Bosch treibt den Einsatz von künstlicher Intelligenz schneller voran. Derzeit arbeiten KI-Expert*innen an rund 60 Foundation Modellen.
In den vergangenen fünf Jahren hat die Bosch Gruppe mehr als 1.000 KI-Erfindungen zum Patent angemeldet und gehört damit in Europa zu den führenden Anmeldern von KI-Patenten. Jüngste technologische Entwicklungen im Bereich von Generative AI und sogenannten Foundation Modellen (wie zum Beispiel ChatGPT) bieten völlig neue Möglichkeiten. Im Vergleich zu früheren KI-Modellen sind sie besonders leistungsstark, da sie auf Basis einer sehr großen Datenmenge trainiert werden. Durch diese Breite und Menge an Informationen können Foundation Modelle zum Beispiel zwischen Sprachen übersetzen und strukturiert Aufgaben abarbeiten. „Im Bereich KI beginnt durch die technologischen Durchbrüche ein ganz neues Kapitel“, sagt Tanja Rückert, Mitglied der Geschäftsführung und Digital Officer der Robert Bosch GmbH.
Im Österreich beschäftigen sich derzeit KI-Expert*innen in Zusammenarbeit mit der Johannes Kepler Universität in Linz und des Software Competence Center Hagenberg mit konkreten Anwendungsmöglichkeiten. Im Bosch Engineering Center in Linz arbeitet ein Team im Bereich „Business Digital Organization“ an der Realisierung von Datenanalyse-Services für die Produktentwicklung. Dabei kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz, die mittels generativer Algorithmen und Big-Data-Analysen ein schnelleres und kostengünstigeres Entwickeln ermöglicht.
Ein weiteres Beispiel: die unternehmenseigene Datenbank. Eine auf Generative AI basierende Lösung würde viel schneller und vor allem umfangreicher suchen – und finden. Im Unternehmen bestehendes Wissen wäre so leichter und zugleich umfassender zugänglich und nutzbar. Die KI-gestützte Suche ist einer von insgesamt rund 60 möglichen Anwendungsfällen rund um Foundation Modelle, die derzeit geprüft werden und die das Unternehmen bei erfolgreicher Evaluierung umsetzen will.
Wachstumsmotor KI
„Wir bringen KI schnell und erfolgreich in unsere Anwendungen. Dabei sind wir auf einem guten Weg“, erklärt Rückert. Noch in diesem Jahr sollen alle Produkte und Lösungen KI enthalten oder mit ihrer Hilfe entwickelt beziehungsweise hergestellt worden sein. Dieses Ziel hatte sich Bosch ursprünglich für 2025 vorgenommen und wird es nun schon zwei Jahre früher erreichen. Zu diesem Erfolg tragen unter anderem mehr als 300 KI-Forscher*innen bei, die derzeit an der Entwicklung neuer KI-Methoden arbeiten. Der Austausch zwischen Forschung und Geschäftsbereichen ist eng.
In den letzten fünf Jahren hat Bosch mehr als 1.000 KI-Erfindungen patentieren lassen. (Bild: Bosch)
Darüber hinaus verfolgt das Unternehmen eine gezielte Personal- und Bildungspolitik: 2019 wurde ein KI-Schulungsprogramm ins Leben gerufen, das bis heute bereits 26.500 Mitarbeiter*innen durchlaufen haben. Das Programm beinhaltet Trainingsformate für Führungskräfte, Entwicklungsingenieure und KI-Nutzer auf drei unterschiedlichen Niveaus.KI gilt schon seit einiger Zeit als Motor für Fortschritt und Wachstum, bedingt durch die weit höhere Effizienz und Produktivität. Auch Bosch möchte mit KI-fähigen Erzeugnissen in den nächsten Jahren einen Milliarden-Umsatz erreichen. „Wir sehen künstliche Intelligenz kombiniert mit der Vernetzung von Produkten als Schlüsseltechnologie und Treiber für den Fortschritt unserer Gesellschaft. Für uns ist dabei zentral, dass die KI den Menschen nützt“, betont Rückert.
Bosch fokussiert sich auf industrielle KI – also auf intelligente Algorithmen kombiniert mit Domänenwissen zu Verkehr, Industrie und Gebäude. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: In der Chip-Fertigung beispielsweise hilft KI dabei, Anomalien zu erkennen. KI-basierte Bildverarbeitung erlaubt die automatisierte optische Inspektion von Wafern. Gleichzeitig wird der Materialfluss so gesteuert, dass die Maschinen in der Fertigung optimal ausgelastet sind. Intelligente Kameras und Sensoren helfen dabei, Brände frühzeitig zu erkennen, und im Auto helfen intelligente Assistenzsysteme, Unfälle zu vermeiden.