Praktikable nachhaltige Lösungen gibt es bereits. Die hier vorgestellten Unternehmen warten nicht auf gesetzliche Nachhaltigkeitsvorgaben, sondern gehen mit gutem Beispiel voran.
Energieeffizienter Supermarkt
REWE International ist einer der größten Energieverbraucher des Landes, allein die Handelsmarke Billa Österreich betreibt mehr als 1.200 Supermärkte. Dort sind viele unterschiedliche Gewerke im Einsatz: von der Heizung bis zur Klimatisierung, von der Beleuchtung bis zur Lüftung, von Backöfen bis hin zu Kühlregalen und Gefriertruhen. Das Problem: Die einzelnen Steuerungen waren bislang nicht vernetzt und erzeugten voneinander abgeschottete »Datensilos«, die eine zentrale Überwachung aller Anlagen und transparente Energieeffizienzentscheidungen verhinderten.
Ein neues Pilotprojekt in Niederösterreich zeigt, wie datenbasiertes Energiemanagement Kosteneinsparungen von bis zu 25 Prozent ermöglicht. Der IT-Dienstleister Tietoevry Austria entwickelte gemeinsam mit den Umsetzungspartnern Microsoft und Beckhoff Automation eine smarte Internet-of-Things-Lösung: Im Billa-Supermarkt in Altenmarkt an der Triesting werden nun alle Daten zentral erfasst und über eine europäische Cloud-Lösung verwaltet. Eine Benutzeroberfläche (»Dashboard«) stellt der Filialleitung alle wichtigen Statusinformationen der Gewerke übersichtlich dar. Bei Auffälligkeiten wird das Personal alarmiert und kann datenbasiert sofort die richtigen Energiemanagemententscheidungen treffen. 2023 sollen weitere optimierte Supermärkte folgen.
Klimaneutral drucken
Samson Druck ist mit 120 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 18 Millionen Euro eine der größten Druckereien in Österreich. Das Unternehmen mit Sitz im Salzburger St. Margarethen geht konsequent einen ökologischen Weg. Als eine von wenigen Druckereien in Europa stellt Samson »Cradle to Cradle«-zertifizierte Produkte her und bietet seit zehn Jahren klimaneutrale Druckprodukte an. Die Abwärme der Druckmaschinen wird zum Heizen des Gebäudes und des Wasserkreislaufs verwendet. Bei der Deckung des restlichen Strombedarfs setzt Samson auf 100 Prozent erneuerbare Energien.
Samson-Chefin Lisa Frost präsentiert stolz den neuen Nachhaltigkeitsbericht.
Auch beim Rohmaterial wird auf Ressourcenschonung geachtet. Die Frischfasern für die Papierherstellung stammen aus Sägewerksabfällen und Durchforstungsholz, also nicht aus dem Stammholz ausgewachsener Bäume. Trotzdem stehen Druckprodukte seit längerem in Konkurrenz mit der Nutzung von Onlinemedien. Der Verzicht auf Drucksorten wird häufig mit dem Umweltschutzgedanken begründet. Dieses Argument will Samson-Geschäftsführerin Lisa Frost nicht gelten lassen: »Ein Text im Netz wird jedes Mal aufs Neue angeklickt und führt zu erneutem Energieverbrauch. Ein haptisches Druckwerk hingegen hinterlässt nicht nur einen stärkeren Eindruck, es geht meist auch durch mehrere Hände und kann zutiefst nachhaltig sein.«
Sicher & umweltfreundlich
Der niederösterreichische Familienbetrieb Securikett zählt zu den weltweit führenden Unternehmen, die Smart Packaging mit Manipulationsnachweis, Sicherheit und IoT-Services aus einer Hand anbieten. Vor kurzem wurde die Produktschiene nachhaltiger Sicherheitsetiketten durch Papiersiegel mit einer Öffnungslasche und einer Abziehbarriere erweitert. »Die klebefreie Öffnungslasche ermöglicht ein einfaches und komfortables Ablösen des Etiketts, ohne ein Hilfsmittel wie ein Messer oder eine Schere zu benutzen. Konsument*innen werden durch Pfeil-Symbole und das Wort ›OPEN‹ dazu eingeladen, das Etikett an der Öffnungslasche abzulösen«, erklärt Vanessa Mitterer, Leiterin der Forschungsabteilung bei Securikett. Die Abziehbarriere verhindert, dass das Etikett vollständig von der Verpackung abgelöst wird – beide Komponenten, Verpackung und Etikett, werden somit dem Recycling zugeführt.
