Sonntag, Dezember 22, 2024
Bioökonomie ja – Baustoff-Bashing nein!

Herkunftsbezeichnung für Roh- und Baustoffe ist ein Muss für den Wirtschaftsstandort. Wenn es nach den Verfechtern einer grünen, politisch korrekten, aber realitätsfremden Vision einer zukünftigen Wirtschaft geht, darf bald nur mehr mit nachwachsenden Rohstoffen produziert und mit erneuerbaren Energieträgern die Wirtschaft befeuert werden. 

Ein Gastbeitrag von Robert Wasserbacher, Geschäftsführer des Forums mineralische Rohstoffe

Der Grundgedanke der Bioökonomie ist verlockend positiv aufgeladen. Laut Definition der EU-Strategie wird Bioökonomie als Summe jener Sektoren und Systeme verstanden, die auf biologischen Ressourcen basieren. Im »Mission-Statement Bioökonomie« haben gleich drei Ministerien die Grundzüge der kommenden österreichischen Entwicklungen vorgezeichnet. Hier wird eine bewusste Besserstellung biobasierter Produkte und der Ersatz fossiler Ressourcen (Rohstoffe und Energieträger) gefordert. Als Begründung wird eine positive Klimarelevanz angeführt, jedoch ohne diese näher zu begründen.

Fairer Wettbewerb

Bioökonomie kann als Wirtschaftskonzept zur bewussteren Nutzung von Rohstoffen und nachhaltiger Produktion nur dann erfolgreich sein, wenn faire Wettbewerbsbedingungen herrschen. Diese Wettbewerbsbedingungen müssen jedoch auf anerkannten Nachhaltigkeitskriterien – Stichwort Lebenszyklusmodell unter Berücksichtigung des ökologischen Fußabdrucks – basieren.

Es kann nicht sein, dass klassische Nutzer nicht-nachwachsender – oder, wie im Fall mineralischer Rohstoffe, nur langsam nachwachsender – Rohstoffe systematisch angeschwärzt und aufgrund ihrer Produktionsprozesse als Umweltsünder dargestellt werden. Immerhin leisten Produkte mineralischen Ursprungs unverzichtbare Beiträge für das Leben auf unserem Planeten. Man stelle sich unseren Alltag ohne Kläranlagen, Brücken, Gleisschotter, Straßen, Tunnel oder massive Gebäude vor, ganz abgesehen von den Beiträgen zur Pharma- und Kosmetikbranche.

Kurze Transportwege

Zweifelsohne lassen sich Gebäude auch in Holz errichten. Aber kommt wirklich das dafür verwendete Holz aus der Region, werden Arbeitsplätze in Österreich geschaffen und erfolgt der Transport auf kurzen Wegen, wie dies bei mineralischen Rohstoffen der Fall ist?

Es kann wohl nicht im Sinne einer Bioökonomie-Strategie sein, dass der Ursprung des verwendeten »nachwachsenden Rohstoffs« einige tausend Kilometer entfernt ist. Eine Herkunftsbezeichnung für Roh- und Baustoffe ist daher ein Muss für den Wirtschaftsstandort. Nur so kann gesichert werden, dass sich Importe mit langen Transportweiten nicht hinter dem Siegel »Ökobaustoff, Ökorohstoff« verstecken.

Das wäre ganz im Sinne einer bioökonomischen Strategie und würde pauschalen Verunglimpfungen den Garaus machen.

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