Samstag, Dezember 21, 2024
Nicht immer ist die Antwort »Digitalisierung«

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report erklärt Gerald Schönthaler, Geschäftsführer Hünnebeck Österreich, wie er Bauunternehmen bei der Steigerung ihrer Produktivität unterstützt, wie Hünnebeck in der Boomphase Kapazitätsengpässen entgegenwirkt und warum Sicherheit auf Baustellen für Effizienz und Wertschöpfung sorgt.

Report: 2018 hatten viele Schalungshersteller aufgrund der Hochkonjunktur mit Kapazitätsengpässen zu kämpfen. Auch für 2019 wurde mit entsprechenden Schwierigkeiten gerechnet. Wie gestaltete sich die Situation bei Hünnebeck und wie sind Sie damit umgegangen?

Gerald Schönthaler: Wir sind dem gestiegenen Bedarf schon in den letzten Jahren dadurch begegnet, dass wir konsequent in die Erweiterung und Modernisierung unseres Mietparks investiert haben. Dies ermöglicht es uns, die Baustellen unserer Kunden auch in Hochphasen in der geforderten Menge, Qualität und Terminierung zu beliefern. Außerdem profitieren wir davon, dass unser Mietpark europaweit organisiert ist, so dass wir in Hochphasen auf das Material anderer Gesellschaften zugreifen können. Auch in der Technik haben wir uns so aufgestellt, dass wir über einen großen Pool an hoch qualifizierten Ingenieuren verfügen und Belastungsspitzen flexibel abfangen können. 

Report: Wie ist 2019 generell für Hünnebeck in Österreich gelaufen?

Schönthaler: 2019 war erneut ein ausgesprochen gutes Jahr für Hünnebeck. Die weiterhin starke Baukonjunktur hat ein Umfeld geboten, in dem wir weiter wachsen konnten. Unterstützt wurde die positive Entwicklung natürlich auch durch die bauma 2019, den Branchentreff schlechthin. Im Vordergrund standen bei den zahlreichen Neu- und Weiterentwicklungen, die wir dort gezeigt haben, die neuen Generationen unserer Wandschalungen Manto und Rasto. Beide Systeme sind nun mit unterschiedlichen Ankersystemen, darunter auch mit der einseitigen Ankerung, verfügbar. 

Report: Eines der großen Themen der Baubranche ist die Produktivitätssteigerung. Mit welchen Produkten, Technologien oder Dienstleistungen kann Hünnebeck dazu beitragen, die Produktivität am Bau zu erhöhen?

Schönthaler: Schon bei der Produktentwicklung ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Anwendung der Produkte schnell erlernt werden kann. Außerdem muss das Ziel sein, Artikel so zu konstruieren, dass sie flexibel eingesetzt werden können. Wenn Zubehörteile direkt in die Schalungssysteme integriert sind, entfällt langes Suchen auf der Baustelle. Das spart Zeit und steigert die Effizienz. Dies alles ist in die Weiterentwicklung unserer Wandschalungssysteme Manto und Rasto eingeflossen.   

Ein Produktivitätsfaktor ist auch die Baustellensicherheit, die leider oft noch als notwendiges Übel angesehen wird. Hier muss ein Paradigmenwechsel stattfinden. Baustellensicherheit macht eine Baustelle effizient und ist damit wertschöpfend. Und natürlich fördern digitale Helferlein die Produktivität. Hier möchte ich nur unser Kundenportal myHuennebeck nennen, über das Kunden schnell und einfach aktuelle Baustelleninformationen abrufen können.

Report: Wo sehen Sie für die gesamte Branche generell den größten Hebel zur Produktivitätssteigerung?

Schönthaler: Die Antwort, die Sie hier erwarten, ist wahrscheinlich »Digitalisierung«. Und in der Digitalisierung der Baustelle steckt auch ein enormes Potenzial für Produktivitätssteigerungen. Nur darauf zu setzen, greift aber zu kurz. Moderne Schalungsprodukte, sichere Baustellen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Kunden und Schalungslieferant sind ebenfalls Stellschrauben, die – wenn sie optimal ineinandergreifen – massive Produktivitätseffekte bringen. 

Report: Ein aktueller Schwerpunkt von Hünnebeck ist neben dem Hochhausbau auch der Bereich Infrastruktur. Welche Lösungen hat Hünnebeck für den Neubau und die Sanierung von Brücken im Portfolio? Welchen Mehrwert bieten Sie? 

Schönthaler: Im Bereich Infrastruktur haben wir mit QuikDeck eine Lösung, die hervorragend bei Brücken- und Tunnelsanierungen, bei Reparaturarbeiten in Bahnhöfen, Flughäfen oder Kraftwerken eingesetzt werden kann. Das System müssen Sie sich wie eine schwebende Fabrikhalle vorstellen. Es wird von oben abgehängt, so dass der Verkehr darunter weiterhin möglichst ungehindert fließen kann. Auf einer großen, stabilen Arbeitsplattform kann das Baustellenteam sicher arbeiten. Die Arbeitsplattformen lassen sich vor Ort leicht und schnell montieren, am Boden ebenso wie direkt in der Luft.

Außerdem haben wir das Schwerlast-Unterstützungssystem Infra-Kit weiterentwickelt, um den Planungs- und Schalungsaufwand im Brücken- und offenen Tunnelbau zu reduzieren. Ein Gesimskappenwagen ist die jüngste Programmerweiterung.

Report: Vor etwas mehr als einem Jahr haben die Recherchen des Bau & Immobilien Report ergeben, dass BIM für die Schalungshersteller in Österreich noch eine geringe Rolle spielt. Wie würden Sie aktuell die Situation einschätzen? Hat sich die Nachfrage nach BIM-Lösungen erhöht?

Schönthaler: Für den Planungsbereich spielt BIM in Zukunft sicherlich eine große Rolle. IFC 4 wird den standardisierten Austausch von Schalungsdaten zwischen verschiedenen BIM-Applikationen vereinfachen. Dies wird die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen auf eine ganz neue Basis stellen. Wir stellen fest, dass Anfragen für eine Planung in BIM allmählich zunehmen.

Report: Welche Trends sind aus Ihrer Sicht derzeit am Markt erkennbar? Was wird heute seitens der Kunden besonders nachgefragt?

Schönthaler: Nachgefragt werden ganzheitliche Lösungen. Die Kunden möchten möglichst wenig Schnittstellen haben und wünschen sich technische Beratung, Produkte und auch Reinigungs- und Reparaturservices aus einer Hand. Digitale Services werden in Zukunft verstärkt nachgefragt werden.

Report: Die Konjunktur trübt sich ein. Zwar ist die Bauwirtschaft noch nicht in dem Ausmaß betroffen wie andere Branchen, dennoch regiert vielerorts die Vorsicht. Mit welchen Entwicklungen rechnen Sie?

Schönthaler: Die Auftragsbücher unserer Kunden sind gut gefüllt. Deswegen erwarten wir für uns 2020 eine weiterhin positive Geschäftsentwicklung.

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