20 Jahre österreichische Wirtschaftsgeschichte - 1996 hat der Report Verlag mit dem Bau & Immobilien Report sein erstes Magazin gegründet. Was waren die größten Veränderungen in den zwei Dekaden, wo standen die Unternehmen damals, wo heute und wie lauten die zentralen Herausforderungen für die Zukunft? Branchenvertreter im O-Ton.
Transformation der physischen Logistikkette
Horst Bratfisch, IT-Leitung Anwendungsentwicklung Österreichische Post AG
»Die digitale Substitution sorgt dafür, dass die Briefmengen weltweit stetig abnehmen. Gleichzeitig steigert eCommerce die Mengen im Paketmarkt deutlich. Diesen Trends begegnet die Post mit individuellen Kundenlösungen und verstärkten digitalen Services. Die Herausforderung dabei ist die Transformation der physischen Logistikkette in hybride und auch digitale Angebote. Dabei spielen Geschwindigkeit und Innovationskraft eine entscheidende Rolle. Der verstärkte Einsatz von cloudbasierten Diensten, vorausschauenden Analysemethoden sowie innovativen mobilen Lösungen hilft uns dabei, rasch und am letzten Stand der Technik die digitale Transformation zu gestalten.«
Auf dem Weg zum stromautarken Burgenland
Michael Gerbavsits, Vorstandsvorsitzender Energie Burgenland
»Als wir 1997 mit der Errichtung des Windparks in Zurndorf den ersten Schritt im Bereich der Windenergieerzeugung gesetzt haben, begann für die Energie Burgenland die Erfolgsgeschichte der Windenergie. Wir haben gezeigt, wie die Nutzung von Windenergie in einer gesamten Region funktionieren kann. Wir sind, wo der Wind weht und haben uns zum Ökoenergievorreiter entwickelt. Ende 2013 gelang es uns, das gesamte Burgenland durch erneuerbare Energie rechnerisch stromautark zu machen. Wir produzieren derzeit in 16 Windparks mit 224 Windenergieanlagen und einer Leistung von insgesamt 507 MW jährlich rd. 1 Mrd. kWh Ökostrom. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Ökostromversorgung Österreichs.«
Wandel der IT zum Business Enabler
Johann Martin Schachner, Country Manager Atos Österreich
»Die Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche und Wirtschaftszweige ist in den vergangenen Jahren rasant vorangeschritten. So hat auch die IT-Branche einen bemerkenswerten Wandel hin zum Business Enabler erlebt. Mit dem Internet of Things (IoT), der Interaktion zwischen Mensch, Maschine, IT-System und Umwelt, wird sich diese Entwicklung noch verstärken. Künftig wird es immer stärker darum gehen, Industriestandards mit On-Premises-Services zu verbinden.«
Wertschöpfung durch Digitalisierung
Helmut Fallmann, Mitglied des Vorstandes der Fabasoft AG
»Fabasoft hat beinahe drei Jahrzehnte Erfahrung mit E-Government-Lösungen und sich in diesem Bereich im deutschsprachigen Raum als Marktführer auf Basis von einmaligen Software-Lizenzgebühren etabliert. Dieses Geschäftsmodell haben wir mit überdurchschnittlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung weiterentwickelt. Heute versteht sich Fabasoft als Softwaremanufaktur, die ihren Kunden als strategischer Produktpartner eine reibungslose digitale Transformation auf Basis von wiederkehrenden Nutzungsentgelten ermöglicht. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Cloud-Produkttechnologie sowie revolutionäre semantische Such- und Big-Data-Lösungen, die wir im Bereich Enterprise Search und Wissensmanagement zur Verfügung stellen. Die Herausforderung für die Zukunft liegt darin, diese erfolgreichen Technologien immer wieder anzupassen, sodass die neuen Wertschöpfungsketten der Wirtschaft, die durch die Digitalisierung entstehen, unterstützt werden können. Dabei möchten wir als überzeugte Europäer unseren Kunden auch höchste Ansprüche an Datenschutz und Service Levels garantieren.«
Deutlich verschärfter Wettbewerb
Stefan Graf, CEO Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H
»Die Branche selbst war immer schon sehr hart umkämpft, mit vielen Playern am Markt und einem starken Preiskampf, welcher sich in den letzten Jahren aufgrund der volkswirtschaftlichen und politischen Umstände verschärft hat. Auf die sich bietenden Rahmenbedingungen wie z.B. den steigenden Regulierungswahn der gesetzgebenden Ebenen, die fehlende Entscheidungsfähigkeit der Politik, in der Folge ein stagnierender bis schrumpfender Markt, aber auch die Chancen wie die Digitalisierung, gilt es sich entsprechend vorzubereiten und dafür die Weichen für die Zukunft zu stellen. Leyrer + Graf hat in den letzten 20 Jahren ein starkes Wachstum auf einem soliden Fundament verzeichnet. Wir konnten unseren Leistungsumfang deutlich ausbauen, dabei unser technisches Know-how stärken und uns gleichzeitig geografisch erweitern. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen wider: 1996 mit 660 Mitarbeitern und 30 Mio. Euro und 2016 mit 1.700 Mitarbeitern und € 235 Mio. Euro Umsatz. Wir blicken also auf sehr erfolgreiche 20 Jahre zurück.«
Vom Zellenbüro zum reversiblen Arbeitsraum
Karl Friedl, Geschäftsführender Gesellschafter M.O.O.CON und Sprecher der IG Lebens-zyklus Hochbau.
