Im Ranking der einflussreichsten Städte der Welt belegt Wien nur noch Platz 25, verbessert sich aber in der Kategorie »Zukunftsaussichten«. New York trotzt der Pandemie und bleibt die »mächtigste« Stadt der Welt.
Seit 2008 erstellt die Unternehmensberatung Kearney im »Global Cities Report« ein aufschlussreiches Bild der weltweit einflussreichsten Metropolen von heute und morgen. Der Index bewertet die gegenwärtige Leistung von 156 Städten in den Bereichen Wirtschaftsaktivitäten, Humankapital, Informationsaustausch, Kulturangebot und politisches Engagement. Der »Global Cities Outlook« beleuchtet ergänzend die Zukunftsperspektiven anhand der Indikatoren Lebensqualität, Ökonomie, Innovation und Governance.
Die Top-4-Metropolen – New York, London, Paris und Tokio – konnten ihre Positionen gegenüber dem Vorjahr behaupten.
Das diesjährige Ranking war angesichts der weltweiten Pandemie besonders interessant. In der Bewertung spiegeln sich die unterschiedlichen Auswirkungen der Lockdowns wider und wie gut bzw. schlecht sich Metropolen von den Covid-Maßnahmen erholen. So trafen die Einschränkungen global vernetzte Städte härter, andererseits setzte die Erholung auch früher ein als bei weniger vernetzten.
»Diese Stärke und Vielfalt ist auch der Grund dafür, dass New York, London, Paris und Tokio ihre Top-4-Positionen im Index verteidigen konnten«, erklärt Robert Kromoser, Managing Director bei Kearney in Österreich. »Andererseits deckt der Index, wie zum Beispiel bei Peking, schonungslos die Schwächen auf. Chinas Hauptstadt fiel aus den Top 5, da die Maßnahmen der Null-Covid-Strategie das kulturelle Leben sowie die Wirtschaft stark getroffen haben.«
Europa holt auf
Wien verliert im internationalen Vergleich drei Plätze und rutscht auf Rang 25. In der Kategorie »Zukunftsaussichten« kann die Bundeshauptstadt jedoch mit Platz 19 zwei Ränge gutmachen. In Sachen Macht und Einfluss zeigt sich ein unverändertes Bild im Vergleich zum Vorjahr: Die »mächtigste« Stadt der Welt ist zum wiederholten Mal New York.
Einen beachtlichen Sprung nach oben machte Doha als Aufsteiger des Jahres. Katar war zuletzt um eine Verbesserung der diplomatischen Beziehungen zu den Nachbarländern bemüht und kletterte im Ranking um 15 Plätze höher. Auch Istanbul stieg um sieben Ränge nach oben und schaffte es damit unter die Top 30. »Diese Entwicklung verdankt die Stadt am Bosporus der hohen Anzahl internationaler Passagiere, die die Flughäfen Istanbuls als globales Drehkreuz nützen«, meint Kromoser.
Bild: Robert Kromoser, Managing Director bei Kearney Österreich.
Was außerdem auffällt: Erstmals überholen in der Kategorie »Zukunftspotenzial« Europas Städte die nordamerikanischen Konkurrenten, deren Gesundheitsindikatoren infolge der mangelhaften Versorgung der Bevölkerung während der Pandemie gesunken sind. Jene Metropolen, die in beiden Indizes schon seit Jahren Top-Positionen einnehmen, werden möglicherweise als globale Marktführer in Zukunft den Ton angeben: London, Paris, Tokio und Singapur.
Die fünf Ziele der City-Leaders
1. Humankapital: Angesichts des immer stärker werdenden Wettbewerbs um Talente sind Stadtentwickler*innen gut beraten, die neuen Bedürfnisse potenzieller Bewohner*innen zu berücksichtigen. Der Schwerpunkt liegt auf der innerstädtischen Lebensqualität und dem gleichberechtigten Zugang zu Jobs und anderen wirtschaftlichen Möglichkeiten.
2. Digitalisierung: Städte, die die Vorteile einer global vernetzten, digitalen Wirtschaft nützen, können Wettbewerbsvorteile erzielen und ihr Wirtschaftswachstum beschleunigen.
3. Resilienz: Die Pandemie hat die Verletzlichkeit des globalen Handelssystems aufgedeckt. Um sich dagegen abzusichern, müssen ausgewogene Handels- und Wirtschaftsbeziehungen auf globaler, regionaler und lokaler Ebene gefunden werden.
4. Klimawandel: In Ermangelung eines weltweit klaren Kurses und Lösungsansätzen zu diesem Thema müssen alle Städte – sie sind immerhin für mehr als 70 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich – individuelle Wege für mehr Nachhaltigkeit gehen.
5. Gemeinschaft: Die Maßnahmen gegen die Pandemie haben zu einer globalen Krise des Wohlbefindens geführt. Städte sollten daher wieder stärker das Wohlergehen ihrer Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen und sich bemühen, ein Umfeld zu schaffen, in dem Innovation sich wieder besser entwickeln kann.