drei Jahre. Neue Technologien, die zunächst keinen Gewinn abwerfen, haben somit eine größere Chance, sich auf dem Markt zu bewähren.
Spitzenreiter
Im heimischen Erfindungsranking liegt wie schon in den beiden Jahren zuvor der steirische Motoren- und Antriebsspezialist AVL List mit 60 erteilten Patenten unangefochten an der Spitze. Der Heizungsanlagenhersteller Vaillant Austria konnte mit 23 Erfindungen von Platz vier auf Platz zwei aufrücken. Siemens rutschte mit 21 Patenten leicht ab, blieb aber in den Top 3.
Unter den Universitäten konnte sich die TU Graz mit acht Patenten bzw. Gebrauchsmustern knapp vor der TU Wien (sieben Patente) und der Universität Innsbruck (drei Patente) behaupten. Hans Sünkel, Rektor der TU Graz, zeigte sich erfreut über die neuerliche Spitzenstellung seines Instituts, forderte aber auch weitere Investitionen in die Forschung an den österreichischen Unis: »Das Potenzial ist da – die wissenschaftliche Arbeit liefert ganz klar eine wichtige Basis für Innovationen. Will man diese weiter zugänglich machen, braucht es aber auch die konsequente Fortsetzung der Unterstützung von Erfindungs- und Patentierungsaktivitäten an den Universitäten.«
Weniger neue Marken
Im Markenranking konnte die Handelskette Spar mit 99 eingetragenen Marken – fast doppelt so viele wie im Vorjahr – die Führung deutlich ausbauen. Das BioPharma-Unternehmen Bristol-Myers Squibb belegte mit 70 Marken Platz zwei, gefolgt von der Hypo Investmentbank Gruppe (40 Marken) auf Platz drei.
Im Gegensatz zu den Erfindungen wirkte sich die Wirtschaftskrise bei den Markenanmeldungen auch in Österreich negativ aus. Bei einem Rückgang von mehr als acht Prozent bei den Neueintragungen blieb die Zahl der registrierten Marken jedoch konstant – wie auch die hohen Vermögenswerte, die die Marken für die Unternehmen noch immer darstellen.