»Gratulation zum 20-jährigen Jubiläum! Nur kurz vor eurer Geburtsstunde haben wir unsere Tätigkeit als Unternehmens- und Objektberater begonnen. Gearbeitet wurde damals noch ohne PC, Mobiltelefon oder Email, meistens im Zellenbüro. Für die mobilen Digital Natives von heute kaum noch vorstellbar! Neben der erfolgreichen Umsetzung des ersten Kombibüros für die Österreichischen Lotterien waren weitere wichtige Meilensteine für uns das Konzept der reversiblen Arbeitsräume, die stärkere Orientierung hin zum Betrieb und zur Nachhaltigkeit von Gebäuden, die Professionalisierung des Projektmanagements sowie die Lebenszyklusorientierung in Bauprojekten. Was uns jetzt und in Zukunft noch stark beschäftigen wird, ist die Planung von Arbeitswelten vor dem Hintergrund der Wissensarbeit und Digitalisierung. Dafür brauchen wir den interdisziplinären Blick aus der Organisationsplanung, Personalberatung, Architektur und IT sowie dem FM.«
Mehr Transparenz in der öffentlichen Verwaltung
Markus Kaiser, Geschäftsführer BRZ
»Die digitale Transformation wird, so wie in der Privatwirtschaft, auch in der öffentlichen Verwaltung zu mehr Transparenz und Handlungsdruck führen. Neue Technologien helfen bei der Betrugsbekämpfung ebenso wie bei der vollständigen Automatisierung von Prozessen zum Beispiel bei der Beantragung und Genehmigung der Familienbeihilfe. Über die elektronische Gesundheitsakte können Patienten ortsunabhängig auf sämtliche Gesundheitsdaten zugreifen und deren Verwendung bestimmen. Alle drei Beispiele erhöhen die Einnahmen oder reduzieren die Kosten und setzen auch Personalkapazität frei. Dadurch kommt Druck ins System. Es wird zu signifikanten Einsparungen in den öffentlichen Haushalten führen. Für die Bürgerinnen und Bürger ist das eine Win-win-Situation.«
Völlig neue Geschäftsmodelle
Oliver Krizek, Eigentümer und Geschäftsführer der NAVAX Unternehmensgruppe
»Unsere Herausforderung der nächsten drei bis fünf Jahre ist das Thema Cloud. Für uns sind es, neben der technischen Herausforderung der Software, im Wesentlichen die neuen Einkommensmodelle, die durch das Thema Cloud entstehen. Cloud-Verrechnungsmodelle ersetzen bekannte Kauf- gegen Mietmodelle, die neue Einkommensmodelle und damit Liquiditätsveränderungen bei IT Unternehmen nach sich ziehen werden. Der Markt an IT Beratungs- und Service-Unternehmen wird damit noch weiter konzentriert werden. Wir haben hier schon frühzeitig reagiert und begonnen, unsere Leistungen und Produkte über Cloud anzubieten. Step by Step können unsere Kunden und Interessenten entscheiden, wie sie in Zukunft ihre IT-Werkzeuge einsetzen und bedienen wollen. Dazu sind wir gefordert, nicht nur neueste Software zur Verfügung zu stellen, sondern auch zunehmend für unsere Kunden neue Geschäftsmodelle zu entwerfen und Innovationsleistung anzubieten.«
Im Zeichen der Expansion
Bernhard Mucherl, Geschäftsführer Murexin GmbH
