Sonntag, Juni 30, 2024
Intelligentes Recruiting
(Titelbild: Pexels/George Milton, Pexels/Cottonbro Studio)

Die Art und Weise, wie Recruiter in Zukunft Talente für Unternehmen finden, steht durch künstliche Intelligenz vor einer Revolution. Je weiter sich die Technologie entwickelt, desto innovativere Möglichkeiten für die Personalsuche entstehen. Text: Christoph Hofer

In zehn Jahren wird künstliche Intelligenz aus dem menschlichen Alltag nicht mehr wegzudenken sein. Jede Person interagiert dann rund um die Uhr mit KI – sei es durch Smartphone, Uhren, Smart Speaker, Brillen oder andere Gadgets. Das bedeutet aber auch, dass jede Person durchgehend Daten preisgibt. Diese individuellen Datenpools enthalten detaillierte Informationen über Interessen, Psyche, Intelligenz, Konsumverhalten, Gesundheit oder Mobilität und lassen zielgenaue Rückschlüsse und Verknüpfungen zu. 

HR-Abteilungen profitieren schon heute von künstlicher Intelligenz. Das Verfassen guter Texte für Stellenausschreibungen oder Skripts für Absagen schafft ChatGPT schneller als jeder Mensch. In Zukunft agiert die Technologie aber viel tiefgehender. Die Zeiten, in denen Jugendliche nach Schulabschluss nicht wissen, welcher Beruf zu ihren Talenten und Interessen passt, sind vorbei. Die KI weiß es längst und dank ihr die entsprechenden HR-Abteilungen. Die Anwerbung schon vor dem Abschluss sichert Firmen starke Jahrgänge. 


Mehr zum Thema: Was schafft HR-Software schon heute? Das lesen Sie hier: Dem Arbeitskräftemangel begegnen


Der richtige Zeitpunkt

Doch woher kennt die KI die Talente der Zielperson? Die technologische Zukunft bringt es mit sich, dass sich Alltagsprobleme zusammen mit der Technologie lösen lassen. Vom tropfenden Wasserhahn bis zum Schädlingsbefall an Gartenpflanzen: Ein Gadget wie eine XR-Brille hilft bei der Lösung der Probleme. Wer sich dabei gut anstellt, landet als handwerklich Geschickter in der Cloud. Firmen, die Neu- oder Quereinsteiger im Bereich Sanitär oder Gartenbau suchen, freuen sich über datenbasierte Sichtungen begabter Menschen.

Steht der oder die Anzusprechende fest, liefert die KI den richtigen Zeitpunkt für eine Ansprache durch den Headhunter. Bei potenziell Wechselwilligen melden sich Vermittler oder Arbeitgeber dann, wenn die Datenanalyse meldet, dass beispielsweise eine Liebesbeziehung endet, die Suche nach einer kleineren Wohnung läuft oder Langeweile die Freizeit füllt. In solchen Phasen geschehen die meisten Veränderungen und ein neuer Job kommt in Frage. Dank künstlicher Intelligenz gelingt die perfekte Ansprache im Sprachstil, der zur Zielperson passt. Förmlich oder locker? Eine Kommunikationsanalyse bringt Licht ins Dunkel: Die KI schaut sich die Formulierungen sich fremder Personen an, zum Beispiel im Käufer-Verkäufer-Dialog auf Ebay.

Entlarvende Erstgespräche

In Zeiten der ortsungebundenen Arbeit stellen sich Bewerbende via Videocall vor. In Zukunft unterstützt die künstliche Intelligenz bei Fragestellungen und Auswertung der Antworten, indem sie nonverbale Signale und Gesichtsausdrücke der Kandidat*innen analysiert. Eine Analyse der Leistungsdaten der Mitarbeiter*innen ermöglicht später fokussierte Feedbackgespräche und zielgerichtete Förderungen.

Aber das beste KI-gestützte Recruiting hilft nicht viel, wenn sich die Mitarbeitenden nach kurzer Zeit wieder aus dem Unternehmen verabschieden. Um das zu vermeiden, muss der Recrui­ting-Prozess mit einer Talent-Management-Strategie Hand in Hand gehen. Künstliche Intelligenz darf dabei nicht die alleinige Entscheidungsinstanz übernehmen, sondern sollte die menschliche Entscheidungshoheit mit objektiven Informationen bestmöglich unterstützen. 


Der Autor

Christoph Hofer ist Berater und Geschäftsführer mehrerer IT-Firmen, u. a. der ZweiPunkt GmbH. Aufmerksam verfolgt er die technologische Entwicklung und ihre Wirkung auf Menschen und ihren Alltag. Dem E-Commerce gilt sein Hauptaugenmerk.

(Foto: Borgmeier PR)

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