Ein Gastkommentar von Holger Paulick, Fachabteilungsleiter Rohstoffgeologie an der Geologischen Bundesanstalt
Die sichere Versorgung mit mineralischen Rohstoffen ist eine unverzichtbare Grundlage für die nachhaltige Entwicklung moderner Gesellschaften. In diesem Sinne leistet die heimische Rohstoffwirtschaft einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag für Österreich.
Dies ist eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit: Wenn man sich alles aus dem Alltag »wegdenkt«, das seinen Ursprung in einem Bergbau hatte, dann bleibt nicht mehr viel übrig. Deshalb muss die österreichische Rohstoffindustrie den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen und auf der Basis von modernen Abbauverfahren und einer durchdachten Strategie zur umweltfreundlichen Nachnutzung von Bergbauflächen auf sich verändernde wirtschaftliche Anforderungen reagieren. Dies gilt insbesondere für die Herausforderungen, die sich aus dem Ziel der CO2-Neutralität ergeben. Beispielsweise verringert die lokale Nahversorgung mit Baurohstoffen die Klimabelastung durch kurze Transportwege.
Kompetenz seit 1849
Aber wo befinden sich denn die Lagerstätten, die für die Gewinnung von Baurohstoffen geeignet sind? Hier liegt eine wichtige Kompetenz der Geologischen Bundesanstalt (GBA). Schon bei der Gründung der »k.k. geologischen Reichsanstalt« im Jahr 1849 standen die Rohstoffe im Vordergrund und bis heute ist die Durchforschung des Bundesgebietes nach nutzbaren Mineralvorkommen eines unserer Kernanliegen. Detaillierte Untersuchungen zur Verbreitung und Qualität von Baurohstoffen sind beispielsweise in den Österreichischen Rohstoffplan eingeflossen und können nun als Grundlage für raumplanerische Maßnahmen verwendet werden.
Aktuell geht es bei uns an der GBA auch um die Erforschung der geologischen Prozesse, die zur Bildung von Lagerstätten der »Batteriemetalle« geführt haben. Insbesondere ist hier das Lithium zu nennen, das als Rohstoff für Akkus weitreichende Verwendung findet und damit in naher Zukunft eine wesentliche materielle Grundlage für einen elektrifizierten Individualverkehr darstellt. Unsere Forschung in diesem Bereich trägt dazu bei, die Entstehung von Lithiumvorkommen in Österreich wissenschaftlich zu verstehen und daraus Hinweise für die Suche nach diesen Lagerstätten zu entwickeln.
Zukunftsfragen
Natürlich geht es in unserer Arbeit heutzutage auch um Fragen der Kreislaufwirtschaft: In Kooperation mit verschiedenen Partnern befassen wir uns mit den Spuren von ehemaligen Bergbauaktivitäten und der möglichen Nachnutzung dieser Sekundärrohstoffe. Und tatsächlich gibt es auch »nachwachsende« mineralische Rohstoffe: Durch die Erosion und den Transport von Gesteinen aus den Bergen entstehen natürliche Schuttfächer aus Geröllen. Die systematische Erfassung dieser natürlich nachwachsenden Lockergesteinskörper ist ein spannendes Thema. Mithilfe von Drohnen und hochauflösenden Geländemessungen können beispielsweise die jährlichen Zuwachsraten bestimmt werden.
Die mineralischen Rohstoffe sind und bleiben ein wirtschaftlich wichtiges und wissenschaftlich interessantes Feld. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass innovative Ansätze und Kooperationen der richtige Weg sind, um Lösungen für neue Herausforderungen zu finden. Glück auf!