»Vor rund 20 Jahren hatte sich die noch damalige Murexin AG gut in den Mutterkonzern, die Schmid Industrieholding, eingelebt und mit der Firma Furtenbach fusioniert. Damit war der Grundstein für die heutige Struktur und die Produktsparten der Murexin GmbH gelegt. Unser Geschäftsfeld Export steckte damals noch in den Kinderschuhen und das Augenmerk lag auf dem Aufbau der Exportmärkte in Osteuropa. Heute ist der Murexin Konzern in Mittel- und Osteuropa mit acht Tochtergesellschaften gut etabliert, der durchschnittliche Jahresumsatz der 90er konnte mehr als verdoppelt werden. Stolz sind wir auf unsere Innovationskraft – rund ein Drittel unseres Umsatzes erwirtschaften wir mit Produkten, die wir in den letzten fünf Jahren entwickelt haben. Auch in Zukunft werden wir ausgehend von einem starken Headquarter in Österreich die überregionale Expansion weiter gezielt vorantreiben, wobei der Schwerpunkt auf den westeuropäischen Märkten liegen wird.«
Intelligent und vernetzt, aber einfach und intuitiv
Karl Hawlik, Geschäftsführer OKI Österreich
»Unternehmen arbeiten heute ganz anders als vor 20 Jahren. Einerseits ist es normal, ein Farb-Multifunktionsgerät zu haben und Dinge selbst zu produzieren, die früher in die Druckerei mussten. Andererseits laufen viele Prozesse elektronisch ab. Dazwischen mangelt es noch am optimalen Zusammenspiel der beiden Welten. Unsere Geräte werden immer intelligenter und vernetzter, müssen aber gleichzeitig einfach und intuitiv zu bedienen sein. Das ist eine Herausforderung, die unsere Entwicklungsabteilung schon in Angriff genommen hat. Auch im kreativen und grafischen Bereich arbeiten wir laufend an Innovationen, wie zuletzt dem NeonColor Drucker.«
Megatrends Mobilität und Cloud
Dorothee Ritz, General Managerin Microsoft Österreich
»Wir leben in einer Zeit des spürbaren Wandels, der auch vor uns selbst nicht Halt macht: So hat sich Microsoft vom Lizenzverkäufer zum Dienstleister mit Abomodell für Plattformen und Services entwickelt. Die Megatrends Mobilität und Cloud haben uns bereits stark beeinflusst und werden in den nächsten Jahren noch stärker wirken. Ausschlaggebend dafür ist, dass wir erstmals über Technologie verfügen, die uns ständig begleitet. Damit kann jedes Gerät jederzeit das richtige Gerät sein und jede Zeit kann dank der Microsoft Cloud zur richtigen Zeit werden. Vor 20 Jahren war es unser Ziel, in jeden Haushalt einen Computer zu bringen. Heute wollen wir eine ›Mobile First, Cloud First‹-Welt für alle schaffen.«
Taktgeber Cloud
Damianos Soumelidis, Geschäftsführer Nagarro Österreich
»Mit einem Wort? Dramatisch! Vor 20 Jahren haben wir auch Software genutzt, aber weder in diesem Ausmaß noch mit dem heute üblichen Anspruch – nämlich flexibel, schnell, günstig und extrem userorientiert. Die Cloud ist dafür ein wichtiger Taktgeber. Herausfordern werden uns künftig das Tempo und der enorme Umfang, in dem Software die Welt erobert. Weil wir in den Industrieländern gar nicht die Entwicklungskapazitäten haben, geschieht das offshore. Länder wie Indien und Pakistan bringen jährlich hunderttausende wirklich gut ausgebildete Leute auf den Markt. IoT und Industrie 4.0 sind Entwicklungen, die uns strukturell, politisch und gesellschaftlich fordern werden.«
Stehen vor einer Mobilitätswende
Leonhard Schitter, Vorstandssprecher der Salzburg AG
»Der Fokus der Salzburg AG liegt auf Innovation und zukünftigen Herausforderungen, die Energiewende zu managen ist dabei zentral. Wir stehen vor einer Mobilitätswende: 2020 wollen 73 Prozent der Österreicher mit alternativen Antrieben unterwegs sein und das ist sicher elektrisch.
