Das Bewusstsein der Unternehmen gegenüber Bedrohungen von außen ist hoch. Aber Wissen allein schützt nicht und Versicherungen zieren sich und übernehmen nicht jedes Risiko. Große Versicherer setzen auf Prävention und Risikomanagement.
Alle zwei Jahre befragt der Risikoberater und Versicherungsmakler Aon tausende Unternehmen weltweit nach den größten geschäftlichen Herausforderungen und Risiken. Die europäischen Unternehmen sehen die größte Bedrohung in Cyber-Risiken, gefolgt von Rohstoffpreisrisiko bzw. Materialknappheit und Betriebsunterbrechungen (siehe Tabelle). Verglichen mit der Umfrage von 2021 zeigt sich, dass personenbezogene Herausforderungen stark an Bedeutung gewinnen. Die »Gewinnung und Bindung von Talenten« belegt Platz fünf, der generelle Arbeitskräftemangel Platz zehn. Vor zwei Jahren war keines der beiden Themen unter den Top Ten.
Die zehn größten Risiken
»Unsere Gespräche mit Unternehmen zeigen, dass die Ergebnisse eins zu eins auf Österreich übertragbar sind«, erklärt Harald Luchs, Geschäftsführer von Aon Austria. Die Sensibilität der Unternehmen gegenüber den Risiken ist laut Luchs hoch, bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Prävention gäbe es aber noch viel Luft nach oben. So rangiert etwa das Risiko von Lieferketten- und Vertriebsausfällen auf Platz 7. Dennoch haben laut Umfrage weniger als 40 Prozent der Unternehmen eine Bewertung der Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferanten durchgeführt und weniger als 20 Prozent haben ihre Lieferantenbasis diversifiziert, um das Risiko von Lieferketten- oder Vertriebsausfällen zu mindern. Und nur elf Prozent der befragten Unternehmen gaben an, ihre Personalrisiken quantifiziert zu haben, obwohl das Bewusstsein personalbezogener Risiken durchaus hoch ist.
Die Lücke zwischen Risikobewusstsein und Risikovorbereitung ist hoch, mit klassischen Versicherungen wird sie aber eher nicht gefüllt. Vielmehr werden in Zukunft Prävention und Risikomanagement an Bedeutung gewinnen. »Mit Cyber-Risiken und Betriebsunterbrechnungen sind nur noch zwei der größten Herausforderungen überhaupt versicherbar«, so Luchs. Und auch da würden Präventionsmaßnahmen vorausgesetzt werden, um überhaupt an Versicherungen zu gelangen. »Wir setzen daher ganz stark auf Consulting, die Versicherung ist nur noch der Output des Risikomanagements«, so Luchs. Es werde heute viel weniger über Versicherungsprämien als über Risiken gesprochen.