Hans Peter Haselsteiners und Stefan Wehingers Westbahn-Projekt nimmt Formen an. Schneller, als den ÖBB lieb sein kann.
Lange gefackelt haben der Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner und Ex-ÖBB-Vorstand Stefan Wehinger schon bei der Gründung ihres ÖBB-Konkurrenzunternehmens nicht. Wehinger wurde im Personal-Dickicht der ÖBB wegen politischer und persönlicher Querelen auf die Straße gesetzt – und wartete nur die Schamfrist bis zum Auslaufen seines darauf folgenden Konsulentenvertrages ab. Wenige Tage danach war Wehingers neue Beteiligungsgesellschaft im Firmenbuch eingetragen, vier Wochen danach die Railholding-AG, ein 50/50-Joint-Venture zwischen Wehingers Beteiligungs-GmbH und der Haselsteiner-Privatstiftung. Auch die Westbahn Management GmbH, operative Tochter des Haselsteiner-Wehinger-Zusammenschlusses, gibt Vollgas. Auf der Gründungspressekonferenz – auch nur drei Tage nach den Firmenbucheinträgen – wurde bekannt gegeben, der ÖBB auf der Strecke Wien-Salzburg ab 2011 Konkurrenz zu machen. Wie ernst es dem Duo ist, zeigten die letzten Wochen. Zuerst wurde vom Infrastrukturministerium eine Eisenbahn-Konzession erteilt, Ende Juni folgte ein Rahmenvertrag mit der ÖBB-Infrastruktur über die Zuweisung von Fahrwegskapazitäten über 15 Jahre. Gleichzeitig wurden die kurzfristigen Pflichten der ÖBB dingfest gemacht.Nicht einmal 14 Tage später kaufte die Westbahn Management sieben Garnituren sechsteiligier Doppelstock-Triebzüge an, die als Intercity-Züge ab Ende 2011 zwischen Wien und Salzburg verkehren sollen. Wert des Deals zwischen der Westbahn GmbH und des Schweizer Lieferanten Stadler Rail: satte 110 Millionen Euro. Trotz Finanzkrise sei es gelungen, »die Finanzierung ohne Probleme aufzustellen«. Für Sicherheit dürfte ebenso gesorgt sein: Anton Gaal und Ernst Strasser fungieren als Aufsichtsräte der Railholding. Gaal ist als ehemaliger SP-Wehrsprecher ein altes Sicherheits-Politross, Strasser als Ex-Innenminister ebenso. Die Parität zwischen VP/SP ist hier also hergestellt. Und was sagt die ÖBB zu den Aktivitäten? Kein Problem, subsumieren etwa Personenverkehrs-Chefin Gabi Luther und andere ÖBB-Granden. Zumindest offiziell. Off records hört man auch andere Meinungen. Haselsteiner/Wehinger seien »Trittbrettfahrer«. Während die ÖBB jedes Kuhdorf bedienen müsse, sahne die Gesellschaft auf einer attraktiven Strecke den Rahm ab. Mag sein. Aber ziemlich sympathisch: Haselsteiner/Wehinger verschweigen auf ihrer Webseite auch das nicht. Ganz offensiv weisen sie selbst auf die Vorbehalte gegen eine Bahnliberalisierung hin, selbst kritische Beiträge werden im Weblog nicht zensuriert. Selbstverständlich ist das nicht.