Donnerstag, September 26, 2024

Die Digitalisierung sollte eigentlich auch die Nachhaltigkeits-Agenden der Wirtschaft vorantreiben - ein Beispiel dafür ist die verpflichtende ESG-Berichterstattung. In Österreichs Mittelstands-Unternehmen fehlt es dafür aber noch an Personal -  als auch an den nötigen Daten, wie eine aktuelle Tietoevry - Umfrage zeigt.

Österreichs Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung einer „Twin Transformation“: Zum einen muss die Digitalisierung vorangetrieben werden, gleichzeitig soll aber auch das Wirtschaften selbst ökologisch und sozial verträglicher werden, um Klima- und Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Vier von zehn mittelständischen Unternehmen (250 - 500 Mitarbeiter*innen) haben jedoch nach wie vor keinen Nachhaltigkeits-Verantwortlichen. Einem Drittel fehlt es überdies an ausreichend Daten, um überhaupt informationsbasierte Nachhaltigkeits-Entscheidungen fällen zu können. 

Das zeigt eine neue Umfrage des Marktforschungsunternehmen TQS Research & Consulting und des IT-Dienstleister Tietoevry Austria. Sie gibt Aufschluss darüber, wie Österreichs Entscheider*innen über Digitalisierung im Zusammenhang mit nachhaltigerem Wirtschaften denken: Dafür wurden im Winter 2022 Geschäftsführer*innen und Bereichsleiter*innen aus 100 mittelständischen Unternehmen verschiedenster Branchen gefragt, welche Rolle die Digitalisierung derzeit in der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele spielt.

Nachhaltigkeit: Hoher Stellenwert – aber keiner macht's

Die Umfrage enthält überraschende Ergebnisse: Zwar attestieren 8 von 10 Entscheider*innen der Digitalisierung eine „sehr große“ oder „eher große“ Rolle in der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Vier von zehn Unternehmen mit 250 - 500 Mitarbeiter*innen gaben jedoch an, keinen (Haupt-)Verantwortlichen für die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Betrieb zu haben. Bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen hat etwa ein Viertel aktuell keine eigene Jobposition dafür. Zwei Drittel der Befragten führten zudem an, bei Nachhaltigkeits-Themen mit externen Digitalisierungs-Dienstleistern zu kooperieren, da sie unternehmensintern über zu wenig Ressourcen verfügen.

Lukas Keller, Head of Business Development bei Tietoevry Austria, meint: „Diese doch relativ hohen Werte spiegeln wider, dass Österreichs Entscheider*innen die Relevanz des Themas zwar anerkennen, es oftmals aber an Ressourcen, Informationen und Wissen mangelt, wie nachhaltiges Wirtschaften nun tatsächlich vorangetrieben werden kann und welche Rolle dabei die Digitalisierung spielt.“ (Bild: Thomas Unterberger)

Die Datenbremse

Eines der größten Probleme: Laut rund einem Drittel der Entscheider*innen fehlt eine ausreichende Datenbasis, beispielsweise aus der Produktion, dem Energiemanagement oder dem Fuhrpark, um überhaupt datenbasierte Nachhaltigkeits-Entscheidungen fällen zu können. „Einerseits existieren zwar raue Mengen an Daten in den Unternehmen, andererseits ist es für viele noch sehr herausfordernd, Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen und richtig zu interpretieren“, erklärt Lukas Keller, Head of Business Development bei Tietoevry Austria.

Er empfiehlt, die digitale Konsolidierung und Datenanalyse zu forcieren, um auch tatsächliche Mehrwerte zu gewinnen. „Sonst wird es für heimische Unternehmen schwer, ihren neuen gesetzlichen Verpflichtungen in den Bereichen ökologische und soziale Verantwortung nachzukommen.“

Potenzial hinsichtlich Energieeffizienz

Von heimischen Unternehmen werden digitale Technologien der Umfrage zufolge derzeit vor allem dazu eingesetzt, die ökologischen Auswirkungen in den Bereichen Ressourcenverbrauch und Energie (79 Prozent der Befragten), Abfälle/Recycling (66 Prozent) und Schadstoff-Emissionen (51 Prozent) zu erfassen.

Hier blieben noch große Chancen ungenutzt, meint Keller: „Allein im Bereich des Energiemanagements wird heute nach wie vor viel ungenutztes Potenzial liegengelassen. Wer die Daten aller Verbraucher im Betrieb zentral zusammenführt, via Cloud-Lösung managt und visualisiert, kann unnötige Energiefresser rascher abstellen und erhebliche Einsparungen erzielen.“ So trage ein datenbasiertes Energiemanagementsystem auch zur Wirtschaftlichkeit bei.

Unterstützung aus der Cloud

Als Software-Implementierungspartner von Microsoft setzt Tietoevry Austria bei Nachhaltigkeits-Initiativen unter anderem auf die „Microsoft Cloud for Sustainability“. Die cloudbasierte Lösung hilft Unternehmen dabei, rasch Möglichkeiten zur Optimierung des Energieverbrauchs zu identifizieren, wie der Handelskonzern REWE aktuell mit dem neuen IoT-basierten Energiemanagementsystem für Billa-Supermärkte beweist.

„Auf übersichtlichen Dashboards können Visualisierungen und Berichte für verschiedene Bereiche des Unternehmens erstellt werden, die aussagekräftige Vergleiche über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ermöglichen. Das standardisierte Datenmodell gewährleistet Transparenz und erleichtert die Berichterstattung“, erläutert Florian Slezak, Cloud Region Lead bei Microsoft Österreich, und führt weiter aus: „Unsere Rechenzentren in Österreich werden zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie aus Österreich betrieben. Die Cloud ist also nicht nur die einfachste und sicherste, sondern auch die nachhaltigste Art, Innovation umzusetzen – quasi der ‚öffentliche Nahverkehr für IT‘.“

Wie die Umfrage zeigt, gibt es aber auch bei der Nutzung von flexiblen Cloud-Plattformen und klimaneutralen Rechenzentren große Variabilität: Während 57 Prozent der großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen bereits darauf setzen, beläuft sich der Anteil bei Unternehmen mit 250 bis 500 Mitarbeiter*innen nur auf etwas mehr als ein Drittel.

Mehr Details? Die Studie kann kostenlos unter folgendem Link abgerufen werden: www.tietoevry.com

(Bilder: iStock, Tietoevry Austria)

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