Ambitionierte Ziele
Das Linzer Softwareunternehmen Fabasoft verpflichtet sich im Rahmen der Science Based Targets Initiative (SBTi) bis 2030, die direkten und indirekten CO2-Emissionen (Scope 1 und 2) um mindestens 42 Prozent zu reduzieren. Zudem strebt das Unternehmen die Reduktion von Scope-3-Emissionen durch die nachhaltige Gestaltung der Lieferketten und Arbeitswege der Mitarbeitenden an. Mit dem Klimaticket, der Initiative »city bike Linz« und dem Ausbau der E-Ladestationen unterstützt Fabasoft die nachhaltige Mobilität der Beschäftigten. Seit 2022 steht ein kostenloses eShuttle-Service vom Bahnhof zum Headquarter zur Verfügung.
»Wir sind überzeugt, dass es unsere Verantwortung ist, aktiv gegen die Klimaerwärmung vorzugehen und unseren Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu leisten«, betont Helmut Fallmann, Gründer und CEO der Fabasoft AG. »Die Prüfung durch die Science Based Targets Initiative stellt sicher, dass die von uns gesetzten Maßnahmen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen.«
Rückgewinnung von Stickoxiden
Eine von der österreichischen Krajete GmbH entwickelte und in Zusammenarbeit mit der Audi AG perfektionierte Technologie wird nun von einem der weltweit größten Bergbaukonzerne in der Atacama-Wüste in Chile getestet. Die Gewinnung von Kupfer aus Mineralerzen geht mit der Emission großer Mengen an Stickoxiden (NOx) in die Atmosphäre einher. Die wachsende Umweltsensibilität und die Erkenntnis, dass diese problematischen Abgase bei intelligenter Rückgewinnung zu wertvollen Rohstoffen verarbeitet werden können, haben zu einem Umdenken in der Industrie geführt. Das auf Zeolith basierende Verfahren der Krajete GmbH bietet eine optimale Lösung, indem nicht nur NOx aus Gasemissionen herausgefiltert wird, sondern in konzentrierter Form als Basis für Wertstoffe wie Salpetersäure genutzt werden kann.
Photovoltaik mit Bürgerbeteiligung
Herbert Schlossnikl und Birgit Aichinger machen Vöslauer klimaneutral.
Die Vöslauer Mineralwasser GmbH errichtete im Vorjahr gemeinsam mit dem österreichischen Energieberatungsunternehmen power solution eine Photovoltaikanlage mit einer Energieproduktionsleistung von 440 Megawattstunden. Daraus entstand die Idee, für ein Bürgerbeteiligungsmodell die eigenen Dachflächen zur Verfügung zu stellen. »Unsere Mitarbeiter*innen und alle Bad Vöslauer*innen erhalten als erste die Gelegenheit, sich an dem Investment zu beteiligen«, erklären die beiden Geschäftsführer Birgit Aichinger und Herbert Schlossnikl. Grundsätzlich kann sich aber jede*r Österreicher*in an der Projektfinanzierung beteiligen. Pro Person können bis zu zehn Paneele reserviert werden, der Preis pro Stück beträgt 375 Euro. Nach dem Finanzierungsmodell »Sale & Lease-Back« erhalten Investor*innen über eine Laufzeit von zehn Jahren einen Energiepartner-Bonus in Höhe von 41,75 Euro pro Jahr und Paneel.
Info: www.power-solution.eu/voeslau/.
(Bilder: iStock, Wexplore Productions GmbH, Samson Druck, Securikett, Fabasoft, Blitzkinder Fotografie, Vöslauer)