Herbert Spiegel, Volvo, und Frank Dicker, Saubermacher im Kurzinterview.
»Einsparungspotenziale bis zu 35 %«
Herbert Spiegel, Geschäftsführer Volvo Trucks, im Kurzinterview.
Report: Welche Rolle spielt die Hybridtechnologie für Volvo Trucks?
Herbert Spiegel: Wir sehen die Elektrifizierung als einen ganz wesentlichen Schritt zu alternativen Antriebsformen. Im Verbrennungsmotor wird die Energie nicht effektiv genutzt. Der Nutzungsgrad ist nicht optimal, nur ein Teil der Verbrennungsenergie kommt auch tatsächlich auf der Straße an. Die Hybridtechnologie ermöglicht einen geringeren Treibstoffverbrauch und eine bessere Umweltverträglichkeit.
Report: Von welchen Stückzahlen sprechen wir hier?
Spiegel: Volvo ist der einzige Hersteller, der im Bereich schwere Nutzfahrzeuge Hybridlösungen anbietet. Aber natürlich handelt es sich dabei noch nicht um ein Volums-, sondern um ein Entwicklungsprodukt. Wir haben derzeit eine Kleinserie von 100 Fahrzeugen am westeuropäischen Markt im Einsatz. Anders sieht es bei den Kollegen von Volvo Busse aus: Dort ist der Hybridantrieb schon heute ein Serienprodukt. Stadtbusse werden nur noch als Hybrid gebaut.
Report: In welchen Bereichen bietet das Konzept aus Ihrer Sicht die größten Potenziale?
Spiegel: Bei der Hybridtechnologie geht es darum, die kinetische Energie in Strom umzuwandeln, in der Batterie zu speichern und dann dem Elektromotor bei Bedarf zur Verfügung zu stellen. Das größte Potenzial liegt also dort, wo es zu häufigen Verzögerungs- und Beschleunigungsvorgängen kommt. Das gilt für den gesamten Stadtverkehr, für Verteilerfahrzeuge sämtlicher Branchen und natürlich den Entsorgungsbereich.
Report: Welche Vorteile zieht ein Unternehmen wie Saubermacher aus dem Einsatz eines Hybrid-Lkws?
Spiegel: Schon alleine im normalen Verteilerverkehr wird der Treibstoffverbrauch um 15 bis 25 % gesenkt. Wenn dann, wie von Saubermacher angedacht, auch der hydraulische Antrieb für die Müllpresse vom Elektromotor gespeist wird, liegen die Einsparungspotenziale bei 35 %. Dazu kommen noch die positiven Nebeneffekte wie die geringere Umweltbelastung und weniger Lärmemissionen.
Report: Wann amortisieren sich die deutlich höheren Anschaffungskosten?
Spiegel: Das ist pauschal schwer zu sagen. Dafür muss man für jedes Unternehmen eine individuelle Rechnung anstellen. Grob gesagt kann man aber davon ausgehen, dass nach rund fünf Jahren ein Nulleffekt erreicht ist.
»Wir übernehmen Verantwortung«
Frank Dicker, Vertriebs- und Marketingvorstand Saubermacher, im Kurzinterview.
Report: Warum setzt Saubermacher auf den Einsatz eines Vollhybrid-Lkws?
Frank Dicker: Seit über 30 Jahren lautet das Unternehmensmotto »für eine lebenswerte Umwelt«. 2010 haben wir diese Aussage zusätzlich geschärft indem wir unsere Unternehmenswerte verschriftlicht haben. Wir stehen dafür ein, dass wir Verantwortung übernehmen. Für die Menschen, die Umwelt und das Unternehmen. Weniger Lärm, weniger Abgase und geringerer Treibstoffverbrauch passen daher gut zu unserer Firmenphilosophie. Der Einsatz eines Vollhybrids ist auch die logische Folge, nachdem wir bereits Erdgas- und Elektrofahrzeuge in unserer Fahrzeugflotte haben.
Report: Wie hoch sind die Anschaffungskosten im Vergleich zu einem »herkömmlichen« Lkw und mit welchen Einsparungen rechnen Sie im laufenden Betrieb?
Dicker: Technologiebedingt liegen die Anschaffungskosten deutlich über jenen herkömmlicher Lkws, in diesem Fall um rund 50 %. Wir haben zwar nach der kurzen Einsatzzeit noch keine sicheren Ergebnisse, vertrauen aber auf die Herstellerangaben, die Einsparungen von ca. 20 % beim Treibstoffverbrauch angeben.
Report: Wo sehen Sie die größten Vorteile der Hybridtechnologie?
Dicker: Es ist eine saubere Technologie, die neben dem geringeren Verbrauch fossiler, nicht erneuerbarer Energieträger vor allem Lärmemissionen wesentlich reduziert. Studien bezeugen, dass der Verkehrslärm eine der größten Belastungen im städtischen Raum ist – noch vor den Abgasbelastungen. Mit dem Einsatz dieser »Flüstertechnologie« leisten wir einen Beitrag, die Folgekosten für die Gesellschaft zu verringern.
Report: Ist mit weiteren Hybrid-Lkws in der Saubermacher-Flotte zu rechnen?
Dicker: Ich glaube, es ist jetzt so kurz nach Inbetriebnahme zu früh zu sagen, ob diese Technologie verstärkt zum Einsatz kommen wird. Fest steht, dass Saubermacher immer in ökologische Technologien investiert hat und es ist anzunehmen, dass wir unserer Philosophie auch in Zukunft treu bleiben werden.