Warum man Mitarbeitenden als Kollegen auf Augenhöhe begegnen sollte, wie wichtig eine Vision für jedes Unternehmen ist und welche Rolle das Gemeinwohl spielt, erklärt Oliver Witvoet, Geschäftsführer easyconsult.
War for Talents
Die Digitalisierung ersetzt zunehmend einfache Tätigkeiten durch Automatismen und Maschinen. Arbeitnehmer werden dadurch immer mehr zu Spezialisten und bringen im Spezialgebiet sehr viel Know-How mit. Viele Arbeitgeber, etwa im IT-Bereich, müssen um neues Personal kämpfen. Geld, Macht und Karriere sind speziell bei jüngeren Bewerbern nicht mehr gefragt. Wesentlich ist der Sinn des Jobs, was das Unternehmen zum Gemeinwohl beiträgt und wie Umfeld und Team gestaltet sind. Starre Hierarchien haben ausgedient, neue Kulturen werden etabliert, die den Mitarbeiter als Mensch in den Mittelpunkt stellen: Entscheidungen sollen dort getroffen werden, wo das dafür benötigte Wissen vorhanden ist.
ERM als Lösungsansatz
Employee Relationship Management hat starke Parallelen zu CRM: Wie beim bestmöglichen Kundenservice sollen nun neben den Kunden auch die Mitarbeitenden im Mittelpunkt stehen. Für gelebtes ERM ist wesentlich, den Mitarbeiter als Individuum zu sehen und zu ermöglichen, sich im Job zu entfalten, Leidenschaft im Unternehmen zu leben und Spaß an der Arbeit zu haben. Das schafft Kreativität, Motivation und auch mehr Produktivität.
Glückliche Mitarbeitende sind produktiver
Eine Gallup-Studie aus Deutschland hat erhoben, dass nur 13% der Mitarbeitenden eine hohe emotionale Bindung an Aufgabe und Arbeitgeber haben. Mehr als 80% sind „disengaged“, identifizieren sich also nicht mit dem Job. Der US-Wirtschaft entgehen so geschätzt 300 Milliarden Dollar jährlich. Glückliche Mitarbeitende sind zudem um 12% produktiver. Um Mitarbeitende intrinsisch und nachhaltig zu motivieren, braucht es eine gemeinsam entwickelte Vision des Unternehmens, transparent in der Organisation dargestellt und gelebt.
ERM steckt in den Kinderschuhen
Gelebtes Beziehungsmanagement zwischen Menschen im Unternehmen braucht zuerst ein Umdenken in der Organisation. Die größten Herausforderungen dabei sind Hürden in den Köpfen der Führungskräfte, etwa Management und Mitarbeitende auf gleichem Level zu sehen. Zukünftig wird ERM verstärkt durch Software unterstützt werden. Aktuelle Personalverwaltungssoftware, wie z.B. Microsoft Dynamics 365 Human Resources, trifft das Thema nur teilweise. Im Vordergrund steht leider oft die Optimierung der Abläufe im Personalwesen – das ist nicht ERM.
Work-Play-Balance und Gemeinwohl sind wichtig
Bei easyconsult beschäftigen wir uns viel mit Sinn und Vision des Unternehmens, dabei beziehen wir die Kollegen ein. Wir möchten großartiger Arbeitgeber für uns sein und damit auch die Kunden bestmöglich bedienen. Das funktioniert durch Eigeninitiative, Spaß und Motivation. Wir versuchen Kultur und Werte zu leben, respektvoll mit den Mitarbeitenden umzugehen, auf Augenhöhe zu kommunizieren und eine offene Fehlerkultur zu leben. In regelmäßigen Jour-fixes tauschen wir uns z.B. über jene Dinge aus, für die wir dankbar sind, das schafft Glück und hilft, den Menschen klarer zu sehen. Weiters ziehen wir gerade Bilanz über unseren Beitrag zum Gemeinwohl. Dies machen wir in Zusammenarbeit mit der Gemeinwohlökonomie, eine Organisation, die das Gemeinwohl als oberstes Gut des Wirtschaftsmodells sieht.
Umdenken findet statt
Für Unternehmen ist es an der Zeit sich dem stattfindenden Änderungsprozess zu stellen. Wer jetzt den Fokus auf den Menschen legt, ein Umfeld schafft, indem Menschen erblühen und sich entwickeln können, stellt die Weichen auf eine erfolgreiche Zukunft. „How to make money“ war gestern, heute stehen soziale Kompetenz, Teamfähigkeit, Kultur und Respekt im Vordergrund. Diese Werte werden immer stärker zu Erfolgsfaktoren für wirtschaftlich gut funktionierende Unternehmen.