Die Salzburg AG sieht sich als Kompetenzzentrum für E-Mobilität: Wir bieten das Carsharing-Produkt EMIL, Elektro- und Erdgasmobilität. Und wir leisten Full-Service von Beratung über Förderungen für Privat- und Gewerbekunden bis hin zur Errichtung von Ladeinfrastrukturen. Derzeit betreiben wir ca. 60 öffentliche Ladestationen im Bundesland Salzburg. Der Strom für den Betrieb stammt nachweislich aus erneuerbaren Energie-quellen.«
Schwerpunkt von der Hard- auf die Software
Manfred Köteles, Geschäftsführer Bacher Systems
»Die bedeutendste Veränderung sehen wir in der Entwicklung der erforderlichen Kompetenzen. Die an IT-Projekten beteiligten Menschen erfüllen heute weit mehr komplexe Anforderungen als noch vor der Jahrtausendwende. Der Schwerpunkt lag vor 20 Jahren noch auf der Hardware und dem Betriebssystem. Bereits seit einigen Jahren geht es verstärkt darum, die oft zahlreichen Software-Komponenten richtig zusammenwirken zu lassen; denn sie machen das Wesen eines IT-Service aus. Das funktionierende Gesamte – aus dem Hardware-Unterbau und den vielen beteiligten Software-Elementen – steht im Vordergrund. Dafür die erforderliche Kompetenz der Mitarbeiter auf Top-Niveau zu halten, wird die größte Herausforderung sein.«
Trends erkennen und selbst setzen
Christian Weinhapl, Geschäftsführer Wienerberger Ziegelindustrie
»Immer vielfältigere Ansprüche an Produkte, Systeme und Dienstleistungen, steigender Dokumentationsaufwand bei gleichzeitigem Kostendruck aus dem Thema ›leistbares Bauen‹, zunehmender Wettbewerbsdruck, fortschreitende Digitalisierung, weltweite Vernetzung und immer höhere und schnellere Verfügbarkeit von Information und Waren kennzeichneten die Entwicklung der letzten 20 Jahre. Diese dynamischen Veränderungen und die Fähigkeit der schnellen Anpassung werden uns auch weiterhin begleiten. Für Wienerberger ist aber eines seit jeher festes Credo: Um im Wettbewerb bestehen zu können, braucht es intensive Marktbearbeitung, beste Kundenbeziehungen, höchste Service- und Produktqualität, stetige Weiterentwicklung und Innovation. Zukünftig wird es immer entscheidender sein, Trends zu erkennen bzw. selber Trends zu setzen, Talente optimal einzusetzen und Kompetenzen zu festigen und auszubauen. Und es braucht geeignete politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, um diesen Weg überhaupt gehen zu können und um Erfolg langfristig sicherzustellen.«
Maßgeschneiderte Lösungen für die Zukunft
Wolfgang Hesoun, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG Österreich
»Der Wandel der Energiemärkte, das Aufkommen unkonventioneller Energieträger, zunehmend dezentrale Energieerzeugung, neue Formen der Energieumwandlung, Speichertechnologien und die durchgängige Digitalisierung bedeuten massive Herausforderungen, bringen aber auch große Chancen mit sich. Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach elektrischer Energie doppelt so schnell wächst wie die Weltbevölkerung. Bis 2030 wird sie um rund 60 Prozent steigen. Angesichts knapper Ressourcen werden wir für Energieumwandlung, Übertragung und im Verbrauch immer mehr maßgeschneiderte und hocheffiziente Lösungen brauchen. Das ist unverzichtbar für unsere Zukunft.«
Paradigmenwechsel in der Sprachkommunikation
Josef Jarosch, Geschäftsführer Unify Österreich
»Vor 20 Jahren fand Sprachkommunikation in eigenen abgeschotteten, hochverfügbaren und pro-prietären Netzen statt, Vertraulichkeit und Sicherheit standen immer im Vordergrund. Heute können wir eine umfangreiche Kollaborationslösung ganz einfach im gewohnten Browser oder als App auf dem allgegenwärtigen Smartphone zur Verfügung stellen. Die sichere Bereitstellung und Vertraulichkeit ist wichtiger denn je – mit unseren Lösungen kann der Kunde für sich selbst entscheiden, ob er seine Kommunikationsdaten in der privaten Cloud bei sich im Rechenzentrum nutzen möchte oder diese einfach und unkompliziert aus unserem europäischen Rechenzentrum in Anspruch nimmt.«
Enorme Fortschritte in der Dämmung
Gerald Prinzhorn, Geschäftsführer Austrotherm GmbH
»Vor 20 Jahren war alles ganz anders. Dämmung spielte keine große Rolle. Wenn man überhaupt gedämmt hat, dann mit mickrigen fünf Zentimeter dicken Dämmplatten.
Heute werden Häuser gebaut, die kaum mehr Heizenergie benötigen. Niedrigstenergie-, Passiv- und Plusenergiehäuser sind ausgereifte Konzepte. Wir können es schaffen, bei der Heizung unabhängig von unsicheren fossilen Energiequellen zu werden und noch dazu massiv Energiekosten zu sparen. Wesentlich dazu beigetragen haben qualitative Dämmstoffe, welche in den letzten Jahren auch weiterentwickelt wurden. Auch Austrotherm hat dazu viel beigetragen.«
Konzentration auf Kernkompetenzen
Bernd Feketeföldi, kaufmännischer Geschäftsführer von MEWA
»In den vergangenen zwanzig Jahren ist die Nachfrage nach den Leistungen des Textilservices kontinuierlich angestiegen. Besonders erfolgreich entwickelt sich in Österreich der Bereich Berufskleidung. Der Grund: sicher, weil wir es den Unternehmen und Institutionen leichter machen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Außerdem sinkt bei den Arbeitnehmern zunehmend die Bereitschaft, Arbeitsbekleidung zu Hause zu waschen. Die derzeitigen Megatrends Nachhaltigkeit und Sicherheit fördern die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen zusätzlich. Zu den großen Herausforderungen der Zukunft gehören für unsere Branche, kundenbezogenen Zusatzleistungen weiter zu intensivieren und unsere Produktivität bei gleichbleibend hoher Qualität zu erhöhen.«
Neue Technologien frühzeitig erkennen
Jürgen Horak, Director Solutions, Dimension Data Austria
»In den letzten Jahren sind wir zunehmend mit dem raschen Voranschreiten der Digitalisierung beschäftigt. Um die damit verbundenen Herausforderungen bestmöglich zu bewältigen, haben wir uns als Unternehmen stark weiterentwickelt. Mit unserer Transformation zu einem globalen Unternehmen können wir unsere Services grenzüberschreitend anbieten und auf weltweite Ressourcen zurückgreifen. In einer digital vernetzten Welt ist es für IKT-Dienstleister wichtig, die Augen und Ohren nah am Markt zu haben, um für unsere Kunden neue Technologien frühzeitig zu erkennen und umsetzen zu können. Dieses Ziel verfolgen wir auch weiterhin. Die Offenheit für neue technische Entwicklungen ist für Unternehmen die Voraussetzung, wettbewerbsfähig zu bleiben. Wer auch künftig erfolgreich sein möchte, kann sich dieser Herausforderung nicht verschließen.«
Wohnraumschaffung als Gemeinschaftsprojekt
Gerald Beck, Sprecher der Geschäftsführung Raiffeisen evolution
»Der Immobilienmarkt hat sich seit der Finanzkrise im Jahre 2008 sehr verändert. Einerseits sind die Geschäfte in den CEE-Ländern stark zurückgegangen, andererseits haben Immobilien als Anlageform einen starken Aufschwung erfahren.
Aufgrund der demografischen Entwicklung ist die Schaffung von Wohnraum in den Großstädten eine wesentliche Herausforderung für die Zukunft. Diese muss ein Gemeinschaftsprojekt der jeweiligen Kommune mit Projektentwicklern, Bauträgern und Stadtentwicklern sein. Der Zugang zu leistbarem Wohnraum sollte allen möglich sein – die Fördertöpfe sollten besser dotiert werden. Es muss ein gleiches Verständnis geben, alle müssen mit im selben Boot sein.
Auch das Thema Nachhaltigkeit wird einen immer höheren Stellenwert bekommen. Wir wollen Gebäude errichten, die auch noch in 100 Jahren nutzbar sind.«
Ohne Styropor kein leistbares Wohnen
Clemens Demacsek, Geschäftsführer der Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum GPH
»Für die Mitgliedsbetriebe der GPH vollzog sich in den letzten 20 Jahren ein Paradigmenwechsel. Styropor mutierte vom innovativen Hero mit hohem Nutzen (leichte Verarbeitbarkeit, hohe Belastbarkeit, preisgünstig und damit rasch amortisiert) in den vergangenen fünf Jahren zum Prügelknaben. Alles – vom Schimmelpilz im Wohnraum bis zum Algenbefall an der Fassade – scheint Styropor verursacht zu haben. Begleitet wurde diese Entwicklung von Berg- und Talfahrten der Energiepreise. Das mündet heute in einer Sanierungsrate, die deutlich unter 1 % anstatt bei 3 % des Altbaubestandes liegt. Die größte Herausforderung wird es sein, den Bürgern klar zu machen, dass die Energiewende und leistbares Wohnen ohne Styropor nicht annähernd erreicht werden können.«
Preise stagnieren, Kosten steigen
Wolfgang Moser, kaufmännischer Geschäftsführer Wopfinger Transportbeton
»Transportbeton ist heute und auch künftig in Bezug auf massives sowie energieeffizientes und nachhaltiges Bauen nicht aus dem Baualltag wegzudenken. Die Transportbetonpreise treten seit 20 Jahren auf der Stelle. Die Kostensteigerungen der Produktionsfaktoren konnten nur mittels Produktivitätssteigerungen aufgefangen werden, eine gewisse Marktkonzentration ergab sich als logische Konsequenz. War in den letzten Jahren die Steigerung der Produktqualität ein wesentlicher Innovationstreiber, so liegen die Herausforderungen der Zukunft in der Verbesserung der Logistik sowie der Anwendung neuer Rohstoffkonzepte. Aufgrund der immer schwerer zugänglichen natürlichen Ressourcen und der politischen Vorgaben (Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz) wird künftig der Ersatz natürlich gewonnener Rohstoffe durch Recyclingmaterial im Zentrum der technologischen Weiterentwicklung stehen.«
Menschliche und umweltbewusste Lebensraumgestaltung
Walter Wiedenbauer, Geschäftsführer Sto Ges.m.b.H.
»Sto hat in den letzten 20 Jahren mehrfach durch überlegte, aber mutige Schritte zukünftige Entwicklungen vorweggenommen. Unser Leitbild war schon immer die menschliche und umweltbewusste Lebensraumgestaltung. Heute sind Nachhaltigkeit, Klimaschutz und CSR in aller Munde, aber damals waren wir damit in der gesamten Branche Vorreiter. Auch beim Thema Innovation haben wir früh erkannt, dass Produktanforderungen immer europäischer und internationaler werden. In Zukunft werden die Ansprüche an das Wohnen noch mehr steigen. Die Menschen kaufen verantwortungsbewusster und interessieren sich für Baustoffe. Energieeffizienz und Umweltbewusstsein sind die Stichworte – hier reagieren wir schon heute durch intensivere Beratung.«
Frühzeitig begonnen, Alternativen zu entwickeln
Josef Hackl, Geschäftsführer Vertrieb Synthesa
»Auch die Synthesa-Gruppe blickt auf zwei ereignisreiche Jahrzehnte zurück. Es waren die Jahre des Booms bei der thermischen Sanierung. Der Markt an Wärmedämmsystemen kam in den 90er-Jahren und danach zur Vollblüte. Synthesa ist mit der Marke Capatect ganz vorne mit dabei!
Der Hype hat sich inzwischen abgeschwächt, der Dämmstoffmarkt ist heute so hart umkämpft wie noch nie und EPS ist in die Kritik geraten. Wir haben auf diese Entwicklung reagiert und damit begonnen, Alternativen zu entwickeln. Heute sind wir mit unserer ökologischen Fassadendämmung aus Hanf Innovations- und Technologieführer auf diesem Gebiet. Auch im Bereich Baufarben und Lacke konnten wir uns zum mit Abstand größten Anbieter entwickeln. Das Thema ›umweltbewusst bauen‹ steht heute im Fokus vieler Kunden. In diesem Sinne wünschen wir dem Report-Team weitere 20 erfolgreiche Jahre mit vielen interessanten Themen.«
Software ist die Zukunft
Peter Lieber, Präsident des Verbands Österreichischer Software Industrie (VÖSI)
»Während die vergangenen Jahrzehnte in der IT sehr stark von Hardwareentwicklungen geprägt waren, stehen die nächsten sicher im Zeichen der Software und der digitalen Plattformen. Deshalb freue ich mich sowohl als Software-Unternehmer als auch als VÖSI-Präsident auf die kommenden Herausforderungen. Es muss in Österreich aber noch viel klarer werden, dass wir die Phase des digitalen Wandels nur dann für uns nutzen können, wenn wir sie mit ganzem Einsatz und ab sofort aktiv mitgestalten. Nur mit Mut und unternehmerischer Risikobereitschaft werden wir das hierzulande reichlich vorhandene Potenzial auch wirtschaftlich und gesellschaftlich nutzen können. Ich setze darauf, dass der Report Verlag diesen anspruchsvollen Wandel auch in den nächsten 20 Jahren begleiten wird!«
BIM kommt nicht über Nacht
Alfred Hagenauer, Geschäftsführer A-Null Bausoftware
»Unsere Archicad-Software hat schon vor 20 Jahren vorweggenommen, was heute unter dem Namen BIM in aller Munde ist. Das war bei Archicad als virtuelles Gebäudemodell immer schon die Vision und das Kernthema, aber aufgrund der Leistungsfähigkeit der damaligen Hardware nicht vollständig umsetzbar. Heute gibt es beim Thema BIM und virtuelles Gebäudemodell in Österreich einige Pioniere, aber auch noch sehr viel Potenzial nach oben. Man darf auch nicht erwarten, dass dieser Schritt über Nacht passiert. Mit dem Feedback der Vorreiter können die Entwickler das Produkt auch laufend an die praktischen Herausforderungen anpassen. Dann werden auch jene zugreifen, die jetzt noch skeptisch sind. Denn dass es an BIM kein Vorbeikommen gibt, ist unbestritten.«
Personaldienstleistungen gewinnen an Bedeutung
Klaus Lercher, CEO Trenk-walder Personaldienste
»Die Entwicklung der Zeitarbeitsbranche ist stark abhängig von der Konjunktur. Aber auch Themen wie Regulierung, Fachkräftemangel, Billigarbeitskräfte sowie ständig steigende Lohnnebenkosten sind die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen für den Personaldienstleistungsbereich. Meiner Einschätzung nach ist es dennoch so, dass Personaldienstleistungen, sowohl auf europäischer Ebene als auch für den Wirtschaftsstandort Österreich, weiter an Bedeutung gewinnen. Natürlich müssen wir uns schon heute mit den Trends der nächsten Jahre beschäftigen. Um den Herausforderungen zu begegnen, gilt es Dienstleistungen und Services weiter auszubauen und in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren.«
Neue Anforderungen in einer globalisierten Welt
Wolfgang Hermann, Geschäftsführer AGES
»Die AGES, die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, spielt eine wesentliche Rolle in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheit, öffentliche Gesundheit, Arzneimittel sowie in der Landwirtschaft. In einer globalisierten Welt ändern sich die Anforderungen sowohl für den hoheitlichen Bereich als auch für die Wirtschaftsbeteiligten. Neue Gefahren wie Krankheitserreger und Probleme und Herausforderungen wie internationale Handelsströme oder TTIP treten auf. Die Aufgabe der AGES ist es, mögliche Risiken für die österreichische Bevölkerung, die Wirtschaft und Landwirte so gering wie möglich zu halten. Dazu nutzen wir modernste Analytik, betreiben angewandte Forschung, bewerten und kommunizieren Risiken. Dieser ständige Wandel bedeutet für uns aber auch, bewährte Systeme mit Innovationen zu vereinen und neue, flexible Formen von Kooperationen einzugehen.«
Energieeffizienz und Komfort sind kein Widerspruch
Michael Walter, Geschäftsführer Velux
»Zunächst: alles Gute zum runden Geburtstag und weiterhin viel Erfolg! Der Start des Verlags war verbunden mit hoher Nachfrage nach Innovation und dem Ausbau von Wohnraum unter dem Dach.
Um das Informationsangebot rund um Licht und Luft für Dachräume sicherzustellen, bildete der Aufbau eines schlagkräftigen Marketingteams – geprägt durch rasante Digitalisierung und entsprechend intensive Online-Aktivitäten – die Basis für den Erfolg der nächsten zehn Jahre. Den Trend zu mehr Komfort hat Velux durch den Launch von Velux Integra, ein fernbedienbares Dachfenster mit Regensensor, begrüßt. Mit der Errichtung des C02-neutralen Sunlighthouse haben wir gezeigt, dass Energieeffizienz und Komfort durch Tageslicht und Frischluft kein Widerspruch sind. Die Krisenjahre meisterte Österreichs Baubranche aufgrund verschiedenster Fördermaßnahmen. Allerdings ist die Renovierung in den letzten Jahren rückläufig. Wichtig sind daher die Aktivierung der Schaffung von Wohnraum sowie die Sanierung des Altbestands.«
Bewusstsein hat sich stark gewandelt
Roland Hebbel, Geschäftsführer Steinbacher Dämmstoffe
»Vor 20 Jahren steckte Wärmedämmung noch in den Kinderschuhen – seither hat sich das allgemeine Energie- und Umweltbewusstsein, unter anderem aufgrund der vereinbarten Kyoto-Ziele, enorm gestärkt. Die Emissionen der Autos wurden markant reduziert, E-Mobilität gewinnt immer mehr an Bedeutung und für viele Unternehmen ist es heutzutage selbstverständlich, den ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten und nachhaltig ihren CO2-Verbrauch zu verringern. Fakt ist aber auch, dass vor 20 Jahren beispielsweise ein Brexit noch kein Thema war. Deshalb brauchen wir jetzt umso mehr positive Stimmung, damit Nachhaltigkeit weiterhin als wesentlicher Faktor gelebt und intensiviert wird.«
Auftraggeber tragen Mitverantwortung
Elmar Hagmann, Geschäftsführer Wilhelm SEDLAK Ges.m.b.H.
