Der 15. April ist Stichtag: Die Steuererklärungen der US-Amerikaner sind fällig.
Es ist der 15. April, kurz vor halb acht Uhr abends. Vor dem Automaten im Postamt am Palmers Square im Zentrum von Princeton hat sich eine lange Schlange gebildet. »Voriges Jahr«, schimpft ein Mann, »da waren die Beamten noch da und haben bis Mitternacht die Briefe entgegengenommen. Jetzt wird gespart, überall.« Er muss mit einem Automaten vorlieb nehmen und der hat seine Tücken. Ein aufwendiges Menü, mit Fragen nach der Kuvertgröße, dem Gewicht, der Empfängeradresse muss gemeistert werden und am Ende kommt die Frage: Soll der Brief eingeschrieben aufgegeben werden? Heute antworten alle mit JA! Es dauert, bis der Versandaufkleber, die Einschreibnummer und vor allem die Aufgabebestätigung ausgedruckt sind.
Ganz außer Atem stürmt eine brünette Mitvierzigerin herein, fragt gleich, ob es noch ein zweites Postamt in der Nähe gibt: »Ich muss meine Steuererklärung abgeben«, sagt sie und erntet Gelächter. »Das müssen wir doch alle«, antwortet ein Rotschopf in Anzug und Krawatte.
Die Leute harren aus, weil sie unbedingt den Poststempel von heute brauchen. Es ist Steuertag. Die Erklärungen sind fällig und der IRS, sprich das US-Finanzamt, kennt keine Gnade.
Alle hier haben ihre Erklärungen selbst verfasst. Es ist nicht so schwierig. Die Formulare sind online hinterlegt, mitsamt ausführlichen Beschreibungen. Das Formular 1040 ist zwei Seiten lang. Fragt nach dem Status, der Anzahl der Kinder, ob man allein oder gemeinsam mit seinem Partner erklären will. Dann kommen Fragen nach dem Einkommen: Gehalt, bezogene Zinsen, Dividenden, Alimente, Geschäftserträge, Kapitalerträge, Pensionen, Mieterlöse, Arbeitslosengeld, sonstiges Einkommen. Dann folgen Fragen nach den Ausgaben – für die Kinder, die Gesundheitsvorsorge, Übersiedlungen, Versicherungen, Studiengebühren.
Dann wird addiert und subtrahiert und unter Punkt 43 folgt dann die Gretchenfrage: Zu versteuerndes Einkommen? Dann geht’s gleich ans Errechnen des Zahlbetrages, aber erst nachdem 3.800 Dollar pro im Haushalt lebender Person abgezogen und ein Freibetrag von 11.900 Dollar für gemeinsam erklärende Ehepaare abgezogen wird. Alleinstehende kriegen nur 5.950 Dollar.
Jetzt gehts also ans Ermitteln des Zahlbetrages, dafür gibt’s eine eigene Tabelle. Wer zum Beispiel 37.000 Dollar zu versteuern hat, zahlt als Single 5.274 Dollar. Gemeinsam erklärende Ehepartner zahlen 4.676. Wer 100.000 zu versteuern hat, findet in der Tabelle den Zahlbetrag von 21.454 Dollar. Aber heiraten zahlt sich aus: Ehepartner entrichten nur 17.054.
Auch bei Walmart, der Diskont-Einkaufskette, herrscht am 15. April an den eigens eingerichteten Steuerständen Hochbetrieb. Im Billigladen gibt es auch die Steuererklärung günstiger und vor allen Dingen mit Geld-zurück-Garantie. Turbotax heißt das bei Walmart mit der Garantie: Es gibt Geld zurück vom Staat, und die Gutschrift wird gleich auf die Walmart-Einkaufskarte gebucht. Was bei Diskontern so alles möglich ist.