Samstag, Dezember 21, 2024

Seit Ende Februar ist das neue Betonlabor der Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H. am Standort Oberwaltersdorf in Betrieb. Im Doppel-Interview sprechen Geschäftsführer Franz Denk und Laborleiter Martin Bernhard über die zentralen Aufgaben der neuen Einrichtung, das Thema Recyclingbeton und die Rolle von Spezialbetonen.

Report: Sie haben im Februar 2015 ein neues Betonlabor in Oberswalterdorf eröffnet. Was sind die zentralen Aufgaben des Labors?

Franz Denk:
Eine zentrale Aufgabe ist die Überwachung unserer Betonproduktion sowie der Ausgangsstoffe. Wir betreiben ja auch sechs Kieswerke und auch da muss die Qualitätssicherung gewährleistet sein. Auch die Zulieferprodukte wie Zement und Zusatzmittel werden laufend qualitätsgeprüft. Und natürlich geht es auch um eine laufende Entwicklung, wo wir abhängig vom Baustellenbedarf laufend neue Betonrezepturen entwickeln.

Martin Bernhard:  Eine wichtige Aufgabe des Betonlabors ist auch die Schulung unser Fahrmischerfahrer und Pumpenfahrer, aber auch der Mischmeister und auch der externen Frächter, die vor Ort die Anwender instruieren müssen. Auf Wunsch bieten wie die Schulungen aber natürlich auch unseren Kunden an, was von Stammkunden auch gut angenommen wird. Vor allem, wenn es um die Anwendung von Spezialbetonen geht.

Denk: Ganz wichtig ist, dass wir hier über deutlich mehr Fläche verfügen als am alten Standort und unseren Mitarbeitern einen zeitgemäßen Arbeitsplatz bieten können. Und schließlich sind wir hier direkt an unser IT-Netz angeschlossen, was die Arbeitsabläufe deutlich vereinfacht.

Report: Wo liegen die Forschungsschwerpunkte des Labors?

Denk: Aktuell liegt der Schwerpunkt sicher im Bereich des Recyclingbetons, also Beton mit Anteil einer recyclierten Gesteinskörnung. Auch im Bereich Faser- und Farbbetone tut sich einiges, auch wenn das natürlich mengenmäßig eine noch geringe Rolle spielt.
Generell ist die Entwicklung für uns aber wichtiger als die Forschung. Wir sind ein Betriebslabor, echte Grundlagenforschung betreiben wir nicht. Da fehlen uns auch die Ressourcen. Vielmehr geht es um die Entwicklung der gewünschten Rezepturen in einer garantierten Qualität, die Anwendung und die Unterstützung unserer Kunden. Unsere Kunden wissen, dass sie mit jeder Frage zu uns kommen können und bei uns alles aus einer Hand bekommen. Wir müssen nichts fremd vergeben.

Bernhard: Das geht so weit, dass sich auch Anwender bei uns mit Fragen melden, die gar nicht zu unseren Kunden zählen. Die Kompetenz wird also in jedem Fall wahrgenommen. Aber diesen Servicegedanken wollen wir auch leben, auch für potenzielle Kunden.

Denk: Es ist einfach wichtig, das Know-how und die Kompetenz zu entwickeln und intern im Haus zu behalten. Deshalb ist das Betonlabor auch eine wichtige Zukunftsinvestition für uns.

Report: Wie viel wurde in das neue Labor investiert?

Denk: Das Gebäude gab es bereits. Die meisten Geräte stammen von unserem früheren Standort in Liesing. Die Umbauarbeiten und die Einrichtung schlagen mit rund 130.000 Euro zu Buche. Dafür haben wir hier jetzt eine State-of-the-Art-Einrichtung.

Report: Welche Erwartungen haben Sie bzw. der Mutterkonzern an das Betonlabor?

Denk: In Wopfing gibt es das neue Innovationszentrum, wo es vor allem um Trockenmörtel, Zement und Kalk geht. Und wir vertreten die Betonkompetenz im Konzern. Das heißt, wenn es um Beton geht, sind wir erster Ansprechpartner.
Uns geht es intern um Marketing, um Werbung für diese Abteilung, damit sie diese Wertschätzung erhält, die sie unserer Meinung nach verdient. Und extern geht es darum, beim Kunden präsent zu sein und eine Dienstleistung zu bieten, die uns von anderen unterscheidet.

Report: Sie haben bereits das Thema Recyclingbeton angesprochen. Welche Rolle spielt Recyclingbeton heute?

Denk: Man kann Recyclingbeton sicher nicht überall einsetzen. Wenn es etwa um Frost geht, ist Recyclingbeton nicht die richtige Wahl. Das ist sicher eine Produktnische. Aber ich geh schon davon aus, dass die Anwendungsgebiete schon aufgrund politischer Vorgaben immer mehr werden. Das ist eine internaionale Entwicklung und auch der Beton kann sich dem Recyclinggedanken nicht verschließen. Alles aus Primärrohstoffen zu machen, wird nicht möglich sein.

Report: Wo sehen Sie bei Recyclingbeton die größten Optimierungspotenziale?

Denk: Es ist interessant zu sehen, dass wir hinsichtlich Festigkeiten aufgrund der inneren Nachbehandlung schon jetzt teilweise bessere Werte erreichen als beim klassischen Beton. Aber man darf dennoch nicht übertreiben. Man muss wissen, wo die besten Einsatzgebiete sind. Die zu finden ist sicher eine wesentliche Aufgabe.

Report: Wie groß sind die Vorbehalte bei den Kunden?

Denk: Die sind zum Teil leider noch sehr deutlich ausgeprägt. Aber da liegt es auch an uns, Aufklärungsarbeit zu leisten.  Die meisten kennen das Recyclingmaterial nur trocken gebrochen, wir brechen, waschen und trennen die Feinfraktion. Dadurch bekommen wir ein völlig anderes Produkt. Aber das wissen die meisten nicht.

Report: Um wie viel komplexer ist die Produktion von Recyclingbeton, um die nötige Qualität zu erreichen?

Denk: Man muss vor allem darauf achten, die richtige Konsistenz zu bekommen. Ein gewisser Anteil von Wasser ist beim Mischen erforderlich, um die Konsistenz einzustellen. Wenn das vom Material weggesaugt wird, muss Wasser hinzugegeben werden, um eine Steifigkeit zu verhindern. Das ist auch erlaubt, weil man das Wasser in der Körnung speichert. Aber dafür braucht man jede Menge Erfahrung.

Bernhard: Wir machen das jetzt seit rund zwei Jahren. Das Betonlabor hat dabei eine große Rolle gespielt. Da wurden laufend Proben genommen, um die Qualität sicherzustellen.

Report: Werden Sie den Weg trotz der Vorbehalte der Kunden weitergehen?

Denk: Auf jeden Fall, weil wir überzeugt sind, dass dieser Weg der richtige ist. Wenn man sich die Schweiz ansieht, dann kann man sehr gut erkennen, wie viel Potenzial in dieser Technologie steckt. Da ist ein Recyclinganteil bei öffentlichen Ausschreibungen zwingend vorgeschrieben. Und ich gehe davon aus, dass das auch bei uns kommen wird. Und darauf wollen wir vorbereitet sein.

Report: Sie haben zahlreiche Spezialbetone im Angebot. Welche wirtschaftliche Rolle spielen sie?

Denk: Prinzipiell ist es so, dass Spezialbetone schwer abzugrenzen sind. Die Frage, wo der Spezialbeton anfängt, ist nicht klar zu beantworten. Wenn wir aber von Farb- oder Faserbetonen sprechen, von denen nur wenige Kubikmeter produziert werden, dann liegt die Wirtschaftlichkeit darin, dass man sie liefern kann und somit sämtliche Kundenwünsche aus einer Hand erfüllen kann. Bei vielen Großprojekten mit 20.000, 30.000 oder 40.000 Kubikmetern sind vielleicht 200 Kubikmeter für eine Säule hochkompliziert, aber genau das muss man eben auch können. Insofern sind Spezialbetone auch ein Marketinginstrument.

Report: Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial?

Denk: Das ist schwer zu sagen. Ich rechne nicht mit einem überproportionalen Wachstum in dem einen oder anderen Segment. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir breit aufgestellt sind. Wir liefern Beton für Straßen, Industrieböden oder den Wohnbau. Es ist generell nicht wünschenswert, einzelne Spitzen zu erzeugen und dafür anderswo Verluste hinzunehmen. Davon hat keiner etwas. Wir wollen ein gesundes Wachstum auf breiter Front und keine Hypes.

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