»Die Weiterentwicklungen im Baubereich sind überwiegend in Produktivitätssteigerungen und Produktentwicklungen zu sehen – die größten Veränderungen, die die Positionen der Bauunternehmen neu definieren, werden im Zusammenhang mit BIM (Building Information Modeling) auf uns zukommen. Eine weitere Herausforderung stellt das Thema Sozialdumping und Sozialbetrug dar. Dieses kann unserer Meinung nach nur durch eine Mitverantwortung der Auftraggeber, Erhöhung der Qualität und damit einer Abkehr vom absoluten Billigstbieterprinzip erfolgen. Die Sedlak Gruppe hat sich in den vergangenen 20 Jahren sehr gut entwickelt: Das Bauträgergeschäft wurde ausgeweitet und die internen Prozesse der Projektentwicklung ständig verbessert. Wir errichten Neubauten gleichermaßen ambitioniert wie wir Wohn- und Bürohäuser sanieren. Durch die Verjüngung der Geschäftsführung ist eine kontinuierliche Betriebsführung sichergestellt.«
In 20 Jahren mehr Veränderungen als in den 200 Jahren davor
Manfred Katzenschlager, ehemaliger Geschäftsführer der Geschäftsstelle Bau und neuer Geschäftsführer Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft
»20 Jahre Bau- und Immobilienreport sind auch 20 Jahre dokumentierte Baugeschichte durch Fachjournalismus auf höchstem Niveau. In diesen zwei Jahrzehnten hat sich die Bau- und Gebäudetechnik wahrscheinlich stärker verändert als in den zwei Jahrhunderten zuvor. Vor 20 Jahren versuchten sich die ersten Pioniere im Passivhausbereich, jetzt hält Building Information Modeling Einzug in das Bauwesen. Gleichzeitig erfasst das Thema Digitalisierung sämtliche Bereiche des Tourismus. Eine funktionierende Bauinfrastruktur ist auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für Tourismus und Freizeitwirtschaft – von der Verkehrsinfrastruktur über Hotel-, Gastronomie-, Wintersporteinrichtungen bis hin zur Instandhaltung der historischen Gebäude. Geht es dem Tourismus gut, geht es auch der Bauwirtschaft gut und vice versa. Ich gratuliere dem Bau- und Immobilien Report zu den erfolgreichen 20 Jahren und bedanke mich sehr herzlich für die spannende Zusammenarbeit sowie die erfolgreichen gemeinsamen Projekte.«
Starke Umbrüche in allen Branchen
Bernd Bugelnig, Vorstandsvorsitzender Capgemini
»Unsere Branche wurde immer schon von technologischen Veränderungen und regulatorischen Rahmenbedingungen beeinflusst. Damals wie heute war es erforderlich, notwendige Veränderungen nicht in Einzelaktionen oder in einem Stückwerk vorzunehmen, sondern von Anfang bis zum Ende ganzheitlich durchzudenken. Durch die technologischen Erneuerungen ergeben sich Möglichkeiten, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf kurz oder lang zu durchaus starken Umbrüchen in etlichen Branchen führen werden. Etablierte Unternehmen müssen extrem wachsam sein und aufpassen. In alteingesessenen Organisationen ist der Innovationsgedanke nicht immer so inhärent vorhanden – dadurch ergibt sich ein gewisses Risiko, an agilere Unternehmen Marktanteile zu verlieren. Daher ist es immens wichtig, externe Innovationstreiber frühzeitig zu erkennen und deren Bedeutung für das eigene Unternehmen zu bewerten. Wenn es dann zu Umsetzungsprojekten kommt, ist es wichtig, die damit verbundenen Veränderungsprozesse mit einer soliden Governance auszustatten – sie brauchen Struktur und die entsprechenden Steuerungsprozesse. Die größten Chancen auf Erfolg haben die Projekte, wenn sie vom Management von oben nach unten auf Basis eines durchgängigen Change Managements unterstützt werden.«