Die Pandemie wirkt sich auch auf den Umgang mit Geld aus. Die Österreicherinnen und Österreicher zahlen nun öfter bargeldlos und geben insgesamt weniger Geld aus. Das zeigt eine IMAS-Umfrage, die im Auftrag der Erste Bank im Juni durchgeführt wurde.
62 % der 900 Befragten gaben an, von der Krise finanziell nicht betroffen zu sein. 38 % geben jedoch weniger Geld aus als früher – „auf ganz Österreich hochgerechnet, sind das immerhin 2,5 Millionen Menschen“, erklärte Thomas Schaufler, Privatkunden-Vorstand der Erste Bank, bei der Präsentation der Studie.
Wurden die bereits vor der Krise geplanten größeren Konsumausgaben, etwa der Kauf von Möbeln oder eines Autos, noch durchgezogen, zeigen sich die ÖsterreicherInnen nun deutlich sparsamer. Zwei Drittel ließen sich allerdings auch durch Corona nicht vom Hausbau oder Wohnungskauf abbringen. Wohnkredite sind nach wie vor stark gefragt, während sich das Neugeschäft für Konsumkredite rückläufig entwickelt.
Digitalisierung vorantreiben
Nur 15 % shoppen nun öfter online, 68 % kaufen gleich viel im Internet wie zuvor. Bargeld versuchen nun mehr Menschen zu meiden: 38 % der Befragten gaben an, nun häufiger kontaktlos zu bezahlen.
Diese Entwicklung zeigt deutlich den Lernprozess durch Corona: Der 13. März – der Freitag vor dem Lockdown – hatte die heimischen Banken noch vor große Herausforderungen gestellt. Aus Angst wollten viele, vorwiegend ältere Menschen ihr gesamtes Geld abheben. „Die vierfache Geldmenge als sonst wurde benötigt, um dem Bedarf der Kunden nachzukommen“, erzählt Erste-Bank-Vorstand Schaufler. In den Wochen danach wurde es in den Filialen ruhig, dafür setzte ein Boom auf die Online-Dienste ein. Während auf der Erste-App George sonst maximal 3.000 Logins gezählt werden, waren es in den ersten Tagen bis zu 1,6 Millionen.
Die Digitalisierung der Finanzprozesse wird weiter vorangetrieben und durch Beratungsgespräche via Video erweitert. Mit Corona-sicheren Outdoorschulungen sollen auch SeniorInnen in die Welt des Online-Bankings eingeführt werden.
Hohe Bargeldbestände
Sparen ist für 79 % der ÖsterreicherInnen extrem wichtig. Diese Rekordmarke wurde zuletzt nach der Wirtschaftskrise 2009 erreicht. Besonders die Liebe zum Sparbuch ist weiterhin ausgeprägt. Die Sparquote stieg während der Corona-Krise „wirklich dramatisch nach oben“, erklärt Schaufler – trotz Zinsen auf Nullniveau. Der durchschnittliche Sparbetrag liegt derzeit bei 272 Euro monatlich. Um der Tradition des Weltspartags zu entsprechen, jedoch den Ansturm der KundInnen im Rahmen zu halten, gibt es heuer zwei Weltsparwochen. „Was mir wirklich Sorgen macht, ist der massive Anstieg an Cash“, weist der Bankmanager auf den Wertverlust durch die Inflation hin. Rund 160 Milliarden Euro haben die ÖsterreicherInnen auf der Seite – Tendenz steigend.
Knapp 40.000 KundInnen gewährte die Erste Bank im Rahmen gesetzlicher Moratorien Stundungen im Ausmaß von 41 Millionen Euro, weiteren 10.000 KundInnen freiwilliger Aufschub im Wert von 31 Millionen Euro.
Bei den Unternehmen setzt man auf langfristige Sanierung, so Schaufler: „Wir haben gesehen, dass bei vielen KMU die Eigenkapitalausstattung relativ eng ist. Da wollen wir Restrukturierungsmaßnahmen anbieten. Außerdem beraten wir dahingehend, wie man das Geschäftsmodell mehr in Richtung Online ausrichten kann.“ Zum Jahresende und im ersten Quartal 2021 rechnet Schaufler dennoch mit einem Anstieg der Insolvenzen. Die Bankengruppe habe diesbezüglich Rückstellungen